Nach der österreichisch- ungarischen Machtergreifung in der Bukowina wurden die Habsburger, wie schon erwähnt, als Befreier begrüßt. Vor allem die jüdische Bevölkerung des Landes orientierte sich stark an der deutschen Kultur.
Zum Ausdruck kam vor allem darin, dass bei Volksbefragungen fast alle Juden Deutsch als ihre Umgangssprache nannten, - das jiddische wurde ja bekanntlich von der österreichischen Statistik übergangen. Doch weder das Ruthenische noch das Rumänische schien für die bukowinischen Juden attraktiv zu sein, sodass sie mehr als die Hälfte der deutschsprechenden des Kronlandes bildeten. Einer der wesentlichen Unterschiede bestand darin auch zu den Juden Galiziens, die mehrheitlich Polnisch als ihre Umgangssprache bezeichneten. Im Gegensatz dazu fehlte in der Bukowina, so Albert Lichtblau, "eine nichtdeutsche Elite, die einen Assimilationsanreiz bieten hätte können. Außerdem fehlte es an traditionellen ökonomischen Beziehungen zwischen den Juden der Bukowina und den Ruthenen, wie sie etwa in Galizien mit dem polnischen Adel bestanden."
Tabelle3:
Bukowina Bukowina % Galizien Galizien %
Deutsch 91 907 95,6 138 400 17,1
Ruthenisch 491 0,5 40 475 5,0
Rumänisch 263 0,3 - -
Polnisch 171 0,2 621 036 76,5
Magyarisch 165 0,2 - -
Andere 18 0,0 61 0,0
Staatsfremde 3 135 3,2 11 211 1,4
GESAMT 96 150 100,0 811 183 100,0
Ein weiterer Unterschied zu Galizien lag darin, dass die Juden in der Bukowina nur in wenigen Gemeinden die Mehrheit stellten. In Czernowitz hielten sie mit knapp einem Drittel der Einwohner, gemessen an Religionen, zumindest die relative Bevölkerungsmehrheit.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist zu sagen, dass in beiden Kronländern der Anteil der Juden, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren, relativ niedrig, im Vergleich zu den westlichen Provinzen der Habsburgermonarchie, in denen Juden der Kauf oder die Pacht von Grund und Boden lange untersagt worden war, jedoch relativ hoch war.
Außerdem fanden sich in Galizien als auch in der Bukowina zahlreiche jüdische Handwerker, vor allem Schneider. Anders als im Westen, wo die christlichen Zünfte Juden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Ausübung des Handwerks behinderte.
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