Die Ausrufung der Vereinigten Staaten von Amerika war ein recht forsches Unterfangen der ehemaligen Kolonien. Die Idee eines Staatenbundes war nicht neu, denn schon vor der Unabhängigkeit bestanden, jedoch nur für kurze Zeiträume, Zusammenschlüsse zwischen einigen Kolonien. Diese hatten aber nur den Zweck, den Handel untereinander zu optimieren oder kleinere Grenzstreitigkeiten zu schlichten. Der Zusammenschluss zu einer festen Union jedoch war ein ungewisser Schritt in die Zukunft. Wie würden die, zum Teil völlig unterschiedlichen, Staaten miteinander auskommen, und wie konnten die neu errungenen Freiheiten gegen die militärisch überlegenen Briten verteidigt werden? Auch war die Spaltung der Bevölkerung in Königstreue und Republikaner zu bedenken, die zu einer Art Bürgerkrieg in den folgenden Auseinandersetzungen führen konnte.
Das dringendste Problem aber war die militärische Unterlegenheit, die sich in der weit geringeren Anzahl an Soldaten und Waffen äußerte. Als ein weiterer Mangel erwies sich der Zustand und die Ausbildung der Milizen, die sich auf einem sehr niedrigen Niveau
befanden. Die schlechte Moral der Truppe und ihre geringe Kampferfahrung waren nicht unerhebliche Gründe für die anfänglichen Niederlagen, an denen auch ein George Washington als Oberbefehlshaber nichts ändern konnte. Durch die hohe Zahl der Deserteure sah sich das Militär gezwungen Erwerbslose, Sklaven oder dienendes Personal zum Dienst an der Waffe zu zwingen. Frauen unteren Standes hatten ihren Beitrag in den Lazaretten oder Feldküchen zu leisten. Mit dem Jahr 1777 stellten sich dann die ersten Erfolge über die englische Armee ein, welche zur Stärkung ihrer Truppen Söldner aus ganz Europa, und speziell aus Deutschland angeheuert hatten. Ein weiterer Durchbruch war dann die Französisch-Amerikanische Allianz (1778), die militärische sowie finanzielle Unterstützung für die Amerikaner bedeutete. Durch den Beistand Frankreichs engagierten sich nun auch Spanien und Holland für die amerikanische Sache und erklärten England ebenfalls den Krieg. Dies war jedoch kein Garant für ein baldiges Ende der Konfrontationen, die sich noch weitere drei Jahre hinzogen. Im Oktober 1781 war es dann soweit: die englischen Truppen mussten nach dreiwöchiger Belagerung durch amerikanische und französische Verbände die Waffen niederlegen und die Kapitulation eingestehen.
Die Revolution war mit Erfolg beendet worden, und die Briten mussten sich die Frage stellen ob sie nicht vielleicht auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Anstatt seine Kolonisten mit politischer Mitbestimmung zu verwöhnen, und somit den Freiheitsdrang unabsichtlich zu fördern, wäre es eventuell klüger gewesen, seine Kolonien totalitärer zu regieren, wie es etwa in den spanischen Kolonien üblich war.
Amerika hatte sich seine Unabhängigkeit erkämpft und musste dennoch auf die offizielle Anerkennung durch die europäischen Großmächte weitere zwei Jahre warten. Im Friedensvertrag von Paris (1783) wurden die Modalitäten der amerikanischen Integrierung in das Weltmächtesystems geregelt. Kanada blieb bei Großbritannien und der Süden der USA, vom Mississippi bis nach Florida, wurde Spanien zugesprochen. Außerdem erklärten sich die Vereinigten Staaten zur Tilgung aller Schulden bereit, die sie vor und während der Revolution gemacht hatten. Mit dem Friedensvertrag wurde auch der Konflikt zwischen Frankreich und England beigelegt, bei dem man das englische Empire als moralischen Sieger sehen kann, da es kurz nach Beendigung des Krieges wieder diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten aufnahm. Der Französische König hingegen hatte sich mit der Unterstützung der amerikanischen Interessen gleich doppelt bestraft: mit der Unterstützung einer revolutionären Idee hatte er sich nicht nur in finanzielle Schwierigkeiten manövriert, er hatte auch mit dem Erfolg dieser Idee ungewollt den Grundstock zur Rebellion im eigenen Land gelegt, die dann wenige Jahre später seinen eigenen Kopf kosten sollte. Zum einen wurden die, durch die Finanzmisere notwendigen Steuererhebungen, der Anstoß zur Französische Revolution, und zum anderen hatte der König selbst, mit seiner Ünterstützung der amerikanischen Rebellen, das erfolgreiche Beispiel einer Revolution gleich mitgeliefert.
Die Gründe für ein Scheitern der englischen Kolonialpolitik sind zuerst in bei den Engländern selbst zu suchen. Die britische Krone hatte es nie richtig verstanden, den neu-en Kolonien ihren Stempel aufzudrücken. Zum einen mag dies an der großen Entfernung zwischen den beiden Gebieten gelegen haben, zum anderen ist aber die mangelnde Konsequenz der englischen Politik die wohl schwerwiegendere Ursache für die Niederlage der Briten in ihren Kolonien. Im Gegensatz zu ihren anderen Kolonien, etwa die Westindischen Inseln, die hauptsächlich von den Eingeborenen bewohnt wurden, und dementsprechend hart regiert wurden, musste man den Siedlern in Nordamerika mehr Freiheiten einräumen, da sie laut englischer Verfassung den Engländern gleich zu setzen waren. Dies war nicht nur ein verbrieftes Recht, sondern auch eine moralische, wie wirtschaftliche Notwendigkeit. Da die meisten Kolonisten aus dem Mutterland stammten, durfte man sie ihrer Rechte nicht beschneiden, nur weil sie sich entschlossen hatten "in einem anderen Teil Englands" zu leben. Eine auf Unterdrückung setzende Behandlung der Siedler, hätte außerdem zu einem Ausbleiben von Arbeitskräften geführt, die gerade zum Beginn der Kolonisierung dringend benötigt wurden. Wäre man den Siedlern mit den gleichen totalitären Methoden wie in den anderen Kolonien begegnet, hätte dies nie zu dem enormen Anstieg der Bevölkerung geführt, der später den wirtschaftlichen Erfolg der Kolonien garantierte. Der wohl einzig erfolgreiche Weg, die Kolonien weiterhin an sich zu binden, wäre gewesen dem Drang der Kolonisten nach mehr Autonomie, nachzugeben. Der Aufstand der Amerikaner war sicherlich durchaus mit einkalkuliert worden, als man sich dazu entschloss seine Kolonisten in die Schranken zu weisen. Das Ergebniss, der Verlust der Kolonien, war jedoch nicht von den Briten erwartet worden.
In den ehemaligen Kolonien selbst begann nun die Zeit der politischen Reformen. Die neuen Staaten gaben sich eigene Verfassungen und führten bis auf zwei Ausnahmen ein Zwei-Kammersystem ein : der Gouverneur als Vorsitzender der beiden Kammern wurde jedoch in seiner Machtaubung stärker von den Kammern kontrolliert, als es zu den Zeiten der Engländern üblich war. Viele der königlichen Loyalisten flohen ins Mutterland zurück, siedelten in das weiterhin britische Kanada über, oder passten sich der neuen Situation an. Auch wenn allzu große gesellschaftliche Umwälzungen ausblieben, schätzt man dass circa dreiviertel der führenden Oberschicht wirtschaftliche wie politische Einbußen hinnehmen mussten. Insgesamt dehnte sich das Machtgefüge in Richtung der unteren Schichten aus, dan man im Zuge der Reformen auch das Wahlrecht erweitert hatte. Die Frage, die die Politik jedoch am meisten beschäftigte war: wer sollte, und vorallem wie sollten künftig die dreizehn ehemaligen Kolonien regiert werden?
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