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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Sullas prätur und sein wirken im bundesgenossenkrieg



Sulla stellte sich erst im Jahre 95 wieder zur Wahl für das Amt eines Prätors im kommenden Jahr. Er fiel jedoch durch und versuchte es 94 für das Jahr 93 noch einmal. Dabei scheint er das Wahlergebnis aber in Form umfangreicher - und während seiner Prätur deutlich gerügter - Stimmenkäufe zu seinen Gunsten manipuliert zu haben, so daß ihm die Wahl gelang. Beeindruckende Spiele zeichneten Sullas sonst ereignisloses Amtsjahr aus.
Als Proprätor wurde Sulla 92 mit dem Auftrag nach Kilikien ausgesandt, in Kappadokien gegen Mithridates einzuschreiten, der dort nach einem Staatsstreich seinen Vertrauten Gordius als Statthalter eingesetzt hatte. Dieser sollte vertrieben und durch den romfreundlichen, angesehenen Kappadokier Ariobarzanes als König ersetzt werden. Die Erfüllung dieser Aufgabe führte Sulla bis an den Euphrat, wo er die ersten Kontakte Roms mit den um Freundschaft bittenden Parthern herstellte und dabei bewußt den parthischen König durch die Herabsetzung seines Gesandten demütigte. Die ihm im Osten wiederfahrenden Schmeichelungen und seine Erfolge wirkten stark auf Sullas Anschauungen und sein Ego, das er fürderhin noch überheblicher zu entfalten pflegte.
Doch diese Verdienste zerrannen nach Sullas Rückkehr wie feiner Sand in seinen Fingern, denn der Hauptgegner Mithridates war nicht geschlagen, vielmehr trat er aus seiner Zurückhaltung heraus und stellte die alten Verhältnisse in Kappadokien wieder her. Schlimmer noch, Sulla verscherzte durch sein hochmütiges Verhalten ein Bündnis mit den mächtigen Parthern gegen den gefährlichen Feind Mithridates. Zusätzlich zog er sich eine öffentliche Anklage wegen Erpressungen in dem bundesgenössischen Kappadokien zu. Schon in Afrika bewies Sulla, anders als Marius, seine Unredlichkeit gegenüber Bundesgenossen. Durch Erpressungen und unerlaubte Einnahmen ließ Sulla die Bündner zu seinem eigenen Vorteil bluten und mußte sich wiederholt schwere Vorwürfe gefallen lassen. Es kam jedoch nicht zu einer Untersuchung, da der Kläger, C. Censorinus, seinen Antrag auf eine gerichtliche Verfolgung Sullas zurückzog (dessen ungeachtet ist er unter Sullas Gewaltherrschaft umgekommen).
Wie schon erwähnt, mußte die oben beschriebene Säulengruppe des Bocchus zwangsläufig zu einem größeren Konflikt zwischen Sulla und Marius führen, denn sie erweckte den Schein, daß Sulla die allein handelnde Person war und nicht dem Kommando des Konsuls Marius unterstanden hatte. Der Austrag dieses Streites mußte jedoch verschoben werden, als die hinterhältige Ermordung des großen Volkstribunen M. Livius Drusus (91) die darob aufgebrachten italischen Bundesgenossen zu den Waffen greifen und gegen das undankbare Rom ziehen ließ. Livius Drusus hatte sich wesentlich für eine politische Gleichberechtigung der immer mehr in einem Knechtschaftsverhältnis stehenden italischen Bundesgenossen eingesetzt und damit bei vielen Italikern große Hoffnungen und Loyalität erzeugt. Aufgrund der ungeheuren Gefahr, die der Stadt nun drohte, stellte sich Sulla, wie auch Marius, beim Ausbruch des marsischen Krieges dem Senat zur Verfügung. Als Legat wurde Sulla im Jahre 90 dem Südheer unter dem Konsul L. Iulius Caesar zugeteilt, 89 focht er unter dem Konsul L. Porcius Cato, der im Kampf mit den Marsen fiel. Das erste Kriegsjahr bedachte Sulla, im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Marius im Nordheer gegen die Marser, mit keinerlei nennenswerten Erfolgen. Erst im zweiten Jahr gelang es Sulla, die in Kampanien eingedrungenen Samniten durch eine Reihe von Gefechten zu schwächen und schließlich bei Nola in einem grausamen Blutbad vernichtend zu schlagen. Die lange vergangenen Zeiten der Samnitenkriege (343-290) und der Ruhmestaten der Ahnen Sullas, die sich in diesen Kriegen als bedeutende Heerführer hervortaten und einen großen Anteil am Ende des 3. Samniterkrieges 290 hatten, schienen wiederzukehren. Es verwundert daher auch nicht, daß Sulla die ihm von seinem Heer verliehene, traditionenbehaftete Ehrung, den Graskranz (corona graminca) für die \"Rettung aus der Samnitennot\", zutiefst genoß. Die Eroberung des Samnitenlagers bildete, ebenso wie die Ergreifung Iugurthas, einen Höhepunkt in Sullas Leben. Nach seinem Sieg zog Sulla, teilweise unerbittlich gegen abgefallene Städte wütend, weiter in das Herz der samnitischen Landschaft und unterwarf die Hauptstadt der Samniten, Bojano. Die Samnitengefahr war vorerst gebannt, obwohl diese nach wie vor im Widerstand verharrten und der Krieg noch keineswegs entschieden war. Mit Nahen des Winters verließ Sulla schließlich sein siegreiches und von ihm mit großem Geschick geführtes Heer, um in Rom den Lohn für seine Verdienste zu erhalten.

 
 

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