Zeit vom Ersten Weltkrieg bis 1938
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Die am 12. November 1919 proklamierte erste Republik mit Karl Renner als Kanzler sah, eingeengt durch die Verträge von Saint Germain, die ein klares Anschlußverbot an Deutschland vorsahen, nur wenig Zukunft in ihrem weiteren Bestand. Am ersten Oktober 1920 trat Österreich erstmals als Bundesstaat mit demokratischer Verfassung auf. Bald setzten sich die Christlich-Sozialen vor den Sozialisten als stärkste Partei durch. Man versuchte, die Wirtschaft durch Kredite der Siegermächte zu sanieren. 1925 bildeten sich Schutzformationen wie der sozialistische Schutzbund, der der rechten Frontkämpfervereinigung gegenüberstand.
1930 gelang die Liquidierung aller Kriegsschulden und der Generalpfandrechte der Alliierten. Der scheinbar lahme Parlamentarismus sollte durch eine verstärkte Staatsautorität wettgemacht werden, dennoch wurden die faschistoiden Heimwehren durch die nur geringfügigen Gesetzesnovellierungen enttäuscht.
1932 setzte der neue Bundeskanzler Dollfuß eine Koalition rings um die Christlich-Soziale Partei als Regierung ein und schaltete 1933 den Nationalrat aus verfassunggebende Gewalt aus. Der nun vorherrschende Ständestaat bekämpfte die Sozialdemokraten (Februarunruhen 1934) und damit auch die Demokratie. Am 25. Juli 1934 wurde Dollfuß bei einem Putsch der Nationalsozialisten, der offiziell von Hitler geduldet wurde, ermordet. Sein Nachfolger Karl Schuschnigg setzte dessen Politik mit Italien als Schutzmacht fort.
Das nationalsozialistische Deutschland erreichte schon bald eine akzeptable europäische Machtstellung; Frankreich und Großbritannien suchten fürs Erste ein ausgeglichenes Verhältnis zur neuen Rüstungsmacht. Man kümmerte sich nicht um die Konflikte zwischen Österreich und Deutschland, denn dies wurde als innerdeutsche Angelegenheit bezeichnet. Die drohende Vereinigung war der Regierung wohl bekannt, doch Schuschnigg konnte die Nazi-Gewaltideologie nicht abwehren, als er 1936 ein Abkommen, das der NS-Propaganda freien Lauf ließ, unterzeichnen mußte.
Deutschland wollte ohne Zweifel Österreich unter seine Kontrolle bringen, um Devisen und Arbeitskräfte für die Rüstung zu erlangen. Wichtige Posten in der Industrie wurden mit Sympathisanten deutscher Industriebosse besetzt, um das wirtschaftliche Tor der Expansion in den Osten und Südosten zu öffnen. Österreich freute sich nicht minder über das Kapital, das durch den Export nach Deutschland einfloß. Daß man dabei brav Rüstungsgüter herstellte, interessierte nur die wenigsten.
Österreich im Großdeutschen Reich
Am 12. Februar 1938 wurde der nationalsozialistische Innen- und Sicherheitsminister Seyß-Inquart unter dem Druck Hitlers von Kanzler Schuschnigg eingesetzt. Nicht ganz einen Monat später trat Schuschnigg schließlich zurück und Seyß-Inquart wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Kanzler ernannt.
Österreich, wirtschaftlich abhängig, wurde am 12. März 1938 durch den Einmarsch deutscher Truppen von Hitler "heimgeholt". Somit wurde das Deutsche Reich mit Devisen für die Wiederaufrüstung gestärkt, mit der notwendigen Propaganda wurden die unzähligen Arbeitslosen, die zumal noch sehr viele sehr gute Facharbeiter in ihren Reihen hatten, in Rüstungsbetrieben eingesetzt. Wie mit Scheuklappen vor den Augen wurde diese Politik zuerst bejubelt, ohne die Folgen abzusehen, die durch diese gigantische Aufrüstung entstehen würden. Mit dem sogenannten Ostmarkgesetz vom 14. April 1938 wurde Österreich in sieben Reichsgaue (Donau- und Alpengaue) aufgeteilt und deutsche Verwaltungsorgane eingeführt. Die Verfolgung von Regimegegnern setzte in Österreich sofort nach dem Anschluß ein.
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