Durch die Religionsfreiheit wird Preußen zu einer Freistatt der zahlreichen religiös Verfolgten Europas, z.B. der frz. Hugenotten (um 1700 war jeder dritte Einwohner Berlins Franzose), des Jesuitenordens oder der Opfer der Gegenreformation. Diese Volksgruppen durften weiterhin ihre Sprache sprechen und ihren ethnischen Gepflogenheiten nachgehen, sofern sie ihre Pflichten dem Staat gegenüber erfüllen.
Dies genehmigt Friedrich II., obwohl er selber die katholischen Jesuiten, welche glühende Anhänger Habsburgs sind, als Atheist für die "gefährlichste Gattung unter allen Mönchen" einschätzt.
Der Papst hebt schlussendlich den katholischen Jesuitenorden 1773 mit dem Breve "Dominus ac Redemptor noster" auf, nachdem er in den meisten katholischen Ländern schon verboten war.
Eine "Germanisierung" findet keineswegs statt; eine deutsche Sendung wie von den Faschisten des 20. Jh. behauptet schon gar nicht.
Daher hat Preußen den unschätzbaren Vorteil, durch die Elastizität und Ausdehnungsfähigkeit des Staatswesens andere Bevölkerungsgruppen einfach und schnell zu assimilieren und hat nicht die Gefahr von Autonomiebestrebungen zu fürchten.
Die Religionsfreiheit ist freilich der Bevölkerung auferzwungen und stellt für die streng Gläubigen einen harten Zwang dar, dem man sich nur durch Auswanderung entziehen kann, um nicht unter Gewissenszwängen leben zu müssen. Dadurch werden allerdings die Gehgegebenheiten für den klassischen Staat der Aufklärung geschaffen, was sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Preußen als sehr günstig erweist.
Die Ausübung aller Glaubensrichtungen ist wie schon erwähnt erlaubt, allerdings hat jegliche Auseinandersetzung mit anderen Konfessionen gemäß der aufgeklärt- philosophischen Überzeugung des Königs sowie primär aus Gründen der Staatsräson zu unterbleiben.
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