Nach dem Glauben der Maya gliederte sich der Kosmos in drei Bereiche. Zuoberst das Himmelsgewölbe, das aus dreizehn verschiedenen Schichten bestand, jede Schicht repräsentiert durch eine Gottheit, in der obersten Schicht das Ur-Paar, die höchste Dualität, der Ursprung aller Gitter und Menschen. Dann folgt die Erde mit seinen indianischen Bewohnern und zuunterst die Welt Xibalbas, wo die Ahnen weiterlebten. Xibalba ist eine Art Parallelwelt zur Erde, nicht mit unserer Hölle zu verwechseln.
Alle Bereiche bedingten einander. Das, was sich unter den Bewohnern Xibalbas abspielte, beeinflusste die diesseitige Welt, brachte Gesundheit
oder Krankheit, Sieg oder Niederlage, Leben oder Tod, Reichtum oder Armut. Andersherum benötigten die Ahnen und Gitter Nahrung, die ihnen nur die Menschen in Form pflanzlicher, tierischer und menschlicher Opfer darbringen konnten. Die Ausführung hierzu waren rituelle Zeremonien, die sowohl im Kleinen in den familiären Häusern stattfanden als auch im Grossen von Priestern und Koenigen auf den Tempeln als großartige Schauspiele durchgeführt wurden, während derer die Könige durch Aderlass an Zunge oder Penis in Trance verfielen und dann nach Mayaglauben zwischen den Welten wandern konnten oder einen Ahnen aus Xibalba heraufbeschwören konnten, um die Götter und Ahnen um Rat fragen zu können.
Die Welt selbst stellt sich nach Ansicht der Maya als runde Oberfläche dar, die auf dem Rücken eines gigantischen Krokodils gelegen ist, denn dieser weist Unmengen an Erhebungen und Vertiefungen auf, gleichzusetzen mit den Gebirgen und Tälern der Erde. Jede Himmelsrichtung wurde mit einer Farbe assoziiert, der Osten mit der Farbe rot, die den Sonnenaufgang widerspiegelt, die Geburt des Tages, den Beginn des Lebens, somit die höchstrangigste Weltgegend. Dem Norden wurde die Farbe weiß zugeordnet und dem Süden gelb. Helle Farben, die das Tageslicht symbolisieren. Der Westen, wo die Sonne verschwand und den Menschen in Dunkelheit zurückließ, bekam die Farbe schwarz, gleichzusetzen mit dem Tod des Tages. Das Zentrum mit den zwei Farben blau und grün bezeugt die Wichtigkeit des alltäglichen Lebens mit den Einflüssen des immergrünen Dschungels, des Himmels und des lebensnotwendigen Wassers. Im geographischen Zentrum wuchs eine enorme Ceiba (Kapokbaum), heiliger Baum der Maya. Er symbolisierte eine Art Weltachse, indem er in allen drei Stufen und sämtlichen Schichten zugleich existierte. Sein Stamm befand sich in der Welt der Menschen, seine Wurzeln reichten hinab in die Unterwelt von Xibalba und seine Wipfel durchzogen die Schichten des Himmelsgewölbes. An den vier Himmelrichtungen befand sich jeweils ein kleiner Baum, in dem eine Vogelart der jeweiligen Farbe der Himmelsrichtung lebte und natürlich wurde jede Himmelsrichtung von einer Gottheit bewohnt.
"Mayapriester" Mayagott "Alter" Relief in Chichen Itza
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