Wie schon in den Richtlinien und Erlassen, so ist auch bei der Lehrbuch- oder Lektürefrage in den ersten Jahren der NS - Zeit keine entscheidende Beeinflussung durch den Staat zu erkennen; neue Lehrbücher für die Sexta gab es erst zum Schuljahr 1937/38, Oberstufenbücher kamen erst Ende 1942 an die Schulen. Daher wurden auch noch lange Jahre die Lehrbücher der Weimarer Zeit in Gebrauch, wenn auch zum Teil in veränderter Form.
In der Auftragserteilung des Erziehungsministeriums an die Verlage ist lediglich von einer nationalpolitischen Zielsetzung die Rede.
Daher gibt es bei den zehn zugelassenen Werke auch im Inhalt recht große Unterschiede.
Das "Lehrbuch der englischen Sprache" von Gustav Schad (Diesterweg Verlag)bedient sich unpolitische Anfangsstoffe, aber schon im Vorwort werden einige Ziele recht deutlich : "Die Aufgabe der höheren Knabenschule unserer Zeit ist die Erziehung ihrer Schüler zu bewußt deutsch fühlenden, deutsch denkenden und handelnden politischen Männern.,..., Die Beschäftigung mit englischem Wesen, englischer Sprache, Kultur und Literatur, die auf weiten Strecken Ausdruck nordisch-germanischer Geisteshaltung sind, liefert wertvolle Beiträge zur Formung des deutschen Menschen.,..., Der englische Charakter ist in vielen Zügen unserem deutschen Wesen sehr nahe verwandt,..., .
Auch die Behandlung der Züge des englischen Wesens, die von unserer deutschen Art verschieden sind, dienen der Erreichung des obersten Zieles unserer Erziehung. Gerade das Erkennen dieser Andersartigkeit wird zum tieferen, bewußten Erfassen des eigenen Wesens führen. ,...,
Eine Durchsicht der Lesestücke wird aber zeigen, daß sie schon unter dem Gesichtspunkt ethischer und nationalpolitischer Wirkung und der Pflege männlich-soldatischen Denkens zusammengestellt sind."
Aber im Vergleich zu anderen Lehrbüchern ist dieses Werk nur recht gering beeinflußt.
Eine ideologische Ausrichtung findet sich eher in "Teubners englischem Unterrichtswerk", da hier auch Lieder, Gedichte oder Landschaftsbeschreibungen als für den Erziehungsauftrag nutzlos abgelehnt werden.
In diesem Buch fällt vor allem der Bereich der Boy-Scout Bewegung auf, da immer wieder Vergleiche mit der HJ gezogen werden.
Das Lehrbuch "Englisch für die Deutsche Jugend" von Alfred Bernhard geht dabei am radikalsten vor, in Texten wird immer wieder auf die rassischen Merkmale der Siedlungspolitik und die welpolitische Bedeutung des Empires hingewiesen (Siehe Anhang).
Die Mittelstufenbücher weisen keine all zu großen Unterschiede auf, da auch erst in den Schuljahren 1937/38, bzw., 1939/40 neue Lehrbücher für
die Unter/Mittelstufe vorlagen. Die Oberstufenbände die ab 1942 zugelassen waren, vertreten dann schon wieder das feindliche Englandbild, jedoch wurden diese Bücher auch nur noch in Ausnahmefällen im Unterricht benutzt.
Als Zusammenfassung kann gesagt werden, daß der Englischunterricht auch im "Dritten Reich" ein wichtiges Fach war (das mit mehr Wochenstunden an der Oberschule für Jungen sogar noch über dem Kernfach Deutsch lag), wobei der Unterrichtsalltag zwar teilweise durch die Rahmenpläne politisch geprägt war, jedoch hielt sich dies aus den schon erwähnten Gründen in Grenzen, zumal auch mit Kriegsausbruch das Fach Englisch immer weiter zurückgedrängt wurde, und von 1943 an nur noch unterrichtet werden sollte, wenn die Versorgung mit den führenden Unterrichtsfächern (Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften) gesichert war.
Im Anhang sind noch einige Kopien aus Lehrbüchern angefügt.
Anhang
Literaturverzeichnis
Marie Duve, Karl Kreter, The New Guide - Englisches Unterrichtswerk für Jungen- und Mädchenmittelschulen, Neubearbeitung Frankfurt 1942
Paul Jäger, Alfred Thoran, Rudolf Wapler, Starting Englisch - Unterrichtsgang der englischen Sprache für Handels-, Wirtschafts- und Aufbauschulen, Leipzig 1939
Reiner Lehberger, Neusprachlicher Unterricht in der NS-Zeit. Rahmenbedingungen, Vorgaben und Unterrichtswirklichkeit unter besonderer Berücksichtigung des Englischunterrichts an höheren Schulen, : in Reinhard Diethmar(Hrsg.), Schule und Unterricht im Dritten Reich, Neuwied 1989
W.L.Wood, Gustav Schad, Lehrbuch der englischen Sprache für Oberschulen für Jungen Ausgabe A, Erster Teil, 3. Auflage Frankfurt 1939
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