Die neugebildete Provisorische Regierung (zunächst unter Fürst G. J. Lwow, dann unter A. F. Kerenskij), die den Krieg fortsetzen wollte, verlor angesichts der allg. Kriegsmüdigkeit u. der ernsten Versorgungsnöte an Boden. Ihre unentschlossene Politik nutzten die Bolschewiki am 25.10. (7.11. neuen Stils) zu einem von Lenin organisierten Aufstand (Oktoberrevolution) aus. Es gelang ihnen, durch tatsächl. oder scheinbare Erfüllung allg. Forderungen, durch den Waffenstillstand u. schließlich den Frieden von Brest-Litowsk (3.3.1918) u. das Dekret über die Landaufteilung breite Massen zu gewinnen. Alle wirkl. oder potentiellen Gegner wurden durch organisierten Terror (Dez. 1917 Gründung der Tscheka) ausgeschaltet, ebenso die rechtmäßig gewählte Konstituierende Versammlung (18.1.1918), in der die Bolschewiki mit 175 von 707 Sitzen in der Minderheit waren. Rußland wurde zur Russ. Sozialist. Föderativen Sowjetrepublik (Verfassung vom 10.7.1918).
Seit Okt. 1917 befand sich das russ. Vielvölkerreich in Auflösung: Die Völker des Kaukasus, die Finnen u. die Esten erklärten sich noch 1917 für unabhängig; 1918 folgten die Ukrainer, Georgier, Weißrussen, Polen, Letten u. Litauer. Seit Anfang 1918 organisierte sich auch die Gegenrevolution: im S entstand die Don-Republik, u. die Generäle L. Kornilow, A. Denikin u. P. Wrangel sammelten starke Streitkräfte; in Westsibirien (Omsk) hatte sich A. Koltschak zum Reichsverweser ausgerufen. Außerdem intervenierten die Ententemächte in Rußland. Den gegenrevolutionären Kräften fehlten jedoch einheitl. Zielsetzung u. Koordinierung der militär. Aktionen, so daß sie nacheinander geschlagen wurden. Auch die Offensive, die J. Pilsudski im April 1920 unternahm, um die poln. Grenzen von 1772 wiederherzustellen, scheiterte nach Anfangserfolgen. Doch kamen durch den Frieden von Riga (18.3.1921) beträchtl. Teile der alten weißruss. u. ukrain. Gebiete an Polen zurück.
|