Weil die starke Ausrichtung der Konvergenzkriterien auf monetäre und fiskalische Ziele die gesamtwirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen kann und nicht unbedingt, den "wahren Stand der Konvergenz" abbildet, gibt es verschiedene Ansätze alternative Konvergenzkriterien zu formulieren.
Der britische Ansatz war der Versuch, die ohnehin schon in Art 109j (1) EGV aufgestellten nichtmonetären Kriterien (Integration der Märkte, Stand der Entwicklung der Leistungsbilanzen usw.) als realwirtschaftliche Konvergenzkriterien zu konkretisieren.
Ein anderer Ansatz war der von der britischen Niederlassung der US-Investmentbank Goldman Sachs publizierte. Nach diesem Vorschlag müssen neben den monetären und fiskalischen auch vier reale Bedingungen erfüllt sein, um an der Währungsunion teilzunehmen.
Diese realen Bedingungen sind:
1) Wirtschaftswachstum: Darf nicht mehr als 1,5% um langfristige Wachstumsrate (desselben Landes) schwanken.
2) Die Arbeitslosenrate eines Landes darf nicht mehr als 2% über dem EU-Durchschnitt liegen.
3) Das Leistungsbilanzdefizit darf zwei Prozent des BIP nicht übersteigen.
4) Die Wettbewerbsfähigkeit des Kandidaten gegenüber Deutschland darf sich seit Februar 1987 nicht um mehr als zehn Prozent verschlechtert haben.
Ein weiterer alternativer Ansatz ist der der "Theorie des optimalen Währungsraumes". Diese Theorie vergleicht die ökonomischen Kosten eines flexiblen Wechselkurssystems mit denjenigen eines fixen Wechselkurssystems. Wesentlicher Kostenfaktor eines fixen Wechselkurssystems ist hierbei die nicht mehr vorhandene Wechselkursanpassung an Schocks. Die Höhe der damit verbundenen Kosten hängt von der Verfügbarkeit alternativer Anpassungsmechanismen ab.
Diese Anpassungsmechanismen sind:
1) Mobilität der Produktionsfaktoren
2) Flexible Lohn- und Preisbildung
3) Fiskalische Integration
4) Hoher Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft
5) Diversifikation der Produktionsstrukturen
6) Ähnlichkeit der Produktionsstrukturen
7) Ähnlichkeit der Inflationsraten
8) geringe Wechselkursschwankungen
9) Politische Faktoren
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