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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kriegsschuldfrage erster weltkrieg



Motive Deutschland und Österreich waren führende Kontinentalmächte, die alle eigenen Gebietsansprüche bereits durchgesetzt und aus einem Konflikt nichts zu gewinnen hatten.
Ganz anders bei ihren späteren Kriegsgegnern:
Serbien hatte Gelüste auf Bosnien, das Österreich 1908 annektiert hatte;
Russland wünschte sich mit Serbien als Balkanmacht einen botmäßigen, von seiner eigenen Größe abhängigen Verbündeten, der auch Russland mehr Einfluss in diesem Raum verschafft;
Frankreich hatte noch Ansprüche gegen Deutschland aus seiner Kriegsniederlage 1870/71;
England sah seinen Frieden im Zwist auf dem Kontinent, es fürchtete jede dominante Macht in Zentraleuropa, insbesondere die zunehmenden Marinerüstung und überseeische Kolonialaktivitäten Deutschlands.


Bündnismechanik
Tatsächlich aber ging es doch lediglich um einen Machtkonflikt zwischen Österreich und Serbien, der zur Kriegserklärung Österreichs führte (28. Juli). Nur setzte sich damit ein Räderwerk der Bündnisse in Gang:
Russland, im Bündnis mit Serbien, Generalmobilmachung gegen Österreich (30. Juli)
Deutschland, im Bündnis mit Österreich, erklärt Russland den Krieg (1. August)
Frankreich, im Bündnis mit Russland, Generalmobilmachung gegen Deutschland (1. August)
Deutschland erklärt Frankreich deshalb den Krieg (3. August)
England, im Bündnis mit Frankreich erklärt somit Deutschland den Krieg (4. August).
Die seit der Versailler Zeit herrschende Ansicht besagt, dass diese Bündnismechanik und damit der Erste Weltkrieg ganz einfach verhindert worden wären, wenn Kaiser Wilhelm als einziger aller Beteiligten seine Bündnispflicht missachtet hätte. Dann - so die Spekulation - hätte Österreich den serbischen Mordanschlag auf seinen Thronfolger nicht rächen und alleine keinen Krieg führen können. Diese erstaunliche Logik ist aber auch auf die anderen Bündnisse anwendbar wobei
das Bündnis mit Russland Serbien zu Terroranschlägen gegen Österreich verleitete
das Bündnis mit Frankreich Russland zum Krieg gegen Österreich verleitete
das Bündnis mit England Frankreich zum Krieg gegen Deutschland verleitete.
Dass Wilhelm Wort und Vertrag nicht brach, sondern das tat, was auch alle anderen taten, wird dennoch bis heute als Rechtfertigung für den Vorwurf seiner Alleinschuld am Krieg genannt.

Zitate:

Bernhard von Bülow 1899 in seiner Rede vor dem Reichstag: \"Wenn die Engländer von einer Greater Britain reden, wenn die Franzosen sprechen von einer Nouvelle France, wenn die Russen sich Asien erschließen, haben auch wir Anspruch auf ein größeres Deutschland [...]\"
Der bröckelnde Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn wurde durch ständige Gewaltakte zur Verteidigung seiner territorialen Integrität gegen den russisch-serbischen Expansionismus gezwungen und Kaiser Wilhelm war der Überzeugung: \"unser eigenes Lebensinteresse erfordert die unversehrte Erhaltung Österreichs.\"
Der deutsche Kaiser reagierte zurückhaltend auf die österreichischen Pläne für Repressalien, da \"wir mit allen Mitteln dagegen arbeiten müssen, dass sich der österreichisch-serbische Streit zu einem internationalen Konflikt auswächst.\" Er befürwortete den Plan, durch einen Balkanbund den Störenfried Serbien diplomatisch zu isolieren. Selbst die taktierenden serbischen Winkelzüge auf das österreichische Ultimatum befand Wilhelm als befriedigend und als moralischen Erfolg, größer als man ihn erwarten konnte, jeder Kriegsgrund sei daher fortgefallen.
Die russische Großfürstin Anastasia verkündete bei französisch-russischen Treffen vom 21. bis 23. Juli in St. Petersburg:
\"Der Krieg wird ausbrechen ... von Österreich wird nichts mehr übrigbleiben ... Frankreich wird sich Elsaß und Lothringen zurückholen ... unsere Armeen werden sich in Berlin vereinigen ... Deutschland wird vernichtet werden.\"
Der russische Außenminister Sasonow war es, der nach dem französischen Staatsbesuch am 24. Juli 1914 erstmals öffentlich aus der Balkankrise den Schluss zog: \"Dies ist der europäische Krieg\".
britische Premierminister Lloyd George unter Einbeziehung der eigenen Person fest:
\"Keiner der führenden Männer jener Zeit hat den Krieg wirklich gewollt. Sie schlitterten gewissermaßen hinein, oder besser: sie taumelten und stolperten hinein, vielleicht aus Torheit.\"


Fehler im politischen Auftreten

Art und Weise, mit der Deutschland seine Anspruchsäußerungen proklamierte, die für eine erhebliche Provokation der anderen Mächte sorgte
ab 1897/98 stark erweiterte deutsche Flottenbau
deutscher "Panthersprung" wurde als Drohgebärde aufgefasst
"ohne die Zusicherung Berlins hätte sich Österreich/Ungarn sicher keinen Krieg erlauben können, musste doch mit dem Eingriff Russlands gerechnet werden"
seit 1905 der nach Generalstabschef Schlieffen benannte Schlieffenplan
der Botschafter Österreich/Ungarns bestätigte, dass der deutsche Kaiser schon seit Jahren auf einen Krieg gegen Russland vorbereitet sei.

 
 

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