Vorab
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Rund ein Drittel des Primärenergieverbrauchs in Deutschland geht in die Verstromung und für eine Reihe von Energieträgern wie Kernenergie, Stein- und Braunkohle sowie regenerative Energien ist dies der einzige Zugang zum Energiemarkt. 1970 war die Steinkohle mit knapp 40 Prozent der dominierende Energieträger bei der Stromerzeugung. Seit 1991 hat die Kernenergie den Spitzenplatz eingenommen. Der Anteil der Kernenergie an der Gesamt- Stromerzeugung betrug 2002 28,4 Prozent. Damit lag dieser Energieträger auch weiterhin an erster Stelle, gefolgt von der Braunkohle mit 27,4 Prozent und der Steinkohle mit 23,2 Prozent. Ca. 8 Prozent sind aus erneuerbaren Energien produziert worden. Im Vergleich zu 1990 ist dies eine Steigerung von 100 Prozent.
Funktion
Es wird ein Neutron auf ein Uran-Isotop geschossen. Dadurch spaltet sich das Uran-Isotop in zwei kleinere, die jeweils wieder ein Neutron abwerfen, welche dann wieder auf die anderen Uran-Isotope treffen. Die Geschwindigkeit der Neutronen handelt sich hierbei um ca. 3000m/s. Dabei wird mehr Energie herausgeholt, als ursprünglich hineingesteckt wurde.
Mit diesem Prinzip kann heutzutage Energie in den Kraftwerken gewonnen werden.
Das erste Kernkraftwerk wurde im Jahre 1954 in Obinsk bei Moskau in Betrieb genommen. In Deutschland wurde der erste Forschungsreaktor im Jahre 1957 in Betrieb genommen.
Die Leistung der damaligen Kraftwerke, die um die 15 MW lag, war im Vergleich zu heute sehr gering.
Einerseits wäre die Atomkraft eine gute Alternative der Stromerzeugung hinsichtlich der Kohleverbrennung, jedoch bleiben immer hochradioaktive Abfälle übrig, dessen Endlagerung noch nicht vollständig geklärt ist. So fallen momentan (2007) etwa 300.000 Tonnen, darunter 3.000 Tonnen Plutonium, an Müll an, der zu etwa 95% aus Uran und 1 Prozent aus Plutonium besteht. Was übrig bleibt, sind im Wesentlichen hochradioaktive Spaltprodukte. Dieser Müll wird, in 180-Liter-Kanistern gekühlt, in senkrechten Schächten gelagert. Der gesamte radioaktive Müll aus 40 Jahren nimmt im französischen La Hague kaum die Fläche einer Turnhalle ein. Die Prognose für 2020 sagt jedoch voraus, dass die Abfälle zunehmen und dann etwa 445.000 Tonnen Atom-Müll anfallen.
Dies liegt daran, dass auch immer mehr AKWs entstehen. So kommen in Westeuropa zu den momentan 130 Meilern, von denen gerade mal 17 in Deutschland betrieben werden, noch mal 3 hinzu. Wenig im Vergleich zu den anderen Kontinenten. Amerika rüstet von 127 auf insgesamt 136 AKWs auf, Osteuropa bekommt 18 AKWs zu den 66 dazu und Asien überholt alle mit insgesamt 62 geplanten, plus den bereits 110 betriebenen, Meilern. Alles in Allem macht das eine weltweite Summe von momentan 435 sich in Betrieb befindenden AKWs, 29 werden gerade gebaut und 64 sind in Planung. Um jedoch 10% der fossilen Energieträger zu ersetzen, müssten 1000 AKWs gebaut werden.
Auch, wenn es der Umwelt erst mal helfen würde, sind nach einer Umfrage gerade mal 38% der rund 1000 Befragten dafür, in Deutschland wieder mehr auf die Atomkraft zu setzen.
Beispiel Brokdorf
Brokdorf, ein kleines Nest mit gerade einmal 1000 Einwohnern. Die jährlichen Ausgaben betragen rund 400.000 € mehr als die Einnahmen. Hört sich im ersten Moment nach horrenden Kosten an, jedoch kümmert das die Brokdorfer kein Bisschen, da sie durch die Gewerbesteuer des dort stehenden AKWs finanziert werden. Und wenn schon mal so eine geldsprudelnde Quelle vorhanden ist, wird dies natürlich auch für diverse Bauwerke ausgenutzt, die völlig ohne Probleme zu bezahlen sind. Auch die Einwohner Brokdorfs profitieren durch den Geldfluss. Vieles ist billiger oder teilweise auch umsonst, wie beispielsweise Gartenabfälle, Abwasser, Kitagebühren und Altenpflege. Aus diesem Grund sind bereits viele Familien nach Brokdorf gezogen, auch wenn die Autobahn weit entfernt ist und es keine Schulen, Einkaufszentren oder jegliche Attraktionen gibt.
Bürgerinitiativen gegen Atomkraft
In der alten Bundesrepublik Deutschland entstanden ,,Die Grünen“ aus vielen kleineren Organisationen, die einzeln zu schwach waren, um mit den großen Parteien mitzuhalten.
Der Schwerpunkt deren Politik waren Umwelt-, Friedens-, Menschenrechts-, und Frauenpolitik, insbesondere die Bewegung GEGEN die zivile Nutzung der Atomkraft.
Nachdem der Bau eines Atomkraftwerks in Wyhl verhindert wurde, kam es in den Jahren 1976/77 zur Eskalation, als von der CDU-Landesregierung und der Bundesregierung neben den bereits stehenden AKWs in Krümmel, Stade und Brunsbüttel nun auch noch Brokdorf als weiterer AKW-Standort durchgesetzt wurde. Der Baubeginn dieser Anlage führte zur so genannten ,,Schlacht um Brokdorf“, gegen den einen Massenmobilisierung entstand und es zu Gewaltaktionen von Polizei und Demonstranten kam. Dies war ein wichtiger Bestandteil der zur Gründung der Grünen beitrug.
Zunächst entstanden örtliche Wählergemeinschaften und Wahlbündnisse. Die ersten Kandidaturen gab es am 23. Oktober 1977 bei Wahlen zu den Kreistagen in Niedersachsen. Im Landkreis Hameln-Bad Pyrmont erreichte die »Wählergemeinschaft - Atomkraft Nein Danke« mit 2,3 % ein Mandat im Kreistag. Ihre Gründung ging auf die „Bürgerinitiativen gegen Atomkraft Weserbergland“ zurück, die sich gegen den Bau eines Atomkraftwerks in der im Landkreis gelegenen Gemeinde Grohnde richteten. Dort fand am 19. März 1977 eine Demonstration von 20.000 Atomkraftgegnern statt. Schließlich kam es zur entgültigen Gründung der Grünen auf der Bundesversammlung am 12. und 13. Januar 1980 in Karlsruhe.
Tschernobyl - Das wichtige Stromquelle und die Katastrophe
Das Kernkraftwerk in Tschernobyl, Ukraine, wurde am 27. Mai 1978 in Betrieb genommen. Es hatte insgesamt 6 Blöcke, von denen jedoch nur 4 in Betrieb waren und zusammen eine Leistung von 4.000 MW erzeugten. Die anderen 2 waren im Bau, jedoch wurden sie wegen der Katastrophe 1986 nicht fertiggestellt. Die absolute Abschaltung bis auf den letzten Block fand bis zum 15.12.2000 statt. Die drei bzw. vier Blöcke des Kraftwerks waren für die Energieversorgung der UdSSR und vor allem für deren Nachfolgestaat Ukraine von sehr hoher Bedeutung. Insbesondere die Ukraine ist elektrizitätsmäßig unterversorgt und wäre auf den Strom aus Tschernobyl angewiesen. Tschernobyl lieferte ungefähr 1/6 des in der Ukraine atomar hergestellten Stroms, was ca. 4-10 % der Gesamtstrommenge entsprach. Nur dieser Hintergrund macht es erklärbar, weshalb das Kraftwerk noch 14 Jahre lang nach dem Super-GAU weiter betrieben wurde und weiterhin viele Menschen in diesem hochverstrahlten Gebiet arbeiteten.
Dieser Super-GAU, welcher die größte Kernreaktorkatastrophe der Geschichte war, ereignete sich am 26. April 1986 um genau 1:23:44. Hier sind die einzelnen Aktionen, die zum Unfall führten, aufgelistet:
Ø Geplante Leistungsabsenkung von 3200 MWth auf 1000 MWth im Reaktor wird durchgeführt.
Ø Durch einen Bedienfehler fällt die Leistung weiter auf bis 30 MWth.
Ø Vorübergehend erhöhte sich die Konzentration des Isotops Xenon-135 im Reaktorkern. Da Xenon die für die nukleare Kettenreaktion benötigten Neutronen absorbierte, nahm die Reaktivität des Reaktors immer weiter ab.
Ø Der Betrieb des Kraftwerks war bereits unzulässig geworden, da vorgeschrieben ist, dass der Reaktor mit mindestens 20% der Gesamtleistung betrieben werden muss. Zudem befanden sich viel weniger Steuerstäbe im Kern, als für einen sicheren Betrieb vorgeschrieben.
Ø Turbinenschnellschlussventile werden geschlossen, wodurch die Wärmeabfuhr des Reaktorkerns unterbrochen wird und die Temperatur des Kühlmittels stark ansteigt. Folge ist eine Leistungssteigerung, worauf die automatische Reaktorregelung mit weiterem Einfahren der Steuerstäbe reagiert. Die Einfahrgeschwindigkeit der Stäbe ist jedoch zu langsam, sodass die Leistung nicht stabilisiert werden und so der Neutronenfluss ansteigen konnte.
Ø Schichtleiter löst manuell Notabschaltung des Reaktors aus, woraufhin alle Steuerstäbe wieder in den Kern hineingefahren werden. Die durch das gleichzeitige Einfahren aller Stäbe massiv gesteigerte Neutronenausbeute ließ die Reaktivität so weit ansteigen, bis schließlich um 1:23:44 die prompten Neutronen für die Kettenreaktion ausreichten und die Nennleistung innerhalb von Sekundenbruchteilen um das 100-fache erhöhte. Es kam zu einer Explosion, bei der der 1000 Tonnen schwere Deckel des Reaktorkerns abhob. Zudem wurde das Dach zerstört, so dass der Reaktorkern nun direkte Verbindung zur Atmosphäre hatte. Die Folgen waren verheerend.
In Europa wurden insgesamt 3.900.000 km² (40% der Gesamtfläche) durch Caesium-137 kontaminiert. Neben den 237 akuten strahlenerkrankten Personen, von denen mittlerweile 47 gestorben sind, sind dazu noch ca. 15.000 von insgesamt ca. 700.000 Aufräumarbeitern an den gefährlichen Strahlen gestorben. |