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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Kampf für die inhaftierten raf-mitglieder



Neben den politischen Zielen der Roten Armee Fraktion verfolgte sie auch noch ein anderes, teils strategisches, teils menschliches Ziel: Sie wollte für inhaftierte Mitglieder fast bis zuletzt bessere Haftbedingungen erkämpfen beziehungsweise diese aus den Gefängnissen befreien, meist durch Freipressungen, dem Austausch von Geiseln gegen Gefangene. Auch der Aktion des Schwarzen September lag direkt die Motivation zur Freipressung von inhaftierten palästinensischen Gefangenen zugrunde.
Der Schwerpunkt der Freipressungsversuche lag hier vor allem, wie bereits weiter oben erwähnt wurde, bei den RAF-Gründern Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof. Horst Mahler zählte bereits kurz nach seiner Inhaftierung im Oktober 1970 aufgrund abweichender Ansichten zur Revolution, des revolutionären Subjekts und der Taktik der Stadtguerilla nicht mehr zur RAF.
Die Schleyer- und die Landshutentführung im deutschen Herbst 1977 waren die letzten Versuche, die RAF-Gründer um Andreas Baader zu befreien. Als diese Versuche scheiterten, wurde die RAF-Führung im Oktober 1977 tot in ihren Stammheimer Gefängniszellen aufgefunden.
Auch nach 1977 wurde durch Hungerstreiks, ebenso wie schon vor 1977 durch Baader und Ensslin initiiert, für bessere Haftbedingungen gekämpft. Auch außerhalb der Gefängnisse kämpfte man für bessere Haftbedingungen, konkret unter anderem für die Abschaffung der sog. "Isolationsfolter" und des "Toten Traktes". Trotz internationalen Solidaritätsbekundungen blieben diese Anstrengungen jedoch ohne Erfolg.

In den 70er Jahren waren die Anschläge und Entführungen mit politischen Zielen aufgrund dieser Bemühungen stark zurückgegangen. An ihre Stelle rückten Aktionen mit dem Hintergrund der Freipressung. Wegen den eskalierenden Mitteln zur Freipressung, unter anderem der Erschießung des höchsten Richters von Berlin, Günther von Drenkmann 1974, der Ermordung des Dresdner-Bank Vorstandes Jürgen Ponto im Juli 1977 sowie dem Tod einiger Polizisten, wendeten sich die öffentlichen Sympathien, die mit der Haft der RAF-Führung und dem Hungertod Holger Meins ihre Höhepunkte erreichten, von der RAF ab. Es war eine Art Verzweiflung erkennbar, der psychische Druck auf die RAF war offensichtlich.

Erst in den 80er Jahren kamen wieder politisch motivierte Handlungen auf. 1982 erschien das erste Positionspapier seit 10 Jahren. Es trug den Titel "Guerilla, Widerstand und antiimperialistische Front". Aus ihm war unschwer zu entnehmen, dass eine Rückbesinnung stattgefunden hatte. Es folgten bis 1990 eine Reihe von Anschlägen gegen Wirtschaftsvertreter wie dem Siemens Vorstand Karl Heinz Beckurts, politische Institutionen wie der NATO, der "fortgeschrittensten imperialistischen Herrschaftsstruktur" und US-Militäreinrichtungen. Es wurde der gemeinsame Kampf mit anderen Organisationen, wie der Action directe in Frankreich, gesucht.
Aufgrund der ungünstig werdenden Umstände durch den Niedergang der Sowjetunion und der um sich greifenden Globalisierung lies jedoch das internationale revolutionäre Klima in der Folgezeit spürbar nach.

 
 

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