1.1 Fakten I
Im Jahre 1995 jährte sich der Atombombenabwurf der Amerikaner zum 50. Mal. In Hiroshima hat die Bombe viele Menschen besonders heimtückisch erwischt. Als ein amerikanischer Bomber auf Hiroshima zuflog, waren viele auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. Da es sich nur um ein einziges Flugzeug handelte, glaubte niemand, dass dies ein Angriff auf die Stadt sein könnte.
Wirkung einer Atombombe:
Die Wirkung der Explosion kann man in drei Phasen einteilen: zuerst die Hitzewelle, dann die Druckwelle und schließlich die Radioaktivität.
a) Die Hitzewelle
Der Feuerball der Atombombe erreicht im Moment der Explosion eine Temperatur von mehreren Millionen Grad. Die Hitzewirkung auf dem Boden tritt 1/100 s (= eine hundertstel Sekunde!) nach der Detonation auf, und dauert ungefähr 3 Sekunden. Verbrennungen auf der Haut werden in bis zu 4 km Entfernung vom Explosionszentrum festgestellt. Material entzündet sich in diesen vier Sekunden in einer Entfernung von bis zu 3,5 km. In einem Umkreis von 1500 Metern wirkt die Strahlung 200 mal so stark wie heller Sonnenschein.
b) Die Druckwelle
Die Luft im Umkreis der Detonation dehnt sich explosionsartig aus. Es entsteht eine Druckwelle, die sich wie eine Wand mit Überschallgeschwindigkeit auswalzt und kräftiger als ein Tornado alle losen und festen Gegenstände durch die Gegend scheucht. Schlägt jedoch ein menschlicher Körper mit einer Geschwindigkeit von mehr als 10 m/s auf eine harte Fläche auf, sind die Überlebenschancen geringer als 1%.
c) Die Radioaktivität
Die letzte und am längsten anhaltende Wirkung ist die Radioaktivität. Von der Strahlung sind nicht nur die direkten Opfer der Explosion betroffen, sondern auch die vielen tausend Helfer, die nach der Explosion in die Stadt gekommen sind, oder die Menschen, die ihre Angehörigen dort gesucht haben. Sie haben alle erhebliche Strahlendosen abbekommen.
(Vgl. https://www.uni-oldenburg.de/fsphysik/dokumente/42/2.95/hiroshima.html)
1.2. Fakten II
Die Atombombe musste auf ein militärisches Ziel abgeworfen werden. Was aber dabei herauskam, das war die Vernichtung der Stadt Hiroshima und seiner zivilen Bewohner. Wegen der Berücksichtigung des Wetters und operativer Umstände räumte Präsident Truman seinem General eine "gewisse Freiheit" ein. Der Befehl für den Abwurf der Atombombe lautete in etwa folgendermaßen:
\'Nach dem 3. August 1945, sobald es das Wetter erlauben soll, werfen Sie die erste Spezialbombe über eines der nachstehenden Ziele ab: Hiroshima, Kokura, Nagasaki oder Niigata. Zusätzliche Maschinen zur Begleitung des Bombenflugzeuges sind zu stellen, um Offizieren und Wissenschaftlern des Kriegsministeriums die Beobachtung der Bombenexplosion und ihrer Wirkung zu ermöglichen. Die Beobachtermaschinen werden sich einige Meilen vom Explosionsherd entfernt halten.\'
Am 6. August 1945 werfen die Vereinigten Staaten von Amerika auf die japanische Stadt Hiroshima die erste Atombombe ab. Um 8.13 Uhr erhält die Besatzung des Boeing B 29-Bombers \"Enola Gay\" den Befehl, einen Nuklearsprengsatz über Hiroshima abzuwerfen. Zwei Minuten später detoniert die Atombombe 580 Meter über der Stadt. Durch die Explosion und die frei gesetzte radioaktive Strahlung kommen schätzungsweise bis zu 150.000 Menschen grausam ums Leben. 80% der Stadt Hiroshima werden zerstört.
Obwohl die Amerikaner von der Wirkung der Atombombe selbst überrascht sind, werfen sie drei Tage später eine zweite Atombombe mit der doppelten Sprengkraft über der Stadt Nagasaki ab.
Am 15. August verkündet der japanische Kaiser Hirohito die Annahme der bedingungs-losen Kapitulation des japanischen Kaiserreiches und beendet damit den Krieg.
(Vgl.: www.aktivepolitik.de/hiroshima.htm)
1.3. Augenzeugenbericht
In diesem Moment, es war 8:15 Uhr, blitzte ein riesiges Licht auf, im gleichen Augenblick hatte ich das Gefühl, das Licht, hundertmal stärker als die Sonne, sei über und um mich. Geblendet wich ich zurück. Plötzlich fühlte ich eine starke Hitze und warf mich entsetzt auf den Boden unmittelbar vor dem Fenster. Ich lag vielleicht zwei oder drei Sekunden da, als es fürchterlich knallte. Mein Zimmer und das ganze Haus wurden erschüttert. Ich war über und über mit Glassplittern, Holzstücken und aus den Wänden gerissenen Lehmbrocken bedeckt . Ich kroch unter den Schreibtisch und betete. Das ist das Ende, dachte ich und wartete auf den Gnadentod. Doch nichts geschah.
Durch tausende von Glassplittern, durch zerborstene Möbel und zerfetzte Bücher gelangte ich zu der Tür, die, aus den Angeln gerissen, draußen auf dem Korridor lag. Zitternd trat ich hinaus, überzeugt davon, dass den anderen im Haus etwas Entsetzliches widerfahren sei. Bei mir selbst bemerkte ich keine Verletzungen. Andere kamen aus ihren völlig verwüsteten Zimmern auf den Gang. Einer blutete heftig im Gesicht und den Armen, er hatte, wie er uns später erzählte, direkt am Fenster gestanden, um der Bombe \'ins Gesicht zu sehen\' - er war Philosoph.
(...)
"Wo ist der Bombeneinschlag?" fragten wir immer wieder, aber nirgends war ein Bombenkrater zu entdecken. Wir suchten überall - kein Anhaltspunkt. Wie konnte das sein? Das ganze Haus mit einem Schlag demoliert und nirgends ein Bombentrichter. Das muss eine besondere Bombe gewesen sein, vermuteten einige.
(...)
Einige von uns waren schon zur Hauptverkehrsstraße geeilt, die etwa zehn Minuten vom Hause entfernt von Hiroschima nach Norden führte, um dort zu helfen. So machte ich mich allein auf den Weg zur Nachbarin. Es war meine erste Begegnung mit dem Schrecken der Verwundeten. In ihrem Haus lagen sie dicht nebeneinander, Körper an Körper. Aber der Zustrom ließ nicht nach, sondern wuchs stetig an. Es kamen immer neue, meistens in geschlossenen Reihen von sieben bis acht Personen, vorwiegend Frauen, die am Kopf und im Gesicht so verbrannt waren, dass die Brandblasen sie völlig unkenntlich machten. Die ober-ste Haut war verletzt und abge-rissen, der Kopf ballonrund aufgedunsen. Aus dem ge-schwollenen Mund hing oft die aufgeblähte Zunge heraus. In den grässlichsten Farben, rot, violett oder graubraun von Schmutz und Staub, erschienen sie vor uns. Viele von ihnen konnten wegen der gesch-wollenen Fleischteile im Gesicht nicht mehr sehen, sie hielten deshalb in Gruppen Tuch-fühlung zueinander, indem sie gegenseitig die Hände auf die Schultern legten oder die Arme einhakten. In ihrem großen Leid halfen sich die Verletzten gegenseitig.
(Vgl. https://www.uni-oldenburg.de/fsphysik/dokumente/42/2.95/hiroshima.html entnommen aus dem Buch "Hiroshima und Nagasaki" von Gerd Greune und Klaus Mannhardt [Hrg.])
|