Der Außenhandel war geprägt von einer Dominanz des Handels mit den RGW-Ländern, insbesondere der UdSSR, die etwa einen Anteil von einem Drittel an den Ein- und Ausfuhren einnahm. Ein weiteres Drittel nahmen die anderen sozialistischen Länder (zumeist RGW-Staaten) ein. Die westlichen Ländern waren 1980 zu 30,5% an der Einfuhr (BRD 7,9%) und zu 24,1% an der Ausfuhr (BRD 9,2%) beteiligt.16
Horst Lambrecht weist darauf hin, dass die Daten über den Außenhandel nicht widerspruchsfrei seien und teilweise nicht mit den Angaben des Partnerlandes übereinstimmen würden. Dies gelte insbesondere für die Rangfolge der einzelnen Länder und das Verhältnis zwischen Einfuhren und Ausfuhren sowie dem Verhältnis des Handels mit der BRD und anderen westlichen Industrieländern.17
Einfuhr Ausfuhr (1980, in Mrd. DM)
Alle Länder: 37,61 34,08
Prozentuale Anteile nach Ländern:
Sozial. Länder: 63,3% 68,7%
Davon: RGW 60,2% 65,4%
Darunter: UdSSR 35,3% 35,7%
Westl. Industrieländer: 30,5% 24,1%
Darunter: BRD: 7,9% 9,2%
Entwicklungsländer: 6,2% 7,2%
Tabelle 3, Der Außenhandel der DDR nach Ländergruppen, Quelle: Jochen Bethkenhagen und andere (1981), DDR und Osteuropa: Wirtschaftssystem - Wirtschaftspolitik - Lebensstandard, Ein Handbuch, Opladen, S.157.
Der Hauptwirtschaftsraum des Außenhandels der DDR waren bereits in den 50er und 60er Jahren die sozialistischen Länder. Zu über 95% betraf dies die im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe zusammengefassten Länder. Anfangs war der Anteil aufgrund des regeren Warenaustausches mit China (nicht im RGW) niedriger.
Die Importe bestanden zu großen Anteilen aus Roh- und Brennstoffen sowie Maschinen und Ausrüstungen. Bei den Importen aus westlichen Ländern bestand stets das Problem knapper Devisen. Die Mark der DDR war nicht konvertierbar, das heißt sie war eine reine Binnenwährung. Importe mussten somit mit harter Währung bezahlt werden, die im Exportgeschäft beschafft werden mussten.
Einen Sonderstatus nahm hier der innerdeutsche Handel ein, der auf dem "Berliner Abkommen" vom 20.9.1951 in seiner Neufassung vom 16.8.1960 fußt. Es wurde ein bilateraler Handel mit dem Ziel des Ausgleiches von Lieferungen und Bezügen vereinbart, ferner unterlagen alle Geschäfte (auch auf westlicher Seite) einem Genehmigungsverfahren, die Bewertung erfolgte aufgrund westlicher Marktpreise, Zahlungen erfolgten ausschließlich auf dem Verrechnungswege über die Deutsche Bundesbank und die Staatsbank der DDR (diese erfolgte in Verrechnungseinheiten VE) und es wurde der DDR ein zinsloser Überziehungskredit namens "Swing", der einen störungsfreien Handel ermöglichen sollte, eingeräumt. "Swing" betrug 1951 30 Mio. VE und wurde schrittweise weiter erhöht und betrug im Jahre 1976 850 Mio. VE, um danach wieder etwas zurückgeführt zu werden.18
Die Ausfuhren wurden seit jeher dominiert von der metallverarbeitenden Industrie. 1979 betrug der Anteil von Investitionsgütern wie Maschinen, Ausrüstungen und Transportmitteln etwa 55% der Gesamtausfuhren. Schwerpunkte lagen hierbei auf elektrotechnischen Investitionsgütern, Schiffen, Kraft- und Schienenfahrzeugen, Metallverarbeitungsmaschinen (speziell Werkzeugmaschinen), Landwirtschafts-, Büro- und Textilmaschinen. Interessant ist die einseitige Ausrichtung der Maschinenexporte. Zu etwa 90% gingen diese in die sozialistischen Länder. Im Westen hatten vor allem Wasserfahrzeuge und Werkzeugmaschinen Erfolge.19
Lambrecht kritisiert, dass der Import der DDR zu sehr von Rohstoffsicherung und der Export zuerst mit dessen Abdeckung beschäftigt sei. Hochtechnologie oder lebensstandarderhöhende hochwertige Konsumgüter seien kaum importiert worden. Die Industrie erhalte so keine Impulse für qualitatives Wachstum. Dies gelte für den Handel mit den RGW-Staaten, aber auch für den Westhandel. Die Westimporte seien geprägt von Sortimentsabrundungen und von Erzeugnissen, die der Sicherung der laufenden Produktion dienten. Grundstoffe und Produktionsgüter seien auch im Westhandel die wichtigste Position. Außerdem erhalte die DDR-Wirtschaft durch die Ausrichtung auf die technologisch und sozioökonomisch auf niedrigerem Niveau stehenden RGW-Länder keine ausreichenden Wachstumsimpulse. L. hebt positiv hervor, dass die UdSSR die Rohstoffversorgung der östlichen Länder garantierte und dass durch die Kooperation ähnlicher Wirtschaftssysteme eine relative Stabilität gegenüber Risiken des Weltmarktes bestehe. Auch sei die UdSSR ein aufnahmefähiger Markt für die DDR-Exporte.20
Bei Betrachtung der Lieferungen der DDR an die Bundesrepublik im Vergleich 1970 und 1980 fällt auf, dass der Anteil der Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie von 31,4% auf 54,1% signifikant gestiegen war. Besonders deutlich fielen darunter die Steigerungen von Motorenbenzin, Heizöl und vor allem Dieselkraftstoff auf. Dagegen gingen die prozentualen Anteile der Investitionsgüter-, Verbrauchsgüter- sowie Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrien zurück.21
Auch Maria Haendtcke-Hoppe-Arndt beschreibt in ihrem Aufsatz "Bilanz der Ära Honecker : Die ökonomische Hinterlassenschaft der SED" , dass der "unaufhaltsame Absturz in den 80er Jahren"22 durch folgende Situation Anfang der 80er Jahre gekennzeichnet war: Die erneute Preisexplosion für Erdöl habe immer neue Fertigwarenexporte in die UdSSR notwendig gemacht. Die knappen Investitionsmittel seien durch Umbaumaßnahmen, die der Substituierung von Erdöl durch Braunkohle dienten, und durch das milliardenschwere Mikroelektronikprogramm, welches politisch falsch, aber für z.B. wettbewerbsfähige numerische Steuerungen des DDR-Exportschlagers Werkzeugmaschinen notwendig gewesen sei, verbraucht worden. Auch seien die Partnerländer auf DDR-Mikroelektronik angewiesen gewesen. Die Devisenbestände der DDR haben sich auf einem alarmierenden Tiefstand befunden. Als sich schließlich Ende 1981 die Preise für sowjetisches Erdöl um 50% verteuerten und zudem die Lieferungen gekürzt wurden, habe man einen verstärkten Westexport forciert. Mangels wettbewerbsfähiger Produkte seien verstärkt Mineralölerzeugnisse exportiert worden, mit den bis zu einem Drittel der Westexporterlöse erzielt worden seien. Gleichzeitig seien die Westimporte gedrosselt worden, was zum großen Teil zu Lasten wichtiger Modernisierungsmaßnahmen ging. Diese Maßnahmen schienen die Devisenbilanz bis Ende 1985 zu entlasten. Auch sei die Vertrauenskrise der internationalen Finanzwelt, in die die DDR Anfang der 80er Jahre im Sog von Polen und Rumänien geraten sei, durch die beiden jeweils 1 Mrd. DM umfassenden Kredite, die durch Franz-Josef Strauß (unter Verbürgung der Bundesregierung) eingefädelt wurden, beendet worden. Die DDR schien wieder kreditfähig. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre sei schließlich der Untergang mit einstürzenden Erdöl-Weltmarktpreisen eingeläutet worden. Diese hätten zu einem Einbruch der Deviseneinnahmen geführt, gleichzeitig habe die DDR wegen des gleitenden Preismechanismus im Erdölgeschäft mit der UdSSR Höchstpreise für die Importe bezahlen müssen, wenn auch nicht in Devisen, so doch mit Warenexporten. Die im Zuge der Importdrosselung unterlassenen Modernisierungen hätten sich nun gerächt, was durch wachsende Stillstandszeiten und verfallende Arbeitsproduktivität zum Ausdruck gekommen sei. Die Rohstofflastigkeit im Im- und Export habe nun nicht mehr dem eines entwickelten Industrielandes entsprochen. Die rückgängigen Westexporte hätten zu einer weiteren Westverschuldung geführt. Trotz dieser Probleme habe man an den massiven Preissubventionen festgehalten, da man diese als eine mit der Losung "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" (IX: Parteitag 1975) versehende Hauptaufgabe ansah.23
Auch Haase kritisiert, dass der Anteil von Fertigwaren im innerdeutschen Handel ungewöhnlich gering sei, die Erzeugnisse der Grundstoffindustrie hingegen dominierten. "Unbefriedigend ist vor allem die unausgewogene und dem Entwicklungsniveau beider Volkswirtschaften nicht angemessene Warenstruktur." (Haase, S.95). Als Beispiel verweist Haase auf den 1988 auf 3% des Waren- und Dienstleistungsverkehrs gesunkenen Verkauf von Maschinen, wohingegen Ernährungsgüter - vornehmlich zur Versorgung von Westberlin - und Textilien überproportional vertreten seien.24
|