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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Große entdeckungen und ihre folgen



Die Erforschung Afrikas und Entdeckung Amerikas brachten die Europäer mit anderen Völkern und Sitten in Berührung. Die Frage war: stammen diese Menschen von Adam ab? Man kam zum Schluß, daß das Menschengeschlecht auf verschiedene Ursprünge ungleichen Wertes zurückgeht. Andererseits gab es den "Fluch Hams", der auf den schwarzen Afrikanern lastete und sie zu Sklaverei verurteilte.

Erstaunen machte sich über den neuen Menschenschlag breit, der abseits geblieben war und dessen Zivilisation zu der des alten Kontinents im krassen Gegensatz stand. Die Anwesenheit von aus Afrika eingeführten Bevölkerungen und die Existenz von Mulatten änderte die Beziehung der verschiedenen Menschengruppen untereinander grundlegend. Von da an war der Platz in der Gesellschaft unabhängig von der Religion und hing von der Hautfarbe ab. Sie trugen die Keime des modernen Rassismus.

Menschen oder Tiere?

Was waren das für geheimnisvolle Wesen auf die die Konquistadoren stießen? Waren sie Menschen, wie es die päpstliche Bulle von 1537 ihnen zuschrieb, oder waren es Tiere ohne Seele und Intelligenz? Mit Ausnahme der Azteken und der Inkas lebten die amerikanischen Indios noch als Primitive, und diese Lebensweise kam den Europäern ziemlich seltsam vor. Zum einen rückte die Lebensweise sie in die Nähe der Tiere, zum anderen sprach man ihnen aus eigennützigen Gründen nicht ab, Menschen zu sein. Man gebrauchte die Indios als "Arbeitstiere" und diese ertrugen diese Schwerarbeit nicht und erlagen den aus Europa eingeschleppten Krankheiten.

Einer der ersten Historiker Francisco Lopes de Gomara beschrieb diese Situation so: "Die Indianer sind abgesehen von der Farbe wie wir, denn sonst wären sie Tiere und Monstren und würden nicht von Adam abstammen, wie sie es tun". Die enthusiastischen Verteidiger der Indios brachten das Thema des Gegensatzes primitiv/zivilisiert unter die Leute, das große Wichtigkeit erlangen sollte. Der erste Verteidiger, der Dominikaner Las Casas, behauptete in Worten, die als Prototyp antirassistischer Plädoyers gelten können: "Die wilden Völker dieser Erde sind dem unbebauten Erdboden vergleichbar, der Unkraut oder unnütze Dornen hervorbringt, der aber alle natürlichen Kräfte enthält, damit er durch Arbeit und Pflege gesunde und wohltuende Früchte hervorbringen kann."

Die Unterschiede im Ursprung der Menschen

Also die Indios waren zwar Menschen, aber stammten sie auch von Adam ab? Durch die fehlende biblische Aufklärung darüber, stellte diese Frage ein Rätsel dar. Dreierlei Argumente wurden verwendet, um die Abstammung der Indios von Adam zu beweisen:

Annäherung: Es gab in der Bibel Spuren von Amerika. Das geheimnisvolle Ophir, das Ziel der Schiffe Salomos, war nichts anderes als Peru. Die Indios waren die Nachkommen der zehn verlorenen Stämme und als solche mit Adam verbunden;

Deduktion: Amerika war von Stämmen bevölkert, die aus Asien oder Europa gekommen waren. Die Entdeckung der Beringstraße sollte dies später bestätigen.

Vorsehung: Die Indios seien Adams Nachkommen, die abseits der christlichen Offenbarung blieben, um desto besser durch ihren aufsehenerregenden Übertritt zu diesem Glauben Zeugnis für die Wahrheit abzulegen.

Gründe der Minderwertigkeit

Einmal sprach man den Primitiven die menschliche Würde ab, und sodann vertrat man die Polygenese, das heißt die Ansicht, daß das Menschengeschlecht nicht nur einen Ursprung habe. Das Bestehen einer kolonialen Gesellschaft hatte zur Folge, das man den "Anderen" abwertete. Die Abwertung des Indios entsprang der Abscheu, die gewisse Aspekte seiner Zivilisation hervorriefen (Opfer von Kriegsgefangenen usw.) und dem Gegensatz primitiv/zivilisiert. Während die Indianer mit den Heiden Kanaans gleichgesetzt und von den englischen Siedlern ausgerottet wurden, begann man in Europa sie als "gute Wilde" zu deklarieren.

Die Schwarzen hatten nicht dieses Glück. Im Mittelalter noch verschont, brachte die Verpflanzung von Afrikanern nach Amerika beträchtliche Veränderungen in der Einstellung mit sich. Man mußte die Sklaverei rechtfertigen. Dafür zog man den biblischen Fluch heran, der auf den Söhnen Hams lastete. Demnach war Japhet der Urvater der Weißen, Sem der der Asiaten und Ham der der Schwarzen. Gewisse Theologen sahen sogar in der dunklen Haut das Mal, das Kain als Strafe für den Mord an Abel tragen mußte. Man kam zu den Schluß: die Schwarzen waren Sklaven, weil minderwertig, minderwertig weil Sklaven.

Bis dahin unbekannte Ausdrücke wurden in den Sprachschatz aufgenommen: "Neger" (1516), "Kaste"(1615), "Rasse" (Ende des 15. Jahrhunderts) und "Mulatte" (1604). Die Menschheit war nicht unteilbar, sie blieb aber in den Augen der damaligen Menschen eine Einheit. La Peyrere, Bernier und andere waren nur die Vorläufer, die dann zu Krise des europäischen Bewußtseins führte, welches durch die Aufklärung endgültig zum Durchbruch kam.

 
 

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