Im Laufe des Jahres 1963 rückten die politischen Praktiken Ngo Dinh Diems in den Mittelpunkt des amerikanischen Interessensspektrum. Die Vereinigten Staaten waren nicht länger gewillt, das potentatische Verhalten des südvietnamesischen Präsidenten zu tolerieren. Diem war für die USA zu einer äußerst gefährlichen Figur aufgestiegen, die die amerikanischen Bemühungen ernsthaft zu gefährden schien.
Diem, der als Katholik die Minderheit der vietnamesischen Bevölkerung repräsentierte, zeichnete sich besonders durch eine klare Benachteiligung der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit aus. Der entscheidende Punkt hierbei war, dass er die freie Religionsausübung der Buddhisten auf das Äußerste beschnitt - ganz im Gegenteil zur katholischen Minderheit, die weitgehend frei agieren konnte.
Diese anti-buddhistische Haltung wurde seitens der kommunistischen Vietcong in nicht unerheblichem Maße zu Propagandazwecken verwendet. Der Vietcong betrachtete Diems strikte Haltung gegenüber den Buddhisten als Beweis dafür, dass es sich bei Diem lediglich um eine Marionette der Vereinigten Staaten handele und nicht um einen Repräsentanten des vietnamesischen Volkes.
Die Amerikaner kamen folglich zu dem Schluß, daß der Krieg in Vietnam mit Diem nicht gewonnen werden konnte. Durch die Politik Diems gegenüber der buddhistischen Mehrheit und der daraus resultierenden Propaganda des Vietcong, die dem Vietcong vor allem auf dem Land Unterstützung brachte, sahen sich die USA gezwungen, einen einschneidenden Richtungswechsel in Südvietnam in Erwägung zu ziehen. \"(...) Solange die südvietnamesische Regierung keine größeren Anstrengungen unternimmt, um die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen, glaube ich nicht, dass der Krieg dort gewonnen werden kann (...)\" (John F. Kennedy).
Auch schien Diem nicht in der Lage zu sein, die südvietnamesische Armee auf eine loyalistische Linie einzuschwören, geschweige denn, die allgemeine Moral der Truppen zu verbessern. Aufgrund des desolaten Zustandes der Armee der Republik Südvietnam (ARVN) gelang es dem Vietcong entscheidende militärische Vorteile zu erlangen - so beispielsweise die nahezu vollständige Kontrolle des Mekong-Deltas, der Reiskammer Vietnam.
Der von Kennedy angesprochene Wechsel in der südvietnamesischen Politik sollte schließlich nach längeren Debatten durch einen Putsch herbeigeführt werden, in dessen Verlauf Diem getötet wurde.
Doch auch Diems Nachfolger, General Khan, vermochte es nicht, die vor allem militärischen Schwierigkeiten zufriedenstellend zu lösen.
Als Johnson dann im November 1963 das Präsidentenamt übernahm, bekräftigte er zum einen die Fortführung der bisherigen Politik Kennedys, auf der anderen Seite sah er sich jedoch auch gezwungen, nach neuen Wegen zu suchen, die militärischen Verhältnisse in Südvietnam zu ändern. Es war nicht nur erklärtes Ziel, verlorenes Territorium zurückzuerobern (u.a. das Mekong-Delta), sondern es wurde auch die Ausarbeitung \"(...) für geheime Operationen der südvietnamesischen Regierung gegen den Norden und in Laos - bis zu 50 km tief ins Land hinein (...)\" vorgeschlagen - also der Einsatz militärischer Mittel in Nordvietnam und Laos.
Dies bedeutete eine erhebliche Modifizierung der bereits unter Kennedy eingeführten \"Counterinsurgency\", die lediglich zur Informationsbeschaffung diente. Somit sollten die verdeckten Aktionen der südvietnamesischen Regierung eine völlig andere Qualität erhalten und auch die amerikanische Rolle innerhalb dieser geheimen Operationen sollte sich grundlegend ändern.
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