Eine im April 1991 veröffentlichte Umfrage, die der Standard von 21. Februar bis 6. März vom Gallup-Institut durchführen ließ, ergab eine unerwartet starke Zustimmung unter den Österreichern: exakt 50% votierten für das Projekt, nur 19% sprachen sich dagegen aus, indifferent blieben 28%.
Vor allem unter den jungen Österreichern befanden sich die meisten Befürworter des Kulturbaus: 73% der unter 30jährigen plädierten für das Projekt, nur 6% waren dagegen.
Dieses Ergebnis ist jedoch kritisch zu nehmen, da der STANDARD eine derjenigen Zeitungen war, die für das Museumsquartier eintraten. Auf dieser Seite standen außerdem PROFIL und FALTER.
DIE PRESSE und vor allem DIE KRONEN ZEITUNG schimpften um die Wette gegen das Projekt.
Die KRONE scheute nicht einmal davor zurück, mit verfälschten Fotomontagen Stimmen gegen das Projekt zu gewinnen. Ihrer Entrüstung ging allerdings eine deutliche Befürwortung voran. Noch zu Beginn von 1992 hatte der KRONE-Kulturredakteur Erwin Melchart den geplanten Bau bejubelt. Ein halbes Jahr später ergriffen aber statt der Experten der Kommentator Aurelius (alias Herausgeber Hans Dichand) und Chronikredakteure das Wort. Sie redeten von "Monster" und "Zwangsbeglückung".
Die am heftigsten umkämpften Punkte waren die Kernzone des Messepalastes und vor allem der Leseturm.
Der Bibliotheksturm, unbestreitbar das markanteste und weithin sichtbare Zeichen des Museumsquartiers wurde schließlich zum Symbol und zum Hauptgrund für die langen Streitereien um den Bau. Manche Politiker ängstigten sich zum Beispiel, daß er von der Bevölkerung als Verschandelung des sich hinter dem Muqua erhebenden Spittelbergs empfunden würde. Ein Stück weiter hinten steht jedoch der Flakturm der Stiftskaserne und ein Hochhaus einer großen österreichischen Möbelfirma.
Zudem wurde auch eine "Bürgerinitiative Hofstall Ensemble" gegründet, der unter anderen auch Günther Nenning angehörte. Die Bürgerinitiative trat für ein Kutschenmuseum im "einst bedeutesten Palast für Pferde" ein, von dem aus man mit der Pferdetramway bis zum Westbahnhof fahren kann.
Die Bürgerinitiative forderte außerdem eine Volksabstimmung zum Thema.
Auch das Bundesdenkmalamt äußerte sich 1992 kritisch gegenüber dem Projekt.
Bald waren die SPÖ unter Vizekanzler Erhard Busek und die Grünen die einigen Parteien, die sich noch für das Museumsquartier einsetzten. ÖVP und natürlich vor allem FPÖ stellten sich dagegen, als es um die Abstimmung über die Flächenwidmung im Gemeinderat ging.
Nach endlosen Querelen zwischen der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt wurde der Flächenwidmungsplan schließlich 1993 mit einem Abstimmungergebnis von 60:36 beschlossen, nachdem man das MMK um 20% verringert hatte und aus dem für die Veranstaltungshalle vorgesehenen Bau das "Museum Leopold" gemacht hatte. Die Veranstaltungshalle (750 Plätze) wurde nun in die Kunsthalle integriert und der Leseturm von 68 auf 56m reduziert. Man erwartete sich einen Baubeginn bis 1994.
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