Das Ketzertum ist fast so alt wie die christliche Kirche. Im Unterschied zum Heiden bekennt sich der Ketzer als Christ. Er verneint aber wesentliche von denjenigen Lehren, die für einen katholischen Christen vorgeschrieben sind. Er fügt sich nicht den Vorschriften der katholischen Kirche. Der Ketzer wurde als schlimmer angesehen als der Heide, da der Heide im Unglauben verharrt, aber der Ketzer einen Irrglauben vertritt.
In der Antike und im Mittelalter gab es den Ausdruck "Ketzer" noch nicht, man sprach in diesem Falle von Häretikern.
Der Ketzer will keine Veränderung der Gesamtkirche, er will kleine wesentliche Dinge ändern. Vielfach trug das Ketzertum dazu bei, dass die katholische Kirche ihre Lehren klar formulierte. Häresie wurde von der Kirche als bewusste Leugnung der katholischen Glaubensartikel und offene und hartnäckige Verteidigung falscher Ansichte angesehen.
Häresien waren vorwiegend volkstümliche Bewegungen wie die Waldenser, die Humiliaten, die Hussiten und die Lordallenbewegung, dessen geistiger Vater John Wyclif war.
Häresie ist stets eine Opposition gegen die herrschende Kirche, die aus Furcht, ihre Macht zu verlieren, bestrebt ist, sie mit allen Kräften zu vernichten.
Ein wichtiger Ursprung der Häresien war die Ausbeutung der Bevölkerung durch die Kirche. Die Kirche begann, soziale Ungleichheit zu heiligen, rief die Leidenden und Unterdrückten dazu auf, sich mit ihrer Lage abzufinden und versprach ihnen dafür eine Belohnung nach dem Tode.
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