Die Eroberung Südvietnams durch die nordvietnamesischen Streitkräfte wurde von den Westmächten wie ein unvermeidliches Verhängnis zur Kenntnis genommen. Die kommunistischen Staaten hingegen feierten die Eroberung als "Befreiung". Als im November 1975 erste Verhandlungen über die Wiedervereinigung von Nord- & Südvietnam aufgenommen wurden, war der Vertreter des Südens kein Mitglied der Provisorischen Revolutionsregierung, sondern ein im Süden geborener hoher Funktionär des nordvietnamesischen Politbüros namens Pham Hung.
Nachdem General Tran Van Tra am Tage der Kapitulation Saigons, das sofort in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt wurde, mit der Gleichschaltung der Verwaltung und Verwirklichung der "Nationalen volksdemokratischen Revolution" begonnen hatte, fanden am 25. April 1976 die ersten gesamtvietnamesischen Wahlen statt; damit wurde im Grunde das nachgeholt, was nach den Beschlüssen der Genfer Indochinakonferenz 1954 bereits 19 Jahre vorher hätte geschehen sollen. Die Wahlen endeten mit dem vorprogrammierten Sieg der Hanoi-Gefolgschaft.
Am 25. Juni 1976 proklamierte die Nationalversammlung auf ihrer ersten Sitzung offiziell die Wiedervereinigung beider Teile Vietnams. Die politische Gleichschaltung bedeutete in ihrer ersten Phase die "Säuberung" der Verwaltung und des öffentlichen Lebens. Innerhalb weniger Monate verschwanden rund 200.000 Menschen in sogenannten Umerziehungslagern; Unter diesen zu unbefristeter Zwangsarbeit verdammten politischen Hälfte befanden sich neben höheren Beamten und Offizieren der Thieu-Regierung auch prominente Gegner des Führer der oppositionellen Katholiken, Pater Tran Hun Tanh. Die im September 1975 durchgeführte Währungsreform war praktisch eine Enteignung aller besitzenden Südvietnamesen und traf besonders den städtischen Mittelstand.
Aus dem, durch die Zuwanderung während des Krieges übervölkerten Städten, wurden Millionen Menschen in "Neue Wirtschaftszonen" deportiert und dort als landwirtschaftliche Arbeitskräfte eingesetzt. Gleichzeitig wurde ein politischer Kontrollmechanismus, der von der Parteizentrale, die Partei nannte sich wieder ehrlich "Kommunistische Partei Vietnam", bis in die letzte Familie reichte.
Der Parteikongress beschloss einen Fünfjahresplan mit dem Ziel, Vietnam zu einem sozialistischen Musterstaat mit moderner Industrie und Landwirtschaft, einer mächtigen nationalen Verteidigung und einer fortschrittlichen Kultur und Wissenschaft zu entwickeln. Dabei wurde Südvietnam die fast koloniale Funktion eines Lebensmittel-Produzenten zugewiesen, wohingegen für das nördliche Vietnam vor allem der Ausbau der Industriewirtschaft geplant wurde.
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