Die erste Vita des Thomas von Celano war, wie schon erwähnt, ein Auftragswerk von Papst Greogor IX.; das stellt der Autor gleich im Prolog klar.
Da Celano sich nicht zum engsten Kreis der Brüder um Franziskus zählen konnte und bei weitem nicht für alles Augen- und Ohrenzeuge war, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu "glaubwürdigen und zuverlässigen Zeugen" , in erster Linie die engeren Gefährten des Heiligen wie Bruder Elias oder die heilige Klara, zu gehen, die vor allem in und um Assisi zu finden waren.
Darüber hinaus hatte Celano wohl auch schriftliche Unterlagen zur Verfügung, wie etwa die nicht bullierte und die bullierte Regel des Ordens, das Testament Franziskus', den "Sonnengesang", päpstliche Schreiben, die den Orden betreffen und die Enzyklika, mit der Bruder Elias dem ganzen Orden den Tod des heiligen Franziskus und die Tatsache der Wundmale offiziell bekanntgab.
Das Werk selbst zerfällt in drei Teile. Das erste Buch enthält die Geschichte des heiligen Franziskus von seiner Jugend bis zum 25. Dezember 1223, wobei allerdings die chronologische Ordnung nicht immer gewahrt bleibt. Das zweite Buch schildert sehr kurz die Ereignisse der zwei letzten Lebensjahre des Heiligen und weit ausführlicher die Stigmatisation, den Heimgang und das Begräbnis. Das dritte Buch befasst sich mit der Heiligsprechung und dem Kanonisationsverfahren, das im Falle des heiligen Franziskus jedoch höchstens in verkürzter oder vereinfachter Form stattgefunden hat.
Schon im ersten Buch sind einige Wunder eingestreut, so etwa die Heilung von Lahmen und Blinden oder die Befreiung von Dämonen und der Fallsucht. Bald jedoch kehrt Celano, dessen Absicht es ja ist, "sein [Franziskus, Anm.] vortreffliches Leben und seinen ganzen lauteren Wandel aufzuzeigen" , zu der Beschreibung des Lebens von Franziskus zurück. Weit mehr Raum räumt Celano den Wundern im dritten Buch ein, wo er dem Bericht über die Heiligsprechung eine vollständige Liste der Wunder anfügt, die bei der Kanonisation verlesen wurden. Diese Liste ist thematisch geordnet und umfasst die Heilung von Gelähmten, von Blinden, Besessenen und Todkranken, von Aussätzigen, Stummen und Tauben.
Celano ging es in dieser ersten Vita vor allem darum, die Heiligkeit von Franziskus aufzuzeigen und er bietet dafür "wertvolles, wenn auch nicht vollständiges Material für das Leben des Heiligen und die Frühzeit des Ordens" .
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