Während des Faschismus hatte die Mafia vielfach Grundbesitz aus Adelshand übernommen. Ihrem Charakter nach stand sie voll in der Blüte ihrer agrarisch-feudalen Macht. Sie kontrollierte ungestört das Geschehen auf dem Land. Da auch im 2. Weltkrieg die Strukturen der Mafia intakt geblieben waren, war sie der erste Ansprechpartner für den amerikanischen Geheimdienst OSS, als die USA 1943 die Landung der Alliierten in Süditalien vorbereiteten. Die Verfolgungen der Mafia unter den Faschisten machten sie in den Augen der Amerikaner zu einem vertrauenswürdigen Partner.
Die Mafia stellte eigene Infrastrukturen bereit, übernahm Geheimdienstaufgaben und arbeitete so erfolgreich mit den Alliierten zusammen, dass sie nach Kriegsende mit der kommunalen Verwaltung Siziliens betraut wurde. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Entscheidung des römischen Parlaments nieder, Sizilien 1946 ein Autonomiestatut zu gewähren, das die zentralstaatlichen Eingriffe auf der Insel beschränkte. Man kann dieses Statut als Sieg des sizilianischen \"Eigenwillens\" verstehen, aber auch als Anerkennung der Macht der Mafia. Ohne sie als Entscheidungsinstanz lief in Süditalien nichts mehr.
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