Die Mitglieder der Swing- Jugend stammen aus dem großstädtischen Gewerbebürgertum (Hamburg). Sie existierten am Ende der dreißiger Jahre in den meisten europäischen Ländern und in den USA. Sie orientierten sich an den Werten und Traditionen der Bündischen Jugend ( unten erklärt) und hatten wenig Interesse an Politik. Sie kämpften für ein freies Leben und eine freie Kultur. Das zeigten sie durch ihr Interesse an Jazz- Musik und dem amerikanisch- englischen Lebensstil. Sie hörten englische und amerikanische Schallplatten, kleidete sich dementsprechend, gründete Swing- Bands und veranstaltet Swing- Partys. Die Kleidung der Swing- Jungen bestand aus extrem langen Jacketts mit großem Karomuster, weitergeschnittenen Hosen und einen nie aufgespannten Regenschirm, als eine Art Kultobjekt. Außerdem trugen sie längere Haare, die bis zum Jackettkragen reichten. Man begrüßte sich mit \"Swing-Heil\" und gab sich Spitznamen wie \"Swing-Boy\", \"Swing-Girl\" oder \"Old- Hit- Boy\".
Die Swing-Mädchen trugen kurz geschnittene Kleider oder lange Hosen, schminkten sich, benutzten Lippenstift und lackierten sich die Fingernägel. Das alles passte nicht in die Ideologie der Nazis, besonders bei den Mädchen, die gegen die Aussage und den Befehl der Nazis \"die deutsche Frau schminkt sich nicht\" verstießen. Swing war für die NS- Ideologen \"jüdische Niggermusik\" und deshalb verboten. In den Cafes und Tanzlokalen waren deshalb überall von der Reichsmusikkammer gut sichtbar Schilder angebracht worden, mit der Aufschrift \"Swing tanzen verboten\". Die Swings wurden als \"musikalische Gangsterbande\" bezeichnet.
In einem Bericht vom 08.01.1942 an den Reichsführer SS Himmler heißt es unter anderem:
\"In Hamburg hat sich in den Oberschulen bzw. in der Jugend der Kaufmannschaft eine sogenannte Swing- Jugend gebildet, die zum Teil eine anglophilie Haltung zeigt...Da die Tätigkeit dieser Swing- Jugend in der Heimat eine Schädigung der deutschen Volkskraft bedeutet, halte ich die sofortige Unterbringung dieser Menschen in ein Arbeitslager für Angebracht...\"
Die für Himmler typische Antwort am 26.01.1942 lautete:
\"Meines Erachtens muss jetzt ganze Übel ausgerottet werden. Ich bin dagegen, dass wir hier nur halbe Maßnahmen treffen. Alle Rädelsführer... sind in ein Konzentrationslager einzuweisen...Der Aufenthalt im Konzentrationslager für diese Jugend muss eine längere, 2-3 Jahre sein...Nur wenn wir brutal durchgreifen, werden wir ein gefährliches Umsichgreifen dieser anglophylen Tendenz in einer Zeit, in der Deutschland um seine Existenz kämpft, vermeiden können.\"
Die Swings hatten zunächst kein politische Interesse, sie wollten ihre eigene Lebensart haben und leiteten so Widerstand.
Im August 1941 erkannte die nationalsozialistische Führung aber , dass die Swing-Jugend immer mehr Mitglieder gewann. So wurden über 300 Mitglieder der Swing- Jugend verhaftet. Sie kamen als \"Schutzhäftlinge\" ins Hamburger Gestapo- Gefängnis und ins KZ Fuhlsbüttel. Die Verachtung der Nazis gegenüber der Swing- Jugend zeigte sich darin, dass sie dort zu besonderst schweren Arbeiten herangezogen wurden.
Die Verhaftungswelle hatte zur Folge, dass einige Swing- Jugendliche begannen, den Nationalsozialismus auch politisch abzulehnen. Sie fingen an antifaschistische Flugblätter zu verteilen. Dadurch kamen sie wiederum mit dem Hamburger Teil der Weißen Rose in Kontakt.
Zu einer richtigen Zusammenarbeit mit den Swings ist es allerdings nicht gekommen, trotzdem wurden durch diesen Kontakt weitere Swing-Jugend Mitglieder wegen Landes- und Hochverrat verhaftet. Der Prozess konnte jedoch von dem Einmarsch der Alliierten verhindert werden.
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