Haben Frauen also keine Rolle im öffentlichen Bereich gespielt? Zumindest konnten sie zu keinem Zeitpunkt das Wahlrecht ausüben. Alle politischen Gruppen der Revolutionszeit wandten sich vehement gegen politische Aktivität von Frauen. Doch die Frauen waren mit der ihnen zugeteilten Rolle nicht einverstanden und wurden politisch aktiv. So bildeten sich Frauenclubs, in denen man über Tagespolitik debattierte. Allein der Entschluß, ohne Mitwirkung von Männern eine selbständige Versammlung zu veranstalten, ist ein erster Hinweis für eine feministische Bewegung.
Später wurde den Frauen erlaubt an politischen Versammlungen der Männer teilzunehmen, ohne sich jedoch einzumischen. Die gebildeten Frauen, d.h. diejenigen, die lesen und schreiben konnten, gaben eigene Zeitungen heraus und trugen ihre Forderungen vor dem Parlament vor. Es entstanden zwei Gruppen: Die eine Gruppe war hauptsächlich an der Verbesserung ihrer sozialen Lage interessiert, eine Minderheit kämpfte für die Zivilrechte und politische Gleichberechtigung der Frau.
In Zeiten der Hungersnöte waren Aufstände Frauensache gewesen, so erhielt die Einmischung der Frauen während der Revolution eine politisch-revolutionäre Note. Der Marsch der Pariserinnen nach Versailles am 5. Oktober 1789 zum Beispiel erfüllte nicht nur das Ziel, von Ludwig XVI. Brot zu fordern. Durch ihren Protest zwangen sie den König gleichzeitig, die Menschenrechtserklärung zu unterschreiben.
Im Jahre 1789 erhob zum ersten Mal eine Frau die Stimme in den Beschwerdeschriften.
Mit Beginn des Krieges im April 1792 forderten einige Frauen das Recht, sich zu bewaffnen und weibliche Nationalgarden bilden zu dürfen. Doch die Versammlung lehnte eine direkte Teilnahme der Frau am Krieg ab. Deswegen verkleideten sie sich als Männer und kämpften in der Armee.
|