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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die politik westdeutschlands



Auf westlicher Seite blieb man in den achtziger Jahren sehr vorsichtig, was die Ausnutzung der politischen Lage in Osteuropa zu Gunsten einer Wiedervereinigung Deutschlands betraf. Angesichts der Tatsache, daß jenseits der Werra und der Elbe die Truppen der roten Armee Position bezogen hatten, wollte man die Situation nicht zusätzlich aufheizen. Die Westgruppierungen der Roten Armee würden in absehbarer Zeit wohl nicht abziehen, und eine Provokation hätte vielleicht zu einer Katastrophe geführt.
Die seit Sommer 1982 virulente Koalitionskrise zwischen SPD und FDP verschärfte sich im September immer mehr, so daß die FDP die Zusammenarbeit aufkündigte und die SPD mit einem Minderheitskabinett regierte. Aus einem Mißtrauensantrag trat Helmut Kohl als neuer Bundeskanzler hervor, Richard von Weizsäcker wurde 23. Mai 1984 zum neuen Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.
Die Entwicklungen im Osten betreffend hieß es im Bericht zur Lage der Nation, den Bundeskanzler Helmut Kohl im März 1984, ein Jahr vor Gorbatschows Amtsantritt, aber lange nach Beginn der Liberalisierungsbestrebungen in Polen und Ungarn - vor dem Deutschen Bundestag abgab, wörtlich: \"Wir wollen das Erreichte bewahren und ausbauen, wir wollen die Chancen des Grundlagenvertrages und der anderen innerdeutschen Verträge und Vereinbarungen nutzen. Wir sind bereit, die Beziehungen zur DDR auf der Basis von Ausgewogenheit, Vertragstreue und Berechenbarkeit und mit dem Ziel praktischer, für die Menschen unmittelbar nützlicher Ergebnisse weiterzuentwickeln. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR stehen in einer Verantwortungsgemeinschaft für den Frieden und die Sicherheit in Europa, beide müssen sich um eine Entschärfung der internationalen Lage bemühen.\"
In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre fanden schließlich erste, wirklich ernste Annäherungen zwischen der BRD und der DDR statt. Erich Honecker wollte zwar die Bundesrepublik schon 1980 besuchen, doch kam das Treffen aufgrund der Verschlechterung der Ost-West Beziehungen (Einmarsch der UdSSR in Afghanistan und Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westdeutschland) nicht zu Stande. 1987 empfing Kohl schließlich Honecker in Bonn, um konstruktive Gespräche zu führen. Die Wiedervereinigung war zu dieser Zeit kein Thema, man sprach hauptsächlich über wirtschaftliche Angelegenheiten und brachte den gegenseitigen Respekt beider Staaten zueinander zum Ausdruck. Gespräche über die Wiedervereinigung fanden nicht statt, vor allem weil Kohl die Ansicht vertrat, der Wandel und der Wille Reformen in Osteuropa zuzustimmen müsse in den Staaten selbst entstehen und würde von ausländischer Einmischung nur gefährdet werden. Das hieß aber keineswegs, daß man die bestehenden Verhältnisse billigte.

 
 

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