Plinius(23 - 79 n. Chr.) hatte es sich (erstmals in der römischen Literatur) zur Aufgabe gemacht, angefangen von der Kosmologie über die Geographie, Anthropologie, Zoologie und Botanik bis hin zur Metallurgie und Mineralogie und - zum krönenden Abschluß - zur Edelsteinkunde eine umfassende (37 Bücher), systematisch geordnete Naturkunde in seiner naturalis historia anzulegen.
Was für eine Arbeitsleistung hinter dem Riesenwerk steht, kann man ermessen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Plinius nach seinen eigenen Angaben 2000 Volumina (Buchrollen) gelesen und 20 000 Gegenstände (res dignae cura) - Nachzählungen ergeben sogar 34 000 - behandelt hat. Als Quellen nennt er in seinem Registerband 146 römische und 327 ausländische (meist griechische) Autoren, von denen er freilich nur etwa 100 auserlesene aus erster Hand kennt.
Plinius war kein Wissenschaftler und kein Forscher - dazu hätte ihm seine berufliche Beanspruchung als Flottenkommandant keine Zeit gelassen -, sondern ein vielseitig interessierter, unermüdlicher Sammler. Sein Schaffen ist getragen von einem begeisterten, ehrfürchtigem Staunen über die wunderbare Vielfalt der Natur mit ihren Geheimnissen und Gesetzen. Das erste Mal begegnet man hier gewissermaßen einem wissenschaftlichen Apparat: Plinius hatte offenbar gewöhnlich einen Stab von Hilfskräften um sich, einen Lektor, der aus Buchrollen vorlas, einen Sekretär, dem er Angaben diktierte. Wiederholt wird berichtet, wie er Auszüge machte und Notizen aufschrieb; selbst während des Vesuvausbruches (bei dem er schließlich den Tod fand), in unmittelbarer Bedrohung, hat er noch - so berichtet sein Neffe Plinius der Jüngere - eifrig notiert und diktiert.
Abgesehen von ihrem unschätzbaren Wert für die frühe Geschichte der Naturwissenschaften dank der Masse von Zitaten stellt seine Naturkunde eine Fundgrube dar zur Wiedergewinnung antiker Technologien. Daß in dem Riesenwerk auch offensichtliche Irrtümer und Mißverständnisse vorkommen, wird der Gesamtleistung des Plinius keinen Abbruch tun.
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