4.1 Wissenschaft
Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Araber die ersten waren die die Astronomie als Wissenschaft sahen, da sie zum Beispiel das alte Wissen der Antike nicht nur überprüften sondern auch weiterentwickelten. Im Bereich der Wissenschaft gab es während der maurischen Herrschaftszeit vor allem Fortschritte in der Astronomie. Zum Beispiel Ibn Firnas - ein im Emirat von Abd ar-Rahman hoch angesehener Dichter - hat die indische Astronomie in Spanien und damit auch in Europa eingeführt. Außerdem konstruierte er eine Uhr und ein Planetarium. Eine weitere wichtige Person, die zur Weiterentwicklung der Astronomie beigetragen hat, ist al Idris, der auch als größter Geograph des muslimischen Spaniens gesehen wird. Nachdem er weite Reisen unternommen hatte, die durch Spanien, Portugal, Nordafrika, Kleinasien, Westfrankreich und sogar England führten, schrieb er das "Buch des Roger ", in welchem er die Erde anhand seiner Reisewege beschrieb. Seinem Werk fügte er ca. 71 Landkarten hinzu die in einer Erdscheibe eingraviert waren. Außerdem unterschied er sieben Klimata, zu denen später ein achtes hinzukam. Des Weiteren sind Wissenschaftler wie al Farghani, welcher die Längengerade berechnete, und Ibn Yunus al Bitrugi, der die Umlaufbahn der Planeten entdeckte, zu nennen. Außerdem studierten die Araber die Positionen der Planeten, Mond- und Sonnenfinsternisse. Ein großes Hilfsmittel bei den Berechnungen war der Kompass, welchen die Araber von den Indern und Persern übernommen haben. Später wurde das von Hülegü gegründete Observatorium von Maragh das Zentrum der astronomischen Wissenschaft. Im Bereich der Mathematik führte Hwarizmi das Dezimalsystem indischen Ursprungs ein und der Dichter Omar Khayyan erstellte einen Kalender mit einer höheren Genauigkeit als der gregorianische. Weiter wurde das Archimedes Verfahren entwickelt und ergänzt.
4.2 Pflege
Wenn es um die Pflege ging waren die Araber den Europäern, die zu dieser Zeit in einem unbeschreiblichen Dreck lebten, weit voraus. Dazu beigetragen hat vor allem der aus Mesopotamien stammende Sänger Ziryab. Er veränderte durch seine Kunst der Körperpflege den Lebensstil der Oberschicht. Ziryab zeigte ihnen wie sie Duftstoffe gegen den Körpergeruch benutzten. Außerdem zeigte er ihnen wie man seine Zähne ordentlich pflegte, sich schminkte und lehrte einige in der Barbier- und Frisierkunst. Viele dieser "Künste" hatte er aus dem Abbasiedenhof in Bagdad. Des Weiteren hat jede kleinste Wohnung eine Wanne, da die Pflege des Körpers ein Gebot des Islams ist. Familien aus der Oberschicht hatten große kostspielige Bäder und es gab öffentliche Bäder in jedem Dorf egal wie klein es war. In diese öffentlichen Bäder gingen anfangs sogar Christen, die später allerdings Abstand davon nahmen.
4.3 Medizin
Wenn man den Bereich der Medizin anspricht, muss man vor allem den Namen Albucasis (Az Zahrawi) nennen. Er schrieb ein Kompendium mit 30 Bänden (Tasrif) in dem er alle bekannten Krankheiten mit ihren Symptomen und deren Behandlungen erfasste. Er fasste in dem Werk sozusagen das gesamte medizinische Wissen von der Antike bis zur arabischen Heilkunst zusammen. Albucasis war auch der Erste, der chirurgische Behandlungen durchführte, Arterien nähte und Operationen an Rücken und Auge vornahm. Er machte bei seiner Diagnostik klinische Beobachtungen wie die Röte und Blässe des Gesichts, die Magerkeit, maß den Puls und untersuchte den Urin. Anders als die früheren Griechen, welche eine allgemeine und theoretische Diagnostik durchführten. Auch Avenzoar, der mit vollem Namen Abu Marwan Abd al Malik ibn l-Ala Zuhr hieß, trug seinen Teil bei der Weiterentwicklung der Medizin bei. Er war der erste Arzt der einen Luftröhrenschnitt durchführte, die künstliche Ernährung anordnete und die Krätze behandelte. Außerdem schrieb Avicenna große Werke, wie den "Kanon der Medizin" (Kanun), welcher die gesamte antike medizinische Wissenschaft und die der Fol-gezeit beinhaltete, und die Kitab al Shifa, das Buch von der Heilung der Seele. Sein Kanun wurde 700 Jahre lang genutzt bis zum Anfang der experimentellen Medizin. Ein ähnliches medizinisches Werk hat Al Razi verfasst. Sein Werk umfasste ca. 200 Bände, in denen er das komplette medizinische Wissen auf eine nicht-medizinische Art und Weise zusammen fasste und beschrieb. Dieses Werk hatte auch noch bis ins 17. Jhdt. Wirkung.
4.4 Technik
Im Bereich der Technik gab es vor allem Fortschritte in der Landwirtschaft. Die Mauren nutzten ein künstliches Bewässerungssystem aus Persien, dass von der Urartu-Kultur (9. - 6. Jhdt. v. Chr.) .Es funktioniert indem die Erde bis zum Grundwasser führenden Schicht aufgegraben wurde und das Wasser dann unter Ausnutzung des Gefälles durch unterirdische Röhren in Sammelbecken geleitet. Das Wasser aus den Sammelbecken wurde dann mit Hilfe von Schiebern auf den jeweiligen Feldern verteilt. Durch diese Art der Bewässerung konnten die Araber neue Pflanzen, Gewürze und Früchte anpflanzen und bis zu 4 Ernten in einem Jahr erzielen. Dies führte dazu, dass der Lebensstandart der Mauren recht hoch war. Außerdem perfektionierten sie das Mühlenwesen. So hatten sie schon damals Mühlen mit einem oder zwei Schaufelrädern, Windmühlen und von Lasttieren angetriebene Mühlen.
4.5 Architektur
Die Architektur auf der iberischen Halbinsel entwickelte unter der Herrschaft der Mauren ihren eigenen Stil. Eines der wichtigsten Bauwerke ist die Mezquita Kathedrale in der "Stadt der Wunder": Córdoba. Die Mezquita war mit 180 Metern Länge und 130 Metern Breite die größte Moschee des islamischen Westens. Das Innere der Moschee gleicht einer Art Palast. Im Inneren gib es fast 1.000 Säulen, die von doppelstöckigen, rot-weiß gestreiften Bögen überspannt sind (Abb. 1). Abgesehen von der Gestaltung, hat die Moschee auch eine andere Besonderheit: die hervorragende Akustik. So konnten die bis zu 30.000 Gläubigen die Worte des Imams auch bis in die hinterste Ecke verstehen.
Abbildung 2: das Innere der Mezquita
Ein weiteres Bauwerk der Mauren ist die Alhambra. Sie ist im 13. und 14. Jhdt. entstanden und erstreckt sich über 720 Meter Länge und 220 Meter Breite. Die Mauern der Alhambra, mit vier Toren und 23 Türmen, umschlossen sieben Paläste, Wohnungen, Moscheen, Werkstätten, Gefängnisse, öffentliche Bäder, Gärten und ein Som-mersitz. Heute sind nur noch die schönsten Teile der Alhambra erhalten.
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