Mongolei
Die Mongolei ist ein Staat im östlichen Teil Zentralasiens. Das Gebiet, das bis zur neuen Verfassung 1992 Mongolische Volkrepublik genannt wurde, erstreckt sich auf einer Fläche von 1 566 500 km² und ist damit vier Mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Es grenzt im Norden an Russland, im Osten, Süden und Westen an China. Die Innere Mongolei gehört zu China, die Äußere Mongolei bildet die Mongolische Volksrepublik. Hauptstadt ist Ulan Bator, die Amtssprache ist Mongolisch und Chalcha- Mongolisch. Die Währung ist Tugrik (Tg), 997 Tg = 1 Euro.
Bevölkerung
85% der 2,356 Millionen Einwohner sind Mongolen, davon der Größte Teil Chalcha- Mongolen. Weitere mongolische Volksgruppen sind die Bajat, die Burjat, die Dariganga, die Dsachtschin, die Durwut, die Öölt und die Turgut. Die wichtigsten nicht mongolischen Minderheiten sind mit ca. 7% die Kasachen, die ebenso wie die Urianchaj (ca. 1,3%) zu den Turkvölkern zählen. Die größten Ausländergruppen bilden die Russen und Chinesen. In den letzten Jahren verlassen viele Kasachen die Mongolei und siedeln in die Republik Kasachstan um. Der Anteil der Stadtbevölkerung liegt bei 52%. Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,64%. Die Bevölkerungsdichte liegt durchschnittlich bei 1,7 Einwohner pro km².
Die verbreitetste Religion ist der tibetische Buddhismus. In den letzten Jahren gewannen besonders in den großen Städten auch christliche Missionare an Einfluss. Die Kasachen sind überwiegend Moslems. Fast 52% der Bevölkerung sind unter 20 Jahre alt. Schulpflicht besteht von 8- 16 Jahren. In der gesamten Mongolei gibt es nur eine Universität in Ulan Bator, die 1942 gegründet wurde. Die Lebenserwartung beträgt durchschnittlich 61,5 Jahre.
Wirtschaft & Verkehr
Die Mongolei ist ein Agrarindustriestaat. Das Wirtschaftssystem befindet sich in der Übergangsphase von einer zentral gelenkten Planwirtschaft zu einem marktwirtschaftlichen System. Hauptexportgüter sind Kaschmir, Fleisch, Häute, Felle, Kupfer- und Kupferkonzentrate, Molybdän, Baumaterial, Gold und Kohle. Das Bruttoinlandprodukt beträgt 862 Millionen US- Dollar (1997).
Die Transsibirische Eisenbahn führt von Irkutsk nach Peking durch die Mongolei. Die Bahn in der Mongolei verfügt nur über wenige Stichstrecken in den Industriezentren. In fast jedem Aimak (Provinz)- Zentrum gibt es einen regionalen Flugplatz. Der Internationale Flugplatz, gegründet 1985, ist Bujat Uchaa, ca. 17 km westlich von Ulan Bator.
Verwaltung und Politik
Die Mongolei ist in einen Hauptstadtbezirk und 21 Provinzen unterteilt. Seit 1992 ist der Staat eine Republik mit Mehrparteiensystem. Die Partein sind: Mongolische Nationaldemokratische Partei, Mongolische Revolutionären Partei (MRVP), Mongolische Sozialdemokratische Partei und die Mongolische vereinigte Traditionelle Partei. Der Staatspräsident, der für vier Jahre gewählt ist, ist das Staatsoberhaupt. Seit 1997 ist das N. Bagabandi. Die Legislative liegt bei einem Einkammerparlament (Großer Hural), das sich aus 76 Abgeordneten zusammensetzt. Die Exekutivegewalt übt ein Ministerrat unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten aus. Die ersten freien Wahlen fanden im Juli 1990 statt. Die Rechtssprechung ist unabhängigen, nur dem Gesetzt unterworfenen Richtern übertragen. Ein Verfassungskontrollorgan wacht über die Einhaltung der Verfassung.
Landesnatur
Die Mongolei ist ein überwiegend abflussloses Hochland, Es erstreckt sich im Norden von dem Nadelwaldgürtel der sibirischen Taiga bis zum asiatischen Wüstengürtel im Süden. Das großräumige Hochland ist im Westen von Gebirgssystemen begrenzt und umschlossen. 85% der Fläche liegen mehr als 1 000 Meter über dem Meeresspiegel. Auch im Südosten halten Gebirge klimamildernde Einflüsse ab. Die Mongolei hat ein sehr extremes Kontinentalklima mit außerordentlich kalten und trockenen Wintern. Schnee fällt selten. Zwischen Oktober und März verhindert ein langanhaltendes Hochdruckgebiet über der nördlichen Mongolei den Zugang von warmfeuchter Luft. Die mittleren Januartemperaturen liegen in der Regel bei -20°C. In manchen tiefer gelegenen Gebieten können Temperaturen bis zu -50°C auftreten.
Der Boden ist im Winter tief gefroren, da die Niederschläge in Form von Schnee fast ganz fehlen. Der kurze Sommer mit seinen warmen Tagen aber kühlen Nächten, lässt den Boden nur oberflächlich auftauen. Denn die mittlere Julitemperatur beträgt zwischen 18°C im Norden und bis zu 40°C im Süden. Nirgendwo sonst in der Welt erstreckt sich der Dauerfrostboden so weit nach Süden wie in der Mongolei, wo er bis südlich von Ulan Bator reicht. Ulan Bator liegt breitengradmäßig südlicher als München. Der Süden der Mongolei etwa befindet sich auf dem gleichen Breitengrad wie die französische Riviera. Von Norden nach Süden nehmen die Niederschläge ab. Nur im Norden kann man in bescheidenem Umfang Landwirtschaft betreiben. Die Gebirge haben dort in der Höhe eine alpine Flora. Am Fuße wachsen Nadelwälder mit Fichten-, Tannen und Kiefernarten. Daran schließt sich in südlicher Richtung eine Waldsteppe an, die nach Süden hin erst in eine Steppe, dann in eine Wüstensteppe übergeht, immer karger wird und schließlich ganz in eine Wüste, in die Gobi, endet.
Die Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit des Landes bewirkte, dass eine reiche Tierwelt erhalten blieb. Die Mongolei bietet einen Lebensraum für seltene Säugetiere wie Schneeleoparden, Wildkamele und Halbesel.
Kultur
An ganz altem Kulturgut ist in der Mongolei wenig vorhanden. Historische Epen und Chroniken zählen zu den Frühformen mongolischer Literatur. Das älteste erhaltene Zeugnis ist die Geheime Geschichte der Mongolen, eine Darstellung des Aufstiegs Dschingis Kahns. Kunstschätze, Antiquitäten und andere Relikte aus der Vergangenheit sind in Museen in Ulan Bator gesammelt und ausgestellt.
Geschichte
Nachdem die Qing- Dynastie durch die chinesische Revolution abgesetzt worden war, erklärte sich die Äußere Mongolei 1911 als von China unabhängig. Sie erreichte eine Monarchie und setzte den höchsten lamaistischen Geistlichen als Herrscher ein.
Auf das Betreiben der Sowjetunion wurde 1924 die Mongolische Volksrepublik ausgerufen. Die erbliche Herrschaft der Fürsten wurde beseitigt und der Einfluss der Lamas beschnitten. Allmählich erhielt das land ein Gesellschaftssystem nach sowjetischen Muster. 1940 übernahm der Diktator Tsendenbal die Führung der Mongolischen Revolutionären Volkspartei (MRVP). Nach der Verabschiedung einer neuen Verfassung setzte er sich an der Spitze des Staates. 1946 schloss die Mongolische Volksrepublik einen Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion, trat 1961 der UNO bei und regelte 1962 mit China den Grenzverlauf beider Staaten. Der Freundschaftsvertrag mit der UdSSR wurde 1966 erneuert.
Die sowjetische Vorherrschaft endete der achtziger Jahre und damit auch die Phase der sozialistischen Entwicklung. Den Auftakt zur mongolischen Perestroika bildete die Absetzung des Diktators Tsendenbal im August 1984. Grundlegende Veränderung passierte aber erst 1990.
Im Dezember 1989 begann eine Welle studentischer Demonstrationen, die Anfang März 1990 in eine Protestaktion von über 40 000 Menschen gipfelten. Sie forderten demokratische Veränderungen und die Beachtung der Menschenrechte. Die Staatsführung regierte sofort. Die Parteiführung trat zurück, und die MRVP verzichtete auf ihr Machtmonopol. Am 25. Juni kam es zu einer Verfassungsänderung und zu den ersten freien Wahlen mit einem Mehrparteinsystem. Die MRVP behauptete auch bei diesen Wahlen ihre Vorherrschaft. 1992 trat eine neue Verfassung in Kraft. Sie orientiert sich an westlichen Vorbildern, vor allem an den Ideen einer pluralischen Gesellschaft, der Gewaltenteilung, der Menschenrechte und des Rechtsstaates. Aus der Mongolischen Volksrepublik wurde die Republik Mongolei. Auch bei den Wahlen 1992 behauptete die MRVP ihre Vorherrschaft. Sie erhielt zwar weniger Stimmen als zwei Jahre zuvor, errang aber wegen des Mehrheitswahlrechts 90 Prozent der Parlamentsitze.
Eine Koalition demokratischer Parteien beendete am 30. Juni 1966 nach 75 Jahren die kommunistische Ära in der Mongolei. Die für freie Marktwirtschaft eintretenden Demokraten des oppositionellen Bündnisses gewannen bei den Parlamentswahlen 50 der 76 Sitze. Die demokratische Koalition hatte zuvor lediglich sechs Sitze im Parlament. Sie besteht aus der Nationaldemokratischen Partei, die 34 Sitze gewinnen konnte, der Sozialistischen Partei mit 13 Sitzen und drei parteilosen Politikern. Sieben Frauen wurden ins neue Parlament gewählt. Die Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP), die sich auf ihrem 20. Parteitag im Februar 1991 vom Marxismus- Leninismus losgesagt hatte, kam nur noch auf 25 Sitze.
Die neue Regierung leitete ein radikales Reformprogramm zum Aufbau der Wirtschaft ein, das allerdings zu einer Explosion der Inflationsrate und der Preise, zum Zusammenbruch der Industrie und infolgedessen zu einem rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit führte. Im April 1998 trat die gesamte Regierung auf Druck der Parteien und der Bevölkerung, die eine Verlangsamung des Reformtempos forderten, zurück ; wenige tage später wurde Tschaigijn Elbegdorj, der Vorsitzende der NDP und bisherige Vizepräsident des Parlaments, neuer Ministerpräsident. Elbegdorj hielt an dem Reformkurs fest, suchte jedoch die negativen Auswirkungen der Reformen auf die Bevölkerung zu minimieren. Im Juli 1998 trat die mongolische Regierung unter Ministerpräsident Elbedorj nach einem von der kommunistischen Revolutionären Volkspartei anlässlich der beabsichtigten Privatisierung der Zentralbank eingebrachten Misstrauensvotum zurück. Neuer Ministerpräsident wurde im Dezember 1998 Janlaviin Narantsatralt, der bisherige Bürgermeister von Ulan Bator.
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