Die Romantik etablierte sich in Deutschland anfangs vor allem als ästhetisch-literarische Bewegung, erfasste aber bald die Gesamtheit des geistig-kulturellen Lebens, wobei sich drei Phasen unterscheiden lassen: die Jenaer Frühromantik (ab 1798), die Heidelberger Hochromantik und die Spätromantik mit den Mittelpunkten Dresden, Schwaben, München und Wien. Auch Berlin war in allen drei Phasen ein bedeutendes Zentrum.
Als erste literarische Zeugnisse gelten Wilhelm Heinrich Wackenroders (von Ludwig Tieck herausgegebene) Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) und Tiecks Romanfragment Franz Sternbalds Wanderungen (1798), die in unterschiedlicher Weise Betrachtungen über das Wesen der Kunst und des Künstlerlebens anstellten. Als eigentlicher Beginn der literarischen Romantik wird gewöhnlich die Vereinigung der Brüder Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Friedrich von Hardenbergs (Novalis), Schellings und Wilhelm von Humboldts in Jena angesehen. In dieser bald durch Tod und Zwistigkeiten gesprengten, noch vom Geselligkeitskult der Empfindsamkeit geprägten Freundes- und Schaffensgemeinschaft kam auch den beteiligten Frauen, wie Dorothea Veith (spätere Gattin F. Schlegels) und Caroline Böhmer (spätere Gattin Schellings und A. W. Schlegels), eine bedeutsame Rolle zu. Hier entstanden die ersten programmatischen Schriften und Dichtungen, die zum Teil in der Zeitschrift Athenäum (1798-1800) publiziert wurden. Von großer Wirkung für die Verbreitung romantischen Gedankengutes waren August Wilhelm Schlegels Berliner Vorlesungen Über die schöne Kunst und Literatur (1802-1805).
Der führende Kopf der Heidelberger Romantik war neben Joseph von Eichendorff Joseph von Görres, der mit der Herausgabe der Teutschen Volksbücher (1807), ähnlich wie Achim von Arnim und Clemens Brentano mit ihrer Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1806-1808), die Volkspoesie wieder ins allgemeine Bewusstsein rief. Durch die Lehrtätigkeit Schleiermachers und anderer Romantiker in Berlin und München (Schelling) fand die Romantik allmählich weite Verbreitung und wurde zur beherrschenden geistig-literarischen Bewegung, anfänglich mit Anteilnahme und Unterstützung Goethes.
Zu einem Zentrum romantischer Geselligkeit in Berlin entwickelte sich der Salon der Rahel Varnhagen, wo noch die Generation der Spätromantiker ein reiches Diskussions- und Begegnungsfeld fand. Neben Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist, Adam von Müller und Friedrich de la Motte-Fouqué wurde E. T. A. Hoffmann, Initiator und Mittelpunkt des Kreises der "Serapionsbrüder", der führende Repräsentant der Berliner Romantik. Weitere Wirkungszentren der Spätromantik, die sich vom Philosophisch-Spekulativen der Frühzeit löste und auch deren politisch-visionäre Züge zugunsten einer affirmativen Haltung aufgab, waren München (Schelling, Görres), Schwaben (Eduard Mörike, Ludwig Uhland) und Wien (Eichendorff, A. W. Schlegel, Friedrich Gentz).
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