Während der Bonner Beratungen war in der Sowjetischen Zone die Oststaatsgründung vorangegangen. Der aus dem Volkskongress hervorgegangene, sich selbst als "einzig legitime Repräsentation des deutschen Volkes" bezeichnende Volksrat hatte am 22. Oktober 1948 den Entwurf zur Verfassung einer Deutschen Demokratischen Republik angenommen und diese Verfassung am 18./19. März 1949 in ihrer endgültigen Fassung gebilligt. Am 15./16. Juni 1949 stimmten 66,1 Prozent der Bevölkerung der Sowjetzone für die Verfassung. Mit ihrer Inkraftsetzung wartete die Sowjetregierung allerdings bis zur Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland nach den ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag am 14. August 1949.
Angesichts des Wahlergebnisses - bei einer Wahlbeteiligung von 78,5 Prozent erreichte die CDU/CSU 31 Prozent, die SPD 29,2, die FDP 11,9 und die KPD 5,7 Prozent - hatten sich Vertreter der beiden großen Parteien CDU und SPD im Interesse der gemeinsamen Bewältigung der nach wie vor immensen Probleme in Deutschland für eine große Koalition eingesetzt. Sie, so meinte man, entspräche auch dem Willen der Wähler und den Präferenzen des Auslandes am ehesten. Tief greifende Meinungsverschiedenheiten in der Frage der wirtschaftlichen Neuordnung sowie die eindeutige Absage der beiden Vorsitzenden Adenauer und Schumacher verhinderten jedoch die Bildung einer großen Koalition.
Entsprechend der Entscheidung der Unionsparteien als der stärksten Kraft wurde Konrad Adenauer schließlich Kanzler einer kleinen Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP. Seinem Kabinett gehörten an: Vizekanzler und Angelegenheiten des Marshallplanes: Franz Blücher (FDP); Inneres: Gustav Heinemann (CDU); Justiz: Thomas Dehler (FDP); Finanzen: Fritz Schäffer (CSU); Wirtschaft: Ludwig Erhard (CDU); Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Wilhelm Niklas (CSU); Arbeit: Anton Storch (CDU); Verkehr: Hans Christoph Seebohm (DP); Post: Hans Schuberth (CSU); Wohnungsbau: Eberhard Wildermuth (FDP); Angelegenheiten der Vertriebenen: Hans Lukaschek (CDU); Gesamtdeutsche Fragen: Jakob Kaiser (CDU); Angelegenheiten des Bundesrates (Koordinierungsminister): Heinrich Hellwege (DP). Bundespräsident wurde Theodor Heuss (FDP). Vorläufige Hauptstadt der Bundesrepublik wurde Bonn.
Am 1. Oktober 1949 hatte die Sowjetregierung gegen die Bildung der "volksfeindlichen Separatregierung" in Bonn protestiert. Am 7. Oktober wurde dann aber mit der Konstituierung des Volksrates als "Vorläufige Volkskammer", der Wahl Wilhelm Piecks zum ersten Präsidenten, Otto Grotewohls zum Ministerpräsidenten und Walter Ulbrichts zum stellvertretenden Ministerpräsidenten und der Inkraftsetzung der Verfassung die Gründung der DDR im Ostsektor Berlins vollzogen. Unter Bruch des Viermächtesonderstatus wurde dabei Berlin (Ost) zur Hauptstadt der DDR proklamiert. Die Verfassung entsprach in ihrem Wortlaut weitgehend der Weimarer Reichsverfassung, jedoch bestand von Anbeginn ein krasser Widerspruch zwischen der Verfassungstheorie, die eine Demokratie westlichen Zuschnitts vorsah, und der Verfassungswirklichkeit, die durch die Vorherrschaft der SED und des ihr unterstellten Staatssicherheitsdienstes (SSD) gekennzeichnet war.
Zur deutschen Geschichte ab 1949 siehe Deutsche Demokratische Republik und Bundesrepublik Deutschland.
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