Eine Studie, die das amerikanische Verteidigungsministerium 1967 in Auftrag gab, kam zum Ergebnis, dass der Herbizideinsatz keinerlei bleibende Schäden hinterlassen werde. Zudem werde die betroffene Region schon bald wieder vollständig bewachsen sein. Diese Studie hatte jedoch einen kleinen Schönheitsfehler: Die «Ergebnisse» der Studie basierten auf einer Sichtung der bereits vorhandenen Literatur, eigene Untersuchungen wurden keine durchgeführt.
Der Spritzmitteleinsatz ging weiter, doch schon bald wuchsen Zweifel an dieser Einschätzung der Folgen. 1968 analysierte ein Komitee der Nationalen Akademie der Wissenschaften die Ergebnisse der Studie und kam zum Schluss, dass "...es bei dem momentanen Stand der Forschung keinesfalls möglich ist, Rückschlüsse auf die Folgen eines derartigen Einsatzes von Herbiziden zu ziehen...".
Diese Bewertung konnte die Operationen TRAIL DUST und RANCH HAND zwar nicht stoppen, weckte aber Zweifel an der optimistischen Einschätzung der Folgen durch das Militär und bewirkte, dass erneute Studien in Auftrag gegeben wurden. Die "National Academy of Sciences" veröffentlichte 1974 die Ergebnisse ihrer Untersuchung, drei Jahre nachdem der Herbizideinsatz - aus politischen, nicht aber aus ökologischen Gründen - beendet worden war.
Das Ergebnis der Untersuchung kam für die Natur jedoch zu spät. Zu diesem Zeitpunkt war mehr als ein Drittel aller Mangrovenwälder Südvietnams dauerhaft zerstört, von natürlicher Regeneration war keine Spur. Die Forscher mussten feststellen, dass die Küstengebiete in den nächsten Jahrzehnten ohne Hilfe wohl nicht mehr in ihren natürlichen Zustand zurückfinden würden. Die Wälder im inneren des Landes erholten sich nur langsam von der wiederholten Giftdusche. Eine nachhaltige Veränderung der Bodenfauna und das immer noch im Untergrund angereicherte Gift beeinflussten die Artenzusammensetzung der neugewachsenen Pflanzen und liessen die einst artenreichen Ökosysteme verschwinden.
Die Hochebene von A Loui zum Beispiel war bis vor dem Krieg von immergrünem tropischen Regenwald bedeckt: Baumriesen ragten bis zu 45 Meter in die Höhe, Elefanten, Büffel, Tiger , Affen, Hirsche und rund 150 verschiedene Vogelarten bevölkerten die verschiedenen Schichten des Waldes. Heute ist diese Hochebene eine tote, trockene Savanne, auf der lediglich Unkraut wächst - kein einiger lebender Baum und kein grosses Tier ist übrig geblieben. Einzig die Ratten vermehren sich von Jahr zu Jahr, da ihre natürlichen Feinde entweder ausgestorben oder abgewandert sind. Sogar Fische und Insekten sind rar geworden. Von der vielfältigen Vogelwelt sind gerade Mal 21 Arten übrig geblieben.
Auch Heute, mehr als 30 Jahre nach Ende des Herbizideinsatzes kämpft man in Vietnam noch gegen den dramatischen Rückgang der Mangroven. Allerdings ist auch das starke Bevölkerungswachstum in den Küstenregionen und die damit verbundene Abholzung schuld an der Dezimierung der Mangroven. Trotz Versuchen der Wiederaufforstung sind weite Teile der Küsten fast Mangrovenfrei. Da somit nichts mehr da ist, was die Küste festhält reicht ein einziger Taifun schon um bis zu 15 Meter Boden wegzutragen.
Mittlerweile kommt jedoch auch Hilfe von der Regierung aus Hanoi, wenn auch aus eher wirtschaftlichen Gründen. Ohne den Puffer der Mangroven treibt der grosse Monsunregen immer häufiger salziges Meerwasser über die Flussmündungen in das innere des Landes. Dadurch versalzen die Felder vieler Bauern und die Ernte geht zurück. Deshalb verkündete die Regierung vor einiger Zeit die Absicht, mit einem 50 Millionen Dollar Kredit der Weltbank in drei südlichen Provinzen des Landes umfangreiche Wiederaufforstungsprogramme einzuleiten.
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