An der Westfront gewannen die deutschen Verbände bis Anfang 42 auch schnell an Boden. Auch über dem Festland besaß die Luftwaffe die Herrschaft, was zum einen an der deutschen \"Vier Finger\" (Schwarm) Formation der Jagdflieger, und zum zweiten an der guten Zusammenarbeit der Fliegerhorste mit den Radarstationen lag. Das Radar wurde eine entscheidende Waffe im 2. Weltkrieg. Die Radarstationen \"Himmelbett\" lagen entlang der Küste und um wichtige Industriestandorte verteilt. Nach dem Eintreffen der 8.
US-Luftflotte änderte dies deren Tagesangriffe und die Nachtangriffe der RAF schlagartig. Diesen heftigen Angriffen hielten die meist jungen deutschen Piloten nicht stand. Im August 1942 brach die größte Luftschlacht des Krieges los: Hauptziel der RAF während des Ladungsunternehmens bei Dieppe am 19.08.42 war nicht nur Luftunterstützung zu geben, sondern vielmehr die im Westen liegenden Verbände der deutschen Luftwaffe in die Luft zu locken und zu vernichten. Als Köder sollte die Anwesenheit von 225 Schiffen dienen, die nah an der Küste in einem engbegrenzten Raum operierten.
Für dieses Ziel nahm die RAF den Nachteil in Kauf \"weg von zu Hause\", im feindlichen Luftraum kämpfen und gleichzeitig den Sturm auf die Strandbefestigungen unterstützten und die Schiffe schützen zu müssen. Am Anfang sah es so aus, als würde die Luftwaffe die Herausforderung nicht annehmen. Um 7 Uhr 30 waren es nur 30 deutsche Jäger, in der Hauptsache FW 190, in der Luft, und es wurde 10 Uhr, bevor der Feind in voller Stärke erschien. \"Typhoons\" flogen als Ablenkung Scheinangriffe , um die gegnerischen Kampfverbände, die aus Holland und Beauvais südwärts zogen, zu binden, während die \"Spitfires\" große Bomber- verbände abfingen. Zu dieser Stunde hatte der Rückzug aus den Stränden bereits begonnen, und für die RAF war es entscheidend, über den Stränden von Dieppe und Pourville Feuerschutz zu geben. In der halben Stunde von 10 Uhr 10 bis 10 Uhr 40 griffen \"Bostons\" und \"Hurricanes\", obwohl selber in harte Luftkämpfe mit Jägern und Bombern verwickelt, das Bismarck-Vorgebirge mit nicht nachlassender Heftigkeit an.
In und aus der sich verdichtenden Wolken- decke kämpfend, brachen die \"Spitfires\" die Bomberformationen über Dieppe und Pourville auseinander, währenddessen \"Blenheims\", \"Bostons\" und \"Hurricanes\" immer und immer wieder ihre Entlastungsangriffe für die Bodentruppen flogen. Um diese Zeit flogen bereits viele Piloten der RAF ihren dritten oder vierten Einsatz seit dem Morgengrauen gegen ausgeruhte Gegner. Und dennoch, bis gegen 13 Uhr hatte sich die RAF einen deutlichen Vorteil erkämpft: Während der kritischen Phase des Rückzuges hat nicht ein feindlicher Bomber es erreicht, die Landungsboote oder die Masse der vor der Küste liegenden Schiffe anzugreifen. Wie die Schlußanalyse des Kampfes ergab, flog die RAF insgesamt 2617 Einsätze, bei denen sie 106 Flugzeuge, 88 davon \"Spitfires\", verlor. Die Deutschen gaben den Verlust von 170 Flugzeugen in der wohl größten eintägigen Luftschlacht des ganzen Krieges zu. In der Luft war dieser Tag ein englischer Sieg, auch wenn alles andere nur ein mäßiger Erfolg war.
Während der ganzen Schlacht schlängelten sich die Rettungsboote durch das Labyrinth der Landungsboote und Schiffe und trugen sich mit ihren Rettungseinsätzen in das Ruhmensblatt dieses Tages ein. 13 Piloten und ein verwundeter Beobachter wurden gerettet. Die Retter selber verloren 11 Offiziere und 26 Flugteams an Toten, Verwundeten und Vermißten.
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