Die "Calvinistische Erwerbsethik" als Bedingung der Industrialisierung?!
Gliederung:
1. Jean Cauvin
1.1 Wer war Jean Cauvin?
1.2 Prädestinationslehre
2. Calvinistische Erwerbsethik
2.1 Begriffserklärung
3. Erörterung: War die "Calvinistische Erwerbsethik" die Bedingung der Industrialisierung?
1.1 Wer war Jean Cauvin
- *10.07.1509 in Noyon, Frankreich; + 27.05.1564 in Genf, Schweiz
- auch genannt "Johannes Calvin" à "Gott ist gnädig" hebräisch
- studierte in Paris Rechtslehre und kam dort mit reformatorischen Lehren Luthers in Kontakt
- à bekehrte sich zum Protestantismus à musste Frankreich verlassen und wurde gejagt
- à predigte neue Lehren à unternahm viele Reisen
- à wurde in Genf von Guillaume Farel überzeugt, für die Reformation zu arbeiten à erarbeitete strenge Gemeindeordnung à heftiger Widerstand; Cauvin & Farel wurden es Genf verwiesen
- à einige Jahre später wird er nach Genf zurückgeholt und seine Arbeiten werden anerkannt à er gründet "Genfer Akademie"
- à Hochburg des "Calvinismus"
- sein übermäßiger Arbeitseinsatz richtet ihn 1564 zugrunde
1.2 Prädestinationslehre
- wesentlichster Unterschied zu Luthers Lehren: Prädestinations-Gedanke
- à "Prädestinationslehre":
- Prädestination = lat. "Vorherbestimmung" à Schicksal von Gott vorherbestimmt
- à freies Denken und Handeln wird nicht verneint: endgültiges Schicksal ist vorherbestimmt, kleinere Entscheidungen dem freien Willen unterworfen
- à Calvin vertritt die "Doppelte Prädestination":
- *manche Menschen sind für das ewige Leben mit Gott (Himmel) vorbestimmt, andere für das ewige Leben getrennt von Gott (Hölle) à kann man nichts ändern dran
- *Absichten Gottes sind unsichtbar à jeder muss so leben, als sei er Auserwählt
- * Cauvin: "Unter Vorsehung verstehen wir Gottes ewige Anordnung, vermöge deren er bei sich beschloss, was nach seinem Willen aus jedem einzelnen Menschen werden sollte! Denn die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet.\" (Institutio Christianae Religionis 3. 21. 5)
à Calvin setzt mit dieser Ideologie die Grundlage zur "Calvinistischen Erwerbsethik"
2. Calvinistische Erwerbsethik
2.1 Begriffserklärung
- ca. 200 Jahre nach Calvin
- Vielzahl calvinistischer Anhänger in England ("Puritaner" - Puritanismus = vom Calvinismus geprägt) à einer davon Max Weber à interpretiert calvinistische ansichten
- à formuliert: FAULHEIT IST DIE SCHWERSTE ALLER SÜNDEN à Arbeit ist von Gott vorgeschriebener Selbstzweck des Lebens à wer keinen wirtschaftlichen Erfolg hat, ist daran selbst Schuld und zeigt, dass er nicht Gottes Gnade besitzt à "Wer nicht arbeitet, soll nicht essen" à Bruch mit Mittelalter
- 1. beruflicher und wirtschaftlicher Erfolg bestimmt das Los des Menschen im Jenseits (denn wer keinen Erfolg hatte war nicht auserwählt)
- 2. Gewinn verspricht religiöses Heil (gottesfürchtiges Leben)
- 3. persönlicher Fleiß und Bescheidenheit bieten gottesfürchtiges Leben
- Erwerbsethik fordert auch dazu auf, Gewinn nicht in Luxus oder Genuss umzuwandeln, sondern daraus erneut Gewinn zu schlagen!
- reich sein (viel Kapital zu haben) war erstrebenswert, Nichttätigkeit verwerflich
- 1763: Gesetz verbannt alle Puritaner aus Staatsämtern à sie gehen in das Handwerk, den Handel und die Wirtschaft à starker Impuls für Industrialisierung à fast die Hälfte aller Unternehmer & Erfinder des 18. Jahrhunderts in GB waren calvinistische Anhänger (z.B. James Watt - Dampfmaschine)
- calvinistische Ansichten (Erwerbsethik) in vielen anderen Gruppen verankert (Baptisten, Presbyterianer und Pietisten [Deutschland]) - auch andere Länder haben diese Einstellungen
- englisches Gewinnstreben und calvinistische Erwerbsethik konnten sich in Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith frei entfalten (haben wir schon gehabt)
3 Erörterung: War die "Calvinistische Erwerbsethik" die Bedingung der Industrialisierung?
habe mir lange Gedanken gemacht
- Erwerbsethik ist auf alle Fälle ein positiver Faktor für die Industrialisierung, die diese auch beschleunigt hat, aber sie ist nicht DIE Bedingung der Industrialisierung, denn:
- auch wenn diese Erwerbsethik nicht entstanden wäre, wäre es auf kurz oder lang zu der Industrialisierung gekommen, das ist der lauf der dinge
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