Einholen und Überholen
Stalin sagte 1931:\" Wir sind hinter den fortgeschrittenen Ländern um 50 bis 100 Jahre zurückgeblieben. Wir müssen diese Distanz in 10 Jahren durchlaufen. Entweder bringen wir das zustande, oder wir werden zermalmt. Während zur Zeit der NEP alle Industriebereiche aufeinander abgestimmt waren, sollte nun das Wachstum beschleunigt werden. Um dies zu erreichen mussten die wichtigen Bereiche der Industrie, vor allem Metallproduktion, Maschinenbau und Energieerzeugung, bevorzugt ausgebaut werden.
Um genügend Rohstoffe zu erhalten, sollte der noch weit unbekannte Osten des Landes industriell erschlossen werden. Man verband Westsibirien (grosses Kohlevorkommen) mit dem Ural. Die Mittel dieser riesigen Investition wurde mit Konsum- und Luxusverzicht der Arbeiter aufgebracht.
Um neue Gebäuden und Fabriken zu erstellen, wurden hohe Leistungen von den Arbeitern verlangt, welche auch wieder zu Propagandazwecken verwendet wurden. Arbeiteten die Arbeiter aber trotzdem nicht so wie der Unternehmer es gerne wollte, und nützte auch die Zusage, der Lohn würde höher, nichts, wurden die Arbeiter unter Druck gesetzt. Wer zu spät zur Arbeit kam, bummelte oder sich vom Arbeitsplatz entfernte, der wurde mit Lohnabzügen bestraft. In den 30er Jahren wurden diese Massnahmen soweit verschärft, dass die Männer einer fast militärischen Disziplin unterworfen waren. Am Ende der 30er Jahr nahm die UdSSR, gemäss der Produktion, hinter den USA den zweiten Platz in der Welt ein. Als die Sowjetunion 1941 von Deutschland unter Hitler angegriffen wurde, bewies sie, dass sie wirtschaftlich und technisch soweit entwickelt war, dass sie der Bedrohung standhalten konnte.
Die Kosten der forcierten Industrialisierung
Die Kosten der Industrialisierung trugen wieder einmal die Mitmenschen. Die Umwandlung eines Agrarlandes in eine Industrienation hat natürlich für die Bevölkerung tiefgreifende Veränderungen in ihren gewohnten Lebens- und Arbeitsverhältnisse mit sich gebracht. Millionen von Bauern mussten ihren Hof aufgeben, um sich in der Stadt ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dazu kam, dass es fast keine Ingenieure und Fachleute gab, und dass dadurch die meisten arbeiten unvollkommen blieben, das führte unweigerlich zu Fehlproduktionen. Dazu kam noch, dass häufig Industriebetriebe fertiggestellt wurden bevor die Energieversorgung, die Zulieferbetriebe und sogar die Verkehrsbedingungen fertiggestellt worden waren. Auch die organisatorischen Bedingungen waren nicht bereit. Die Voraussetzungen, bei einer zentralen Planwirtschaft (Wirtschaftsplaner, 5 Jahresplan) alle Daten zu erfassen, auszuwerten und schlussendlich richtig zu interpretieren und zu verarbeiten, waren ungenügend entwickelt.
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