Die Benutzung von Recheninstrumenten und Rechenautomaten setzt grundsätzlich voraus, daß ihr Benutzer den Weg zur Lösung seiner Aufgabe bereits formuliert und den dazugehörigen Lösungsweg, die Algorithmen, im Kopf hat. Rechenautomaten gehen einen wesentlichen Schritt weiter. "Automat" ein Fremdwort für eine selbsttätige Vorrichtung. Es kommt vom griechischen Wort "automatos" für "sich selbst bewegend". Automaten führen meist mehrere Funktionen schrittweise nach einem zuvor festgelegten Plan "automatisch" hintereinander aus, sobald der Gesamtvorgang auf einen Befehl oder Anstoß hin ausgelöst worden ist.
Solange es an geeigneten Mitteln zur technischen Realisierung fehlte, blieb es meist bei sehr wenigen Schritten, die durch einen einzigen Anstoß ausgelöst wurden. Dennoch gabes recht raffinierte technische Automaten bereits in der Antike, beispielsweise das automatische Tempeltor von Alexandria.
Das Tempeltor des Heron
Der griechische Ingenieur Heron konstruierte für den Tempel
von Alexandria um das Jahr 100 herum eine automatisch wirkende Vorrichtung.
Die Opferfeuer im Tempel erwärmten die Luft in einem geschlossenen Gefäß.
Die warme Luft dehnte sich aus und drückte Wasser durch ein Rohr
in ein zweites Gefäß. Sobald dieses Gefäß schwerer geworden ist als ein Gegengewicht,
öffnete sich durch Seilzug das Tempeltor. Das Tor schloß sich ebenso
geheimnisvoll und selbsttätig, sobald die Feuer erloschen waren
und das Wasser zurückfließen konnte.
Alle Überlegungen, die im Zusammenhang mit Automaten zu durchdenken waren, hat G. W. von Leibniz systematisch zusammengefaßt. Darüber hinaus versuchte er erstmals, Automaten zum Umgang mit Zahlen zu verwenden, jedoch noch nicht zum Rechnen an sich, sondern zunächst nur dazu, mögliche Fehler beim manuellen Erstellen umfangreicher Rechentabellen zu vermeiden. Seine diesbezüglichen Arbeiten und seine damals völlig neuartigen Überlegungen kamen zu früh, gerieten in Vergessenheit und wurden erst in unserer Zeit im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Rechenautomaten zu Computern aufgegriffen.
Die Eigenschaften der automatischen Selbststeuerung sind ein Grund für die beispiellose Entwicklung und Verbreitung des Computers überhaupt. Schon in den 60er Jahren, als Computer noch teuer, klobig und relativ unzuverlässig waren, vereinfachten sie bereits Zahllose industrielle Arbeitsabläufe und entlasteten die Menschen spürbar von geistigen Routinearbeiten. Damals entstand das Schlagwort von der Automatisierung. Viele fürchteten, ihren angestammten Arbeitsplatz zu verlieren. Fast machte sich eine Stimmung breit wie ein Jahrhundert früher, als die Dampfmaschine sich durchsetzte. Dem Maschinensturm ähnelnde Ereignisse, etwa ein Computersturm, fanden jedoch nicht statt.
|