Das Stück behandelt die Aufklärung des Zubruchgehens eines wertvollen Kruges aus dem Besitz der Marthe Rull. Sie hat am Vorabend den Bauernsohn Ruprecht Tümpel im Zimmer ihrer Tochter Eve ertappt. Vor Eves Fenster lagen die Scherben des Kruges. Ruprecht wiederum hat einen Fremden beobachtet, wie er Eves Zimmer durch das Fenster verließ und dabei den Krug vom Kaminsims warf. Weder Marthe noch Ruprecht ahnen, dass es sich bei diesem Fremden um Richter Adam selbst handelte. Doch eigentlich geht es Marthe Rull nicht wirklich um den Krug, er hatte zwar einen hohen persönlichen Wert für sie, viel Wichtiger ist es ihr allerdings Eves Ruf zu retten, sollte sich heraus stellen, dass nicht Ruprecht der Täter war, wäre ein anderer Mann in ihrem Zimmer gewesen, und Eve würde als Hure gellten!
Im Laufe des Stückes versucht Adam, die Aufklärung des Falles möglichst unauffällig zu verhindern, zumal an diesem Tag der Gerichtsrat Walter aus Utrecht anwesend ist. Am Ende jedoch ist Adam gezwungen, die Zeugin Brigitte vorladen zu lassen, die schildert, wie sie eine Spur von Marthes Haus bis zur Hintertür des Gerichtshauses verfolgt hat. Angesichts dieser eindeutigen Indizien bleibt Adam nur noch die Flucht. Eve, die als einzige Anwesende neben Adam die Wahrheit kannte, erklärt zum Abschluss ihr Verhalten: Adam wollte, falls Eve ihm gefügig sei, dafür sorgen, dass Ruprechts angeblich drohender Militäreinsatz in der Kolonie Niederländisch-Indien verhindert wird.
Konflikt Eve - Ruprecht: Die beiden sind verlobt. Sie scheren sich nicht allzusehr um den Krug, für sie geht es in diesem Prozess stattdessen um ihr Verlöbnis und die geplante Eheschließung (Z. 440 ff). Ruprecht verhält sich ziemlich undiplomatisch und engstirnig, kennzeichnend für sein einfaches Gemüt. Er, wie auch Marthe Rull, repräsentieren die strengen Sittlichkeitsvorstellungen des Dorfes. Die Tatsache, dass Eve einen fremden Mann in ihr Schlafzimmer gelassen hat, legt den Verdacht der vorehelichen Sexualität nahe, was für Ruprecht eine untragbare Vorstellung ist. Dass Eve ihn nun noch vor allen Leuten anklagt, den Krug zerschlagen zu haben, ist zu viel für ihn. Auffallend ist, wie wenig Ruprecht Eve vertraut. In seinem einfachen Denken ist Eve bereits abgestempelt als Hure, ihrer Tugend und Keuschheit verlustig geworden. Er verweigert ein klärendes Gespräch mit Eve und stürzt die Beziehung so in eine schwere Krise. Ebenfalls auffallend ist seine begrenzte Vorstellung von Ehe. Der Entschluss, Eve heiraten zu wollen, fiel aufgrund ihrer offensichtlichen Tüchtigkeit (Z. 875 ff). Ruprecht hat Eve mit einem fremden Mann in ihrem Zimmer gesehen und dies genügt ihm als Beweis für ihren Treuebruch. Er kann nur glauben, was er gesehen hat, und weigert sich, weiter zu denken. Eve hat eine völlig andere Auffassung von Beziehung. Für sie ist Beziehung Opferbereitschaft: sie geht das Risiko ein, ihren guten Ruf zu verlieren, um damit Ruprecht vor dem Armeedienst, der angeblich im Ausland stattfindet, zu retten. Dass sie das Spiel von Adam mitspielt, zeugt jedoch auch von einiger Naivität.
Konflikt Marthe - Eve: Auch Marthe verweigert Eve ein klärendes Gespräch, stattdessen zerrt sie den Fall in riskanter Weise an die Öffentlichkeit. Dies zeugt von einer starken Bevormundung und der Zubilligung eines ziemlich bescheidenen Selbstbestimmungsrechts. In dieser hierarchischen Situation untersteht Eve auch den strengen Moral- und Sittenvorstellungen der Mutter, welche Eve eher vor die Türe stellen würde, als ihr einen Fehltritt zu verzeihen. Außerdem scheinen beide - Ruprecht und Marthe - eine Art Besitzanspruch an Eve geltend zu machen.
Konflikt Veit - Ruprecht: Auch hier liegt - wie bei Marthe-Eve - ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Sohn vor. Zwar scheint sich Veit anfänglich voll und ganz hinter Ruprecht zu stellen, doch als Marthe den Verdacht äußert, Eve und Ruprecht hätten gemeinsame Sache gemacht um dem Armeedienst zu entkommen (Z. 1360 ff), belastet ausgerechnet er seinen Sohn mit schwerem Misstrauen. Das Vertrauen ist nur Fassade. In Wirklichkeit ist auch er dazu bereit, seinem Sohn schon im Verdachtsfall das Vertrauen zu entziehen.
Konflikt Adam - Eve: Hier besteht zwar keine Beziehungskrise im eigentlichen Sinn, da Adam und Eve lediglich eine oberflächliche Bekanntschaft pflegten, bis zur vorhergehenden Nacht. Dadurch jedoch, dass Eve Adam von ihren Heiratsplänen erzählt und ihn - wenn auch mit harmloser Absicht - in ihr Zimmer lässt, eröffnet sie ihm zweimal einen Einblick in ihre Intimsphäre. Adam wiederum hat Eve sexuell genötigt (Z. 1938 ff) und unter Druck gesetzt. Verheerend für Eve ist an der Sache vor allem der Standesunterschied, welcher sie Adam gegenüber praktisch wehrlos macht.
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