Die bisher 136.000 Mann stehendes Heer sind in Relation zu der Bevölkerung sowie dem Haushalt total überproportioniert (sein Vater hieß zurecht "Soldatenkönig"), wenn auch die preußische Armee immer noch kleiner als die Armeen der europäischen Großmächte ist.
Dieser Nachteil wird durch Offenheit im Bezug auf militärische Fortschritte (eiserner Ladestock) kompensiert; die Überlegenheit allerdings lässt sich darauf zurückführen, dass ab 1720 die "Werbung" von Soldaten (oft Ausländer) größtenteils durch Aushebung ersetzt wird, was die Moral der Truppe entscheidend hebt (Vergleich frz. Revolutionsheer).
Um den Unterschied zu verringern erhöht er das Heer sogar auf 166.000 Mann in Friedenszeiten und 200.000 im Kriegsfall bei nur 5 Millionen Einwohnern.
[ Vergleich: Bundesrepublik Deutschland hat auf 80 Mio. EW 360.000 Mann ]
[ Mirabeau: "Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt." ]
Der Drill ist in Preußen nicht härter als anderswo. Aufgrund des Mangels an Einwohnern werden Deserteure im Gegensatz zu allen anderen Ländern nicht hingerichtet; dafür werden Fahnenflüchtige verprügelt (Spießrutenlaufen). Friedrich II. besucht oft die Truppe und kümmert sich persönlich um die Disziplin der Offiziere. Des weiteren stiftet er den Orden "pour le mérite" (für den Verdienst).
Von besagten Aushebungen werden die erwirtschaftenden Teile der Bevölkerung, wie Gewerbe- und Handelstreibende oder Manufakturarbeiter ausgenommen, um eine hohe Steuerquote zu erhalten.
Diese selektive Wehrpflicht hat zur Folge, dass sich die soziale Struktur dahingehend ausrichtet, dass Junkerssöhne, welche keine Gutserben sind, die Offizierslaufbahn einschlagen und Bauernsöhne, welche nicht Hoferben sind, in die Armee als Soldat eintreten; das Offizierskorps ist selbstverständlich dem Adel vorbehalten. Dies impliziert ein Ehr- und Wertgefühl auf beiden Seiten.
Der preußische Adel ist im Gegensatz zum österreichischen oder französischen selbstarbeitender Landadel und die Bauern besitzen Land, so dass es zu keinem Klassenkampf kommt, da beide Gruppen sehr verbunden sind und der Adel die Bauern in der Regel nicht ausbeutet.
Die Erbuntertänigkeit der Bauern wird auf den Krondomänen aufgehoben; allerdings bleibt diese auf den Gütern der Junker bestehen und nur der Adel darf Grundbesitz erwerben, damit die Bürger weiterhin arbeiten müssen, um sie als Einnahmequelle für den Staat nicht zu verlieren.
Damit wird gleichzeitig der Konflikt zwischen Adel und König beigelegt, da nun die Junker über die Armee in den Staatsdienst integriert sind und Interesse an einem starken Staat haben; allerdings können die Junker auf ihren Gütern wie Könige regieren.
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