Etwa 300 a.C.n. kam es in ALEXANDRIA zu umwälzenden neuen medizinischen Entdeckungen, ohne die die ganze Entwicklung der folgenden Jahre und Jahrhunderte undenkbar wäre. So wurden damals auch die ersten Sektionen im Dienste der Wissen¬schaft durchgeführt. Das Sezieren von Leichen war jedoch nur kurze Zeit und nur am Museion in Alexandria möglich, da der Respekt vor den Toten etwas zurück¬gegangen war, aber auch da Aristoteles und Platon die Seele als das Wesentliche bezeichnet hatten, womit die Bedeutung des Körpers schwand. Zur gleichen Zeit kam erstmals die philosophische Skepsis auf, die den Analogieschluß in Frage stellte. Für die Ärzte bedeutete dies, daß sie es nicht mehr akzeptierten von der Tieranatomie auf den Aufbau des menschlichen Körpers Schlüsse zu ziehen.
Die beiden berühmtesten Ärzte dieser Periode waren HEROPHILOS und ERASIS¬TRATOS, von denen sich auch eigene Schulen ableiten. Der erste dieser beiden war ein Empiriker, der die oben erwähnte medizinische Skepsis vorantrieb. Er unterschied erstmals das Groß- vom Kleinhirn, beschrieb minutiös die Hirnhäute und Gehirnwindungen und untersuchte den Aufbau des Auges. Weiters erforschte er das Darmsystem und gab dem duodenum, also dem Zwölffingerdarm, den Namen.
ERASISTRATOS seinerseits beschäftigte sich mit den Gehirnnerven und schaffte es, die Funktion des Kehlkopfes zu erklären, der beim Trinken die Luftröhre schließt.
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