Der Dalai Lama hat einen maßvollen, realistischen Friedensplan vorgelegt, indem er auf historisch und völkerrechtlich begründete Ansprüche Tibets verzichtet. Peking ist bis jetzt noch nicht darauf eingegangen.
Der Plan sieht folgendes vor:
1. Umwandlung des gesamten Gebiets von Tibet in eine Friedenszone;
2. Beendigung der Politik der Umsiedelung von chinesischen Volkszugehörigen, welche die Existenz der Tibeter als eigenständiges Volk bedroht;
3. Respektierung der fundamentalen Menschenrechte und der demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes;
4. Wiederherstellung und Schutz der natürlichen Umwelt Tibets und Beendigung der chinesischen Ausbeutung Tibets zum Zwecke der Herstellung von Kernwaffen und der Lagerung von radioaktiven Abfall;
5. Beginn ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets und die Beziehung zwischen den Völkern Tibets und Chinas.
Die rund 6 Millionen Tibeter innerhalb und außerhalb des Landes geben aber die Hoffnung nicht auf. Die Hoffnung, daß die Welt auf die Vorkommnisse reagiert und daß eines Tages ihr Oberhaupt zurückkehren wird. Denn ohne seine Persönlichkeit wäre die Gefahr noch viel größer, daß das tibetische Exil auseinanderbrechen könnte und die tibetische Kultur untergehen würde.
"Ich werde oft gefragt, ob ich wütend auf die Chinesen für alles bin, was geschehen ist. Richtig ist, daß ich manchmal die Geduld verliere, aber dann sorge ich mich um sie und fühle mit ihnen. Ich nehme ihr Leid, ihren Ärger und ihre Unwissenheit in meine Gebete auf (...) und kann ihnen Mitgefühl entgegen bringen. So werde ich mich auch in Zukunft verhalten," so sprach seine Heiligkeit, der Dalai Lama am 6. Mai 1995 in Essen.
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