Die süddeutschen Staaten zögerten im Juli 1870 keinen Moment, um den Krieg gegen Frankreich von Anfang an mitzutragen. Die Regierungen sahen den Bündnisfall der Verträge von 1866 gegeben und mobilisierten ihre Heere.
Soldaten, die sich vier Jahre zuvor noch als Gegner in Deutschland gegenüber gestanden hatten, kämpften nun miteinander.
Frankreich war für den Krieg schlecht gerüstet. Die Opposition gegen die autoritäre Regierung des Kaisers wirkte sich auch in der Armee aus; selbst die Generäle waren sich nicht einig.
Nach Anfangserfolgen der vereinigten deutschen Truppen im Elsaß und in Lothringen gelang es, die französische Hauptarmee in der Festung Metz einzuschließen. Eine Entlastungsarmee, die von Norden herangeführt werden sollte, mußte am 1. September 1870 bei Sedan kapitulieren. Zu den Gefangenen gehörte auch Kaiser Napoleon III. - sein Kaisertum war zu Ende.
In Paris wurde am 4. September 1870 die Republik ausgerufen. Eine selbsternannte "Regierung der nationalen Verteidigung" unter dem Führer der Linken Léon Gambetta setzte den Krieg mit rasch ausgehobenen neuen Truppen fort.
Die siegreichen deutschen Streitkräfte wandten sich nach Süden und schlossen Paris ein. Gambetta entkam mit einem Freiballon aus der Stadt und organisierte den Widerstand von der Provinz aus. Als bekannt wurde, daß die Deutschen auf umfangreiche Gebietsabtretungen bestehen würden, nahm der Krieg mehr und mehr den Charakter eines französischen Volkskrieges an. Doch wurden die Entsatzheere der Republik nach ersten Erfolgen nacheinander besiegt. Paris wurde von deutsche Artillerie beschossen und mußte im Januar 1871 kapitulieren. Am 28. Januar unterzeichnete Frankreich einen Waffenstillstand.
Während der Waffenruhe wurde in Frankreich eine neue Nationalversammlung gewählt. Sie bestimmte den greisen Historiker Thiers, einen erfahrenen Politiker aus liberalen Bürgertum, zum Regierungschef. Thiers nahm in Versailles Friedensverhandlungen mit Bismarck auf, ein Friedensvertrag wurde schließlich im Mai in Frankfurt geschlossen. Frankreich mußte 5 Milliarden Francs als Kriegsentschädigung zahlen und das Elsaß sowie große Teile Lothringens an Deutschland abtreten.
Die Annexionen waren erst im Verlauf des Krieges von der öffentlichen Meinung Deutschlands, von Militärs und Wirschaftsführer gefordert worden.
Waren die Friedensbedingungen im Vergleich zu französischen Forderungen bei Kriegsbeginn auch nicht maßlos, so belasteten die willkürlichen Gebietsabtretungen die deutsch - französischen Beziehungen in den folgenden Jahrzehnten sehr stark. Bei der Bevölkerung Elsaß-Lothringens wog die zweithundertjährige Zugehörigkeit zu Frankreich stärker als die Erinnerung an historische Bindungen an das Reich oder der Hinweis auf ihre deutsche Umgangssprache. "Revanche" war fortan ein Leitmotiv der französischen Außenpolitik.
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