Österreich versuchte, den Frankfurter Bundestag für seine Zwecke zu mobilisieren, mit der Folge, daß Preußen den Bundesvertrag für gebrochen erklärte. Die seit 1815 bestehende staatliche Ordnung Deutschlands wurde somit nicht durch die bürgerlich - liberale Bewegung gesprengt, sondern durch den preußisch - österreichischen Gegensatz. Dreizehn "bundestreue" Staaten, neben Österreich die Königreiche Bayern, Württemberg, Sachsen und Hannover, standen im Sommer 1866 Preußen und den mit ihm verbündeten Mittel- und Kleinstaaten Norddeutschlands mit Waffen gegenüber.
Bismarcks Diplomatie hatte es verstanden, die Interessenlage der europäischen Mächte für seine Ziele auszunützen. England und Rußland verhielten sich abwartend. Kaiser Napoleon III., der sich von einem deutschen Bruderkrieg Vorteile für Frankreich versprach, wahrte Preußen gegenüber Neutralität, ohne auf eine Gegenleistung zu bestehen.
Am 3. Juli kam es bei Königgrätz (Böhmen) zur Schlacht, die Preußen für sich entschied.
Bismarcks Ziel war es nun, einerseits die Machtstellung Preußens in Norddeutschland zu sichern, gleichzeitig aber auch einer friedliche Verständigung mit dem deutschen Süden offenzuhalten. Er rang dem preußischen König Wilhelm und seinen militärischen Führern eine Schonung Österreichs und der süddeutschen Staaten ab. Demgegenüber wurden Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und Schleswig-Holstein dem Staat Preußen eingegliedert. Auf dieser Grundlage plante Bismarck, Deutschland nördlich des Mains in einem Bund zusammenzufassen, dem siech dich süddeutschen Staaten später in besonderen Verträgen anschließen sollten.
Österreich mußte der Neuordnung Deutschlands im Sinne Preußens zustimmen. Ungeachtet der milden Bedingungen des Friedens war es von der Mitsprache in der deutschen Politik künftig ausgeschlossen und sah sich auf seine eigene Nationalitätenproblematik verwiesen.
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