Das Siedlungsgebiet der Maya, die Halbinsel Yucatan und die Gebiete des angrenzenden Zentralamerika, lag auf einer, in flachen Wellen gegliederten Kalktafel. Hohe Vulkangebirgsketten, unterbrochen von tiefeingeschnittenen Tälern im Zentralgebiet, Trockenwälder in der nördlichen Ebene und dichte, von Sumpfgebieten und Stromauen durchzogene Regenwälder im Süden und Südwesten prägten das Landschaftsbild. Der regenärmere Norden wies flachgründige, poröse, lehmige und kalkige Böden auf. Eine kontinuierliche Wasserversorgung war hier nicht gegeben, da der poröse Boden das Wasser direkt versiegen ließ. Karstbrunnen (cenotes) und regenzeitliche Quellen boten ein gewisses Wasserreservoir, das in den Trockenperioden aber nicht immer ausreichend war. Im Süden und Südwesten, wo die Böden tiefgründiger und weniger porös, eher lehmig und kalkig waren, wurde das Land von Flüssen, Seen und Sumpfgebieten durchzogen. Dieses Gebiet war häufig Überschwemmungen ausgesetzt. Die Maya standen vor dem schwierigen Problem, den Wasserhaushalt in ihrem Siedlungsgebiet so zu regulieren, daß sie eine systematische und geregelte Landwirtschaft als Grundlage ihres Überlebens aufbauen konnten. Im Süden entwickelten sie ein System von Dränage- und Hochäckeranlagen sowie von \'schwimmenden Gärten\' (chinampas), die zur Verbesserung der Bodenqualität und zur Regulierung des Grundwasserspiegels beitrugen.Dadurch konnte ein gleichbleibendes Grundwasserniveauerzielt werden, was sich für die Feuchtlandbewirtschaftung als vorteilhaft erwies. Im Zentralgebiet wurde vermittels Ackerbauterrassen und Trockensteinmauern ein intensives Bewirtschaftungssystem errichtet. Die häufigste Terrassierungsform bestand aus einer Trockensteinmauer mit Steinauffüllungen, die parallel zum Hang angelegt wurde. Die sich dort durch Abspülung ansammelnde Erde bot eine relativ ebene Anbaufläche. Weniger häufig wurde der Leitdamm bzw. die Regenschlammfalle verwendet.Hierbei wurde das Wasser mit dem abgespülten Erdreich aus seiner natürlichen Ablaufrinne umgeleitet und über größere Gebiete verteilt. Mit Mulch und organischem Dünger, durch Zwischen- und Ergänzungskulturen sowie gezielter Fruchtfolge wurde der gewonnene Boden gepflegt und vor frühzeitiger Auszehrung geschützt. In den Trockenwäldern des Nordens betrieben die Maya Brandrodungsfeldbau. In einem zeitlichen Abstand, damit sich der Boden wieder regenerieren konnte, wurden Waldstücke niedergebrannt und danach wurde in dem aschegedüngten Boden ausgesät. Der Wald wurde aber auch anderweitig genutzt. Die Maya holten sich Holz und Früchte von dort. Sie zapften Gummi und Harz von seinen Bäumen. Sie sammelten Honig und Medizinalpflanzen, gewannen Bast und Fasern, preßten Öl aus Palmnüssen und jagten die verschiedensten Tiere aus Nahrungsgründen oder weil sie ihre Felle oder Federn für zeremoniale Zwecke verwenden wollten.
Sonnengott in einem Kanu
Die agrarwirtschaftlich ungünstigen Bedingungen in den Küstenregionen ließen den Fischfang und die Salzgewinnung zu einer wichtigen Wirtschaftsweise werden. In der Nähe ihrer Häuser legten die Maya intensiv bebaute kleinflächige Kleingärten an, wo sie Gewürze und Heilkräuter und andere für sie nützliche Pflanzen (zur Farbstoffherstellung) anbauten. Ebenfalls in der Nähe der Anwesen pflanzten sie gemischte Bestände von Obst- und Nußbäumen. Als Ernährungsgrundlage dienten den Maya verschiedene Mais-, Bohnen- und Kürbisarten. Für Abwechslung im Speiseplan sorgten als Haustiere gehaltenen Hunde, Truthühner und wahrscheinlich Kaninchen.
Neben der breiten Palette an Anbaumethoden unterhielten die Maya ein weitreichendes Netz von Handelsbeziehungen, durch das sie Salz, Obsidian, Jade, bestimmte Felle und Federn sowie Reibsteine für die Maiszubereitung in alle Regionen ihres Einflußbereichs verteilen konnten. Allerdings besaßen sie kein vollausgebautes oder durchgehendes Straßennetz. Im Süden waren die vielen Wasserkanäle und Flußläufe die wichtigsten Transportwege, während im zentralen Hochland und in den nördlichen Trockenwälder schmale Straßen oder Fußpfade zwischen den Zeremonialzentren und kleineren Ortschaften für den Warentransport dienten.
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