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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das niederlÄndische see-imperium:



Die Niederlande sind die kleinste Nation, die an der Kolonisation Amerikas beteiligt war. Unter den vier größten Kolonialmächten hatten die Niederlande den geringsten Einfluß in der Neuen Welt, besetzten die kleinste Landfläche und verloren die meisten ihrer Kolonien an England. Sie stellen trotzdem eine bedeutende Kolonialmacht dar, denn was ihnen an Größe mangelte, machten sie durch Unternehmungslust wett. Und wenn das Schicksal für England etwas anders ausgesehen hätte, wären einige Gebiete unter ihrer Kontrolle geblieben.



In einer Reihe von langwierigen kriegerischen Auseinandersetzungen hatten sich die Niederlande von der unterdrückenden und konservativen spanischen Vorherrschaft befreit. Sie machten ihre neu erlangte Freiheit geltend und wurden zu einer der tolerantesten Gesellschaft in Europa. Diese Freiheit der Menschen führte zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Menschen, die vor religiösen Konflikten in anderen Teilen Europas flüchteten, strömten in die niederländischen Städte und bereicherten diese oft mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wohlstand.



Wie andere europäischen Nationen waren die Niederlande zu schwach, um die Spanier direkt herauszufordern, aber, wie die anderen Nationen, rissen sie Land am Rande des spanischen Imperiums an sich, das unbesiedelt und weniger attraktiv war. Für die Niederlande waren die Siedlungen in Amerika ein Mittel, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Sie interessierten sich für Stützpunkte, von denen aus sie die Spanier angreifen und ihren Traum vom niederländischen Handelsmonopol nachgehen konnten.



Und so gelang es den Niederlanden, den Seehandel im 17. Jahrhundert zu beherrschen. Obwohl sie ein kleines Land mit nur wenigen Rohstoffen waren, wurde der Handel zu ihrem Hauptinteresse. Durch den Zugang zur Rheinmündung und hilfreichen Verträgen mit den baltischen Staaten hatten die niederländischen Seefahrer außerdem genügend Rohstoffe für den Bau von Schiffen zu Verfügung, und sie bauten gute und solide Schiffe. Die Niederländer errichteten eine riesige Handelsflotte, verschmähten aber die teuren und nicht so nützlichen Kriegsschiffe. Durch das Interesse am Handel wurde die Dutch East India Company (holländisch-ostindische Gesellschaft) gegründet, die die Vorherrschaft im Handel mit dem Fernen Osten erlangte. Sie stellte anderen Nationen ihre Dienste zur Beförderung von Material und waren aus allen Teilen der Welt zur Verfügung und wurde wegen ihrer niedrigen Tarife, langen Kreditlaufzeiten, niedrigen Preisen für europäische Güter und Zuverlässigkeit zur bevorzugten Transportgesellschaft der meisten Kolonisten.



Die Dutch East India Company finanzierte die ersten Entdeckungen in der Neuen Welt für die Niederlande. Sie rekrutierte Henry Hudson, um im frühen 17. Jahrhundert eine nordwestliche Route nach Indien zu suchen. Er berichtete, daß er einen gut geeigneten Hafen sowie schier unendliches Ackerland an dem nach ihm benannten Fluß gefunden hätte. Sofort wurde eine Handelsexpedition ausgesandt und eine nur kurze Zeit bestehende Niederlassung auf einer Insel im Delawarefluß gegründet.















Die niederländischen Kolonisten bauten Stützpunkte auf, die nur selten den Status einer Kolonie erreichten. Im frühen 17. Jahrhundert eroberten sie Land in Brasilien, auf den Westindischen Inseln und entlang der nordamerikanischen Küste. Diese Außenposten wurden von Aktiengesellschaften, die den englischen sehr ähnlich waren, errichtet. Investoren im Mutterland sammelten Kapital, um Kolonisten anzuwerben und für ihre Überfahrt zu zahlen. Die Gewinne sollten vom Handel, den Rohstoffen und gelegentlich vom Kapern spanischer Schiffe kommen.



1624 versuchte eine niederländische Flotte, die von der kurz zuvor gegründeten Dutch West India Company finanziert wurde, den Portugiesen die Zuckeranbaugebiete im Nordosten Brasiliens zu entreißen. Sie war mehr oder weniger erfolgreich und erlangte für mehrere Jahre die Kontrolle über den Zuckerhandel in dieser Region. Allerdings konnte die West India Company sich nie die geeignete Garnisonen und eine Marine zum Schutz der Schiffe leisten, und es gab nur wenige niederländische Kolonisten, die sich in diesem Gebiet ansiedelten. Die portugiesische Bevölkerung erhob sich schließlich und vertrieb die Niederländer 1654.



Im 17. Jahrhundert plünderten die Flotten der West India Company in der gesamten Karibik. Ihren größten Erfolg hatten sie 1628, als Admiral Piet Heyn die jährliche spanische Schatzflotte vor Kuba abfing und ausplünderte. Diese plündernden niederländischen Schiffe bahnten den Weg für die niederländischen Handelsschiffe, die schließlich die Vorherrschaft über die karibischen Handel erlangten. Eine Schätzung zufolge war das niederländische Handelsvolumen fünfmal so groß wie das offizielle spanische Handelsvolumen. Im Gefolge der niederländischen Flotten kamen englische und französische Kaperschiffe sowie Kolonisten, denen die Spanier nicht gewachsen waren.



Die Niederländer eroberten nur wenige Inseln für Stützpunkte. Sie zogen Inseln vor, da diese leichter zu verteidigen waren als die Häfen entlang der südamerikanischen Küste, die mit Befestigungsanlagen zum Landesinneren geschützt werden mußten. 1634 rissen sie die unfruchtbaren Curacao-Inseln vor der Küste Venezuelas an sich. Dort fanden sie einen Hafen in nur kurzer Entfernung zu sämtlichen spanischen Gewässern



Ein Stützpunkt in Nordamerika war für die Niederlande attraktiv, da er als Außenposten für den Fellhandel und als Marinenbasis auf der amerikanischen Seite des atlantischen Ozeans dienen konnte. 1621 wurde die West India Company gegründet und drei Jahre später 30 Familien nach Manhatten, in der Mündung des Delaware und des Cenneticut, sowie weiter den Hudson hinauf, in der Nähe der Stelle, wo sich heute Albany befindet, gebracht. Innerhalb eines Jahres wurde die Stellung bei Albany zwischen dem Mohawk und den Hudson befestigt und erhielt den Namen Fort Oranien. Sie diente als Handelsvorposten, der den Fellhandel vom Inneren des Irokesengebietes nach Neuengland abfangen sollte.



Neu Amsterdam, wie diese Kolonie genannt wurde, zog nie viele Kolonisten an. Die Niederländer verfolgten eine längerfristige imperialistische Strategie. Sie waren daran interessiert, reich zu werden und große Gewinne zu machen, und hatten keine Ambitionen, die Ureinwohner zum Christentum zu bekehren. Die Kolonie war allerdings nur sehr schwer unter Kontrolle zu bringen. Es dauerte lange, bis Hafenanlagen, Häuser und Befestigungen gebaut wurden, da die Kolonisten und auch die Nachkömmlinge es vorzogen, ihre Gewinne im Fellhandel zu machen. Man nimmt an, daß es, obwohl die Gesellschaft einen Anteil des gesamten Fellhandels erhalten sollte, keinen Kolonisten gab, der nicht nebenbei dem Geschäft mit Fellen nachging.



Die Kolonie wuchs nur langsam. Die Niederländer errichteten ein System sogenannter "Patroon"-Schiffe, um neue Siedler anzulocken. Unter diesem System konnte jemand, dem es gelang, 50 Kolonisten aufzutreiben, ein großes Landstück kaufen und darüber als Patroon herrschen. So wurden einige Versuche unternommen, große Gebiete an der Küste oder an Flußbänken mit Hilfe dieser Anreize zu besiedeln, aber die meisten schlugen fehl, da die Kolonisten abwanderten oder nach Hause zurückkehrten.



Die Beziehungen der niederländischen Siedler mit den Ureinwohner waren denen der Siedler Virginias ähnlich. Ein Unterschied bestand allerdings darin, daß sich über die Jahre hinweg nur ein Rinnsal von Siedler auf den Weg machte, während Virginia einen riesigen Zustrom von Kolonisten verzeichnete, die zum Tabakanbau kamen. Die Niederländer waren zwar freundlich zu der indianischen Bevölkerung und bezahlten für das Land, das sie besiedelten, blieben aber nur solange freundlich, wie dies auch gewinnbringend war. Sie griffen die Indianer im unteren Tal des Hudson an, als sie diese nur noch als unnötige Mittelsmänner empfanden. Diese häufig auftretenden Probleme wie Streitereien über Gebietsansprüche, unbefugten Landzutritt, beschädigtes Eigentum und Angriffe auf Siedler veranlaßten 1642 einen Gouverneur, einen Krieg mit den Indianer vom Zaun zu brechen. Er ermordete skrupellos zahllose Indianer und war unter anderem für den Tod von 80 Indianerin, die friedlich auf Staten Island lebten, verantwortlich. Eine seiner Neuerungen war ein Kopfgeld auf den Skalp von Indianern. Allerdings gelang es dem Gouverneur nicht, die Indianer zu vernichten oder sie unter Kontrolle zu bringen. Den Indianern gelang es sogar, den Spieß umzudrehen, wodurch viele Kolonisten entmutigt wurden und in großer Zahl nach Hause zurückkehrten.



1647 kam ein neuer Gouverneur . Peter Stuyvesant war weitaus erfolgreicher als sein Vorgänger. Er schloß Frieden mit der indianischen Bevölkerung und verbot den Verkauf von Waffen und Alkohol an die Indianer. Dieses Verbot konnte aber leider nicht aufrecht erhalten werden, da die Indianer ihre Felle nur hergeben wollten, wenn sie dafür Waffen erhielten. Die Auswirkungen dieser Reaktion waren verheerend für die Kolonie, da deren Wirtschaft fast ausschließlich vom Fellhandel abhängig war.



1650 wies die Kolonie Neu Amsterdam nur etwa zweitausend Siedler auf, die vor allem in Manhattan lebten. Damit hatte sie eine weitaus kleinere Bevölkerung als die umliegenden englischen Kolonien. Das strategische Wachstum war vor allem auf die Bevorzugung des Biberfellhandels gegenüber anderen Aktivitäten zurückzuführen. Der Biberfang bot der Gesellschaft große Gewinne, aber gerade dieses kurzfristige Denken hemmte das Wachstum der Kolonie.



Vom strategischen Standpunkt aus gesehen, war die Neu Amsterdam Kolonie weitaus wichtiger, als die Niederländer glaubten. Sie war der englischen Kolonialmacht ein großer Dorn im Auge: Neu Amsterdam stand genau zwischen den Virginia und Neuengland-Kolonien. Außerdem wurden in Manhatten oft höhere Preise geboten, als die Engländer im Mutterland erwarten konnten, wodurch sie versuchten, Waren in New Yorker Häfen zu schmuggeln.



Dieser unerlaubte Handel kostete sowohl England als auch Spanien und Frankreich einen großen Teil des Gewinnes aus den Kolonien. Die englische Politik schwankte allerdings: Einerseits sah man die Niederlande als rivalisierende Kolonialmacht an, aber andererseits war man in politischen und religiösen Fragen weitgehend einer Meinung - auch darüber, wer der Gegner war: Spanien.



In den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts wurden die niederländischen Verletzungen der englischen Handelsgesetze als inoffizielle Kriegserklärung zwischen diesen beiden Nationen angesehen. Karl II. sprach das gesamte Land zwischen Conneticut und Maryland, einschließlich Neu Amsterdams, dem Herzog von York zu. Dieser rüstete auf eigene Kosten eine Flotte von Kriegsschiffen aus und setzte einen fähigen Leutnant an deren Spitze. Diese Flotte von vier Kriegsschiffen kam am 26. August 1664 in der Nähe von Staten Island an, worauf sich die Kolonie Neu Amsterdam widerstandslos ergab.



Die Kolonie und die niederländische Regierung leisteten nur wenig Widerstand gegen die Annektion. Man zeigte sich den niederländischen Siedlern gegenüber großzügig, und die meisten konnten ihren Besitz behalten. Diese englische Eroberung stellte das Ende der Niederlande als Kolonialmacht in Nordamerika dar. In den anderen Gebieten konnten sie nur Curacao und einigen weitere Inseln halten.

 
 

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