Wie sich die letzten Kriegsmonate in der Schule abspielten, zeigen folgende Abschnitte einer Schulchronik im 26.Wiener Gemeindebezirk:
Schuljahr 43/44:
Im September begannen die Schüler das 4.Kriegsschuljahr mit einer kleinen Feier. Ab August wurden alle Kinder der 2.Klasse zur Sanddornernte zum Heer einberufen. Ab 2.9. halfen auch 40-50 Leute des Militärs mit. Obwohl täglich 8 Stunden gepflückt wurde, konnten nicht alle Früchte geerntet werden. Außerdem reiften die Früchte bei der argen Hitze so schnell, dass sie die Reise nach München fast nicht mehr ertragen konnten. Von 375 Kg Früchten wurden etwa 170Kg von Schulkindern gesammelt. Als Belohnung bekamen die fleißigen Kinder eine Eintrittskarte fürs Theater.
Am 1.Oktober 43 mussten die Kinder das erste Mal den Luftschutzkeller aufsuchen. Meistens war ein Raum im Keller des Schulgebäudes zuvor zu diesem Zwecke eingerichtet worden. Die Weihnachtsferien wurden bis 22.Jänner verlängert, um Kohle zu sparen. Immer öfter mussten die Kinder Schutz im Luftschutzkeller suchen.
Ab Juni 44 spielte sich das Luftkampfgeschehen über D und Ö ab. Am 13. Juli wurde das Schuljahr 1944 geschlossen. Die Lehrer hatten aber ab dieser Zeit nur 2 Wochen Ferien. Die restliche Zeit mussten sie sich durch diverse Arbeiten, wie z.B.: in Fabriken, zur Verfügung stellen.
Schuljahr 44/45:
Das neue Schuljahr begann am 4.September. Die Schülerzahl hatte sich bedeutend erhöht. Wieder gab es vermehrte Luftangriffe, bei denen sich die Kinder & Lehrer im Keller aufhielten. Da die Fremdflieger meist um10 Uhr erschienen, ordnete das
Unterrichtsministerium den Unterrichtsbeginn für 7 Uhr an. Die Schüler sollten um 10 von der Schule entlassen werden. Der Restunterricht sollte dann am Nachmittag nach 14 Uhr weitergeführt werden. Schüler, die nicht weit von der Schule nachhause hatten, durften mit Erlaubnis der Eltern alleine den Heimweg antreten. Alle restlichen Kinder wurden wieder in den Keller geführt.
Die Schule wurde schließlich als Nächtigungslokal für den Volkssturm beschlagnahmt. Viele russische Soldaten kamen in die Schulen, um sich Karten und Pläne zu besorgen. Sie taten den Kindern nichts. Viele Schulleiter jedoch konnten ihre Dienstzeit nie vollenden.
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