Das Im Mittelpunkt Sachsens liegende Chemnitz bildete das Zentrum der sächsischen Industrie und war das Musterbeispiel einer durch die Industrielle Revolution geprägten Fabrikstadt, deren Antlitz vor allem Werkanlagen bestimmten und deren Lebensrhythmus die Dampfpfeifen der Fabriken regelten. In den Jahren zwischen der bürgerlich - demokratischen Revolution 1848/49 und der Reichsgründung 1871 erhielt Chemnitz den Beinamen "sächsisches Manchester".
In den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich vor allem der Maschinenbau, der Chemnitz nationale und internationale Bedeutung verlieh. Der Chemnitzer Maschinenbau, welcher den wachsenden Bedarf an Dampf-, Spinn-, web- und Wirkmaschinen befriedigte, beschäftigte 1861 bereits über 3000 Arbeiter.
Nachdem viele weitere Unternehmen gegründet wurden und weiter Entwicklungen den technischen Fortschritt förderten, hatte Chemnitz die führende Stelle im Bau von Arbeitsmaschinen für die Textilindustrie inne. Diese Maschinen hatten in Sachsen, mit zahlreichen Textilbetrieben, ein besonders günstiges Absatzgebiet gefunden.
Als die durch den nordamerikanischen Bürgerkrieg ausgelöste Baumwollkrise in den sechziger Jahren zahlreiche Spinnereinen vernichtete, verlor der Spinnereinmaschinenbau seine Bedeutung innerhalb des Maschinenbaus. Um so größeres Gewicht gewann der Bau von Arbeitsmaschinen für die Werkzeugherstellung. 1848 hatte Johann Zimmermann in einem kleinen Unternehmen mit dem Bau solcher Erzeugnisse begonnen. Damit war Chemnitz die Geburtsstätte des deutschen Werkzeugmaschinenbaus geworden. Die Erfolge die Zimmermann im Bau von Bohrmaschinen und Drehbänken nach englischen Vorbildern errang, gaben Anlass zur Gründung zahlreicher weiterer Fabriken Für Werkzeugmaschinenbau.
Mit der Londoner Weltausstellung 1862 wurde der Ruf des Chemnitzer Maschinenbaus entgültig begründet. Die dort ausgestellten Maschinen von Johann Zimmermann standen den bisher führenden englischen Modellen in keiner Weise nach und zeichneten sich überdies durch niedrigere Preise aus. Die Werkzeigmaschinen Englands wurden nunmehr zunehmend vom deutschen Markt verdrängt und die Chemnitzer Erzeugnisse gehörten zu den begehrtesten in aller Welt. Der Auf- und Ausbau nationaler Eisenbahnnetze und steigender Bedarf für Rüstungsproduktion wirkten auf die Entwicklung des Werkzeugmaschinenbaues besonders stimulierend.
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Jahr Arbeiterzahl produzierte Maschinen im Zentrum
1858 150 4700
1860 200 6800
1862 300 12800
1864 480 20000
1866 600 24000
1869 900 50900
1870 950 60000
Aus diesen Zahlen wird nicht nur das rasche Wachstum des Unternehmens deutlich, sondern auch deutlich, welch große Menge an eisen der Maschinenbau benötigte. Zur Befriedigung des Bedarfs an Gussteilen, entstanden deshalb zahlreiche Geißbetriebe.
Eine Reihe von Werken stellte Dampfmaschinen und -kessel her. Die Hartmannsche Fabrik besaß eine beachtliche Abteilung für den bau von Lokomotiven, aus der 1858 bereits die 100. Lok hervorging.
Als in den sechziger Jahren der Bau von Spinnereimaschinen an Gewicht verlor und eine Welle von Brauereigründungen einsetze, wurde auch der Brauereimaschinenbau ein wichtiger neuer Produktionszweig des Chemnitzer Maschinenbaus.
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