Auch wenn die zwanziger Jahre nicht für jeden "goldene Zwanziger" waren, brachten sie doch einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser Aufschwung kam zum einem durch die Währungsreform und den Dawes-Plan zustande. Der Dawes-Plan war ein internationaler Vertrag vom 16.08.1924 über die deutschen Reparationsleistungen nach dem 1.Weltkrieg. Er sollte an die Leistungsfähigkeit von Deutschland angeglichen werden. Nach der Gewährung einer Auslandsleihe von 800 Millionen Mark zur Stabilisierung der deutschen Währung und einer kurzen Übergangszeit sah der Plan jährliche Reparationszahlungen von rund 2,4 Mrd. Goldmark vor. Der zweite Punkt für den Aufschwung waren die US-amerikanischen Kredite, die Deutschland aufnahm. Durch diese Punkte gab es eine innenpolitische Festigung und dadurch auch eine außenpolitische Entspannung. Deutschland und Frankreich einigten sich über die zukünftigen gemeinsamen Grenzen und mit der Sowjetunion schloss Deutschland einen Neutralitätsvertrag. Als Folge dieser Einigungen wurde Deutschland 1926 in den Völkerbund mit aufgenommen. Dadurch hatte Deutschland bald alle Kriegsfolgen überwunden, und einen angemessenen Platz auf dem Weltmarkt errungen.
Die solide finanzielle Grundlage der Vorkriegszeit war jedoch verloren gegangen und konnte auch nicht in wenigen Jahren wieder aufgebaut werden. Man lebte allerorts von der Hand in den Mund und hatte kaum Rücklagen. Deutschlands Wirtschaft befand sich daher 1929 nicht in einer so glänzenden Verfassung, wie viele glaubten. Auch die Reparationszahlungen an die Sieger waren in Wirklichkeit nicht erwirtschaftet worden. Rechnet man nämlich die Milliardenanleihen aus dem Ausland, besonders den USA, gegen die deutschen Leistungen auf, so waren überhaupt keine Überschüsse erzielt worden. Deutschland nahm von den USA langfristige und kurzfristige Kredite auf. Die kurzfristigen Kredite wurden für den öffentlichen Handel genommen. Deutschland benutzte sie aber auch langfristig für Neuinvestitionen in der Wirtschaft. Dadurch, dass die Wirtschaft zusammenbrach, konnten die Reparationen und die Kriegsschulden nicht mehr an die Alliierten gezahlt werden. Als Folge nahm Deutschland wieder Kredite von den USA auf, um diese Schulden zu begleichen und vorhergehende Kredite aus den USA wieder zurückzuzahlen zu können. In Deutschland machten sich aber manche Wirtschaftsführer und auch zahlreiche Kommunalpolitiker über das ausgeliehene Geld überhaupt keine Gedanken. Sie glaubten, man könne immer neue Summen aufnehmen.
Da es in Amerika in den zwanziger Jahren ebenfalls einen Aufschwung gab, schlossen sich viele Unternehmer zu kapitalkräftigen Konzernen zusammen. Durch die dadurch entstandene Fließbandproduktion erreichten sie ernorme Produktionsziffern. Als Folge stieg in den Zwanziger Jahren die Zahl der produzierten Autos in den USA von 9 Millionen auf über 23 Millionen. Jedoch zeigte sich 1927 der erste Riss, da die Industrieproduktion die Nachfrage übertraf. Durch das Hochgefühl der letzten Jahre hatten viele Amerikaner Aktien erworben, um am Wachstum teilzuhaben. 1929 verkauften viele Aktionäre ihre Wertpapiere, um Kursverlusten durch die Überproduktion zuvorzukommen.
Es ging jedoch bis zum 24 Oktober 1929 noch alles gut. Genau wie die Wochen davor, öffnete die Börse an diesem Tag eher ruhig. Nach dem Beginn um 10 Uhr wechselten in der ersten halben Stunde 1,6 Millionen Aktien ihren Besitzer. Plötzlich setzte jedoch eine hektische Verkaufswelle ein. Eine große Anzahl von Aktionären geriet ohne erkennbaren Auslöser in Panik. Schon um 10 Uhr 50 waren die Verluste deutlich zu erkennen, mit der Folge, dass jeder seine Wertpapiere zu jedem Preis verkaufte. Dadurch, dass jeder verkaufte, und niemand die Papiere für billig hielt und kaufte, sausten die Kurse in den Keller. Um halb zwölf hatte sich der Markt einer blinden, schrankenlosen Furcht ergeben. Es wurde immer mehr verkauft und keiner wollte mehr kaufen. Bis ein Uhr Mittags hatten sich 11,25 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst. Große Banken versuchten noch eine Stütze der wichtigsten Papiere und kauften sie. Doch auch dies half nichts mehr. Bis zum Börsenschluss waren 12.894.650 Aktien von 974 Firmen verkauft, ein bis dahin unerreichter Rekord und etwa das Vierfache des normalen Tagesvolumens. Dieser Tag wird darum als Auslöser der gesamten Börsenpanik gesehen, und ist heute als schwarzer Donnerstag (24 Oktober 1929) bekannt.
Am Freitag den 25 Oktober 1929, gingen die Verkäufe weiter. Bei vielen Aktionären reichten die Depotbestände nicht mehr aus um ihre Kredite zu decken. Die Banken forderten darum den umgehenden Verkauf der Wertpapiere. Es gab Tumulte auf den Straßen, vor allem in der Wallstreet. Einige Aktionäre stürzten sich in völliger Verzweiflung aus den Fenstern der oberer Etagen. Viele Banken erklärten sich für zahlungsunfähig. Das niedrige Kursniveau vom Donnerstag wird am Freitag trotz eines Aktienumsatzes von acht Millionen Stück gehalten. Aber die beginnende Panik erreicht nun auch Europa und beschert einen "schwarzen Freitag". Kaum bekannt sind jedoch noch der schwarze Montag und der schwarze Dienstag. Sofort nach Eröffnung überflutete am Montag, den 28. Oktober, eine Flut von Verkaufsaufträgen die Börse. Darum ist dieser Tag eigentlich am wichtigsten, denn es begann das eigentliche Desaster. Der Dow Jones stürzte senkrecht von knapp 300 auf 260 Punkte ab. Dann kam der schwarze Dienstag. In den ersten sechs Börsenminuten fielen manche Werte um einen Dollar pro zehn Sekunden. Bis zum Mittag waren über 8.350.000 Aktien abgestoßen worden. Die Folge war, dass die Banken die Kredite zurückforderten. Es kam zu Zwangsverkäufen, die den Abwärtstrend noch mehr beschleunigten. Am Ende des Tages hatten 16,5 Millionen Aktien ihren Besitzer gewechselt. Zu jedem nur gebotenen Kurs wurden Aktien in einer immer größer werdenden Verkaufswelle abgestoßen. Diese Börsenkatastrophe und ihr Nachbeben betrafen ein bis drei Millionen US-Amerikaner. Viele verloren ihr gesamtes Vermögen.
Dadurch, dass Amerikas Wirtschaft während der Zeit des Aufschwungs viel Geld in Europa, Asien und Lateinamerika investiert hatte, merkten diese Länder den Börsenkrach deutlich. Durch den Börsenkrach blieben die Kredite dort bald aus und es wirkte sich dadurch auch auf die Wirtschaft in diesen Ländern aus. Es rächte sich in Deutschland jetzt, dass man so viele kurzfristige Anleihen aufgenommen hatte. Die amerikanischen Banken riefen in ihrer Panik alle Guthaben so schnell wie möglich ab. Die deutsche Wirtschaft geriet so in eine plötzliche, nicht auszugleichende Kapitalnot. Die Folge war ein Rückgang der gesamten wirtschaftlichen Tätigkeit und damit der Steuereinnahmen, während die Zahl der Arbeitslosen stark anstieg. Die Beiträge, die die Arbeitnehmer in die Arbeitslosenversicherung zahlten, reichten schon Ende 1929 nicht mehr aus, um das Heer von über 3 Millionen Arbeitslosen zu unterstützen. Das Reich musste einspringen um die nötigen Summen aufbringen.
Im Jahre 1930 konnte man mit dieser Krise nicht mehr umgehen, und versuchte eine Lösung zu finden. Hierbei wurde der Dawes-Plan durch den Young-Plan ersetzt. Mr. Young war Präsident der internationalen Sachverständigenkommission zur Regelung der Reparationsfrage. Durch diesen Plan sollten die endgültigen Reparationszahlungen von Deutschland festgelegt werden. Am 18.03.1930 wurde dieser Plan vom deutschen Reichstag verabschiedet, und trat am 17.05.1930 rückwirkend für den 01.09.1929 in Kraft. Der Plan beinhaltete, dass Deutschland erst 37 Jahresraten steigend von 1,7 Mrd. GM bis zu 2,1 Mrd. GM zahlen sollte. Weiter sollte Deutschland dann 22 Jahresraten von jeweils 1,65 Mrd. GM zahlen. Dies bedeutete, dass erst im Jahre 1988 die Reparationsverpflichtung erfüllt gewesen wäre. In der Zeit des Young-Plans wurde auch die Bank für internationalen Zahlungsausgleich gegründet, da Deutschland die Reparationen in fremder Währung zahlen musste. Außerdem wurde Deutschland eine internationale Anleihe, die so genannte Younganleihe, in Höhe von 300 Millionen Dollar gewährt. Ein weiterer Punkt des Planes war die vorzeitige Räumung des Rheinlands bis 30. Juni 1930 (5 Jahre früher als im Versailler Vertrag vereinbart) und das Ende der Souveränitätsbeschränkungen von Reichsbank und Reichsbahn.
Schon 1932 wurde der Young-Plan wieder aufgehoben und durch das Hoover-Moratorium ersetzt, das nach Verhandlungen des Reichskanzlers Heinrich Brüning mit dem amerikanischen Präsidenten Hoover zustande gekommen ist. Das Hoover-Moratorium sah einen einjährigen Aufschub aller Zahlungen auf Schulden der Regierung, Reparationen und Wiederaufbauschulden vor. Mit einbezogen waren das Kapital und die Zinsen. Ausgeschlossen sind jedoch Schuldverpflichtungen der Regierung, die sich in Privatbesitz befinden. Den politisch Weitschauenden war kurz darauf schon klar, dass die Reparationszahlungen auch nach einem Jahr nicht mehr fortgesetzt werden würden und das Ende der Reparationen bereits eine Tatsache war. Wenige Wochen später zeigte sich aber deutlich, dass nicht die Reparationszahlungen sondern die Weltwirtschafskrise der Grund für Deutschlands Schwierigkeiten war.
Der Grund dafür war,, dass die Banken im Ausland, durch die Krise, zahlungsunfähig waren. Ab November 1930 forderten die USA und Frankreich kurzfristig ihre Kredite zurück. Die Krise erfasste in Deutschland hauptsächlich kleinere Banken, was zur Folge hatte, dass vorerst das Ausmaß durch die Banken nicht so stark war.
Nach dem Zusammenbruch eines großen Textilkonzerns musste die wichtige Danatbank ihre Schalter schließen, da sie Hauptgläubigerin dieses Konzerns war. Daraufhin brach in Deutschland eine Panik aus. Unzählige Menschen liefen zu ihren Banken, um ihr Guthaben zu retten. Die Regierung musste deshalb, durch Notverordnungen, alle Banken und auch die Börsen für viele Wochen schließen. Außerdem führten sie die Devisenbewirtschaftung ein. Dadurch hatten sie eine Überwachung, Beschränkung und Lenkung der Kapital- und Steuerflut ins Ausland. Doch das änderte nichts daran, dass Milliarden ins Ausland geflossen waren und weiterhin litt die Wirtschaft unter dem Kapitalmangel. Überall musste das Reich mit großen Summen einspringen, um den Zahlungsverkehr wieder anzukurbeln. Die Arbeitslosenzahl blieb während dieser Zeit gleich. Darum musste der Reichshaushalt durch immer neue Notverordnungen versuchen, im Gleichgewicht zu bleiben.
Genauso wie in Deutschland gab es in Amerika den Nationalen Notstand. Präsident Delano Roosevelt, welcher im Jahre 1932 als Demokrat gewählt wurde, rief ihn aus. Hinzu kam, dass er unter der Leitung von Brain Trust (Mitarbeiterstabs Roosevelts) den New-Deal ins Leben rief. Damit wollten sie die innenpolitische Bewältigung der Wirtschaftskrise versuchen. Die Maßnahmen wurden von einem Stab wissenschaftlicher Arbeiter geplant, der jedoch am privatwirtschaftlichen System festhielt. Der New-Deal wurde nicht auf einmal durchgeführt, sondern war auf mehrere Jahre verteilt.
1. Im Jahre 1933 (1. Phase):
Die erste Phase des New-Deals sollte unmittelbare Not lindern und die Wirtschaft durch schnelle Sanierung wieder in Gang bringen. In dieser Phase wurden auch die meisten Lösungsversuche erstellt.
1.1 AAA (Agricultural Adjustment Act) = Landwirtschaftsregel
- Anbaubeschränkung
- Anbausteuerung
- Zahlung von Prämien für die Stilllegung von Anbauflächen
=> Drosselung der Überproduktion
1.2 TVA (Tennessee Valley Authorithy) = größte Regionalplanung
- Bau von Wasserkraftwerken
- Bau von Industrieanlagen
- Bau von Flussregulierungen
- Bau von Bewässerungsanlagen
- Erosionsbekämpfung durch Aufforstung
1.3 NIRA (National Industrial Recovery Act) = Wiederaufbau der Industrie
\' - codes of fair competition\': Absprachen zwischen konkurrierenden Firmen
- Produktionsbeschränkungen
- Preisabsprachen
- Arbeitszeitregelung (40-Stunden-Woche)
- garantierte Mindestlöhne = Fair Labor Standards Act (FLSA)
- Verbot von Kinderarbeit
- Arbeitsverträge zwischen Gewerkschaften und Industrie (National Labor Relation Act)
=> Preiserhöhungen in der Zukunft durch Mehrbelastungen
=> sofortige Belebung der Nachfrage
1.4 CCC (Civilian Conservation Corps) = freiwilliger Arbeitsdienst
- zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
- 250.000 junge Arbeitskräfte
- Einsatz im Straßen-, Brückenbau, etc.
2.Im Jahr 1935 (2.Phase)
Die Reform der 2. Phase soll die Position der Farmer und Arbeiter stärken und die Gegner des New-Deals ausschalten.
2.1 WPA (Works Progress Administration) = zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
- Organisation der öffentlichen Bauprogramme
- Ausstattung mit großen finanziellen Mitteln (11 Mrd. Dollar)
2.2 National Labor Relations Act = Regelung der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
- Errichtung einer Schlichtungs- und Aufsichtsbehörde
- Arbeiter bekommen Organisations- und Verhandlungsfreiheit
- Arbeiter bekommen das Streikrecht
2.3 Social Security Act = umfassende Sozialversicherung
- Altersversicherung
- Invalidenversicherung
- Arbeitslosenversicherung
- Hinterbliebenenversicherung
2.4 Housing Act
- Sanierung der verslumten Städte
- Förderung des Wohnungsbaus
3.Im Jahr 1935
3.1 Neutrality Act = Neutralitätsgesetzgebung
- Verbot des Verkaufs und der Lieferung von Waffen an kriegsführende Staaten
4.Im Jahr 1941
4.1 Lend Lease Act = Leih- und Pachtgesetz
- ermächtigt zu Kriegslieferungen an die Alliierte auch ohne Bezahlung
Die Folgen des New Deals Waren:
- Neuformulierung des gesellschaftlichen Bewusstseins unter sozial-staatlichen Prinzipien
- Verwirklichung der Forderungen J.M.Keynes\' zur antizyklischen Wirtschaftspolitik, in der erhöhte Staatsausgaben die Wirtschaft ankurbeln sollten.
- Stärkung der Rolle des Staates im Wirtschaftsprozess
- neue Kompetenzen des Bundes und des Präsidenten
- Entstehung einer großen Bürokratie
- wirtschaftlicher Aufschwung durch Staatsinvestitionen (deficit spending)
- Regulierung von Preisen, Kaufkraft und Produktion, Förderung von Krisen-
Wirtschaftszweigen durch öffentliche Mittel
- hohe Steuern führen zu stärkerem sozialen Ausgleich in Einkommen und Vermögen
- Bruttosozialprodukt lag 1939 noch immer unter dem Stand von 1929
- konjunktureller Rückschlag 1938 durch Kürzung der Ausgaben
- Arbeitslosigkeit nicht beseitigt; 1935: 8 Mio. Arbeitslose; 1938: 10 Mio. Arbeitslose
- Strukturprobleme der Landwirtschaft mit Überproduktion und Verschuldung blieben gleichfalls weiter bestehen
=> tief greifender Wandel in der Verfassung der USA
=> staatliche Eingriffe in das bislang privater Initiative überlassene Wirtschaftsleben
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