Der Ursprung dieses Rätsels, das wohl eines der faszinierendsten unserer Zeit ist, geht auf den griechischen Philosophen Platon zurück. In zwei Stellen seinr "Dialoge", im "Timaios" und im "Kritias", spricht er von Atlantis. Sein Wissen geht auf die Erzählungen verschiedener Personen zurück, zuletzt auf den Bericht des athenischen Gesetzgebers Solon, der um 590 v.Chr. Ägypten besucht hat. Auf dieser Reise gelangte er in die Stadt Sais, die während der 24. Dynastie eine bedeutende Rolle gespielt hat. Ihre Ruinen liegen am Rosettarm des Nils bei dem Dorf Sa el-Hagar. Hier wurde er von ägyptischen Priestern mit großen Ehren empfangen, und die berichteten Solon von einem Ur-Athen (dessen staatliche Einrichtungen in den Grundlagen mir dem von Sokrates entwickelten Gemeinwesen übereinstimmten). Dieses Athen hat nach den Aussagen der Ägypter in einem heldenhaften Kampf den großen Inselkontinent Atlantis besiegt, der jenseits der Säulen des Herakles (Gibraltar) lag. Der Kampf, bei dem die Atlanter zehntausend Kampfwagen und zwölftausend Schiffe aufbotenm habe vor neuntausend Jahren stattgefunden.
Von Atlantis wird gesagt es sei ein Inselkontinent gewesen dessen Bewohner eine hohe Kultur entwickelt hätten. Das Reich sei größer als Libyen und Kleinasien zusammen und von Königen regiert worden, ferner wird berichtet, die Herrscher hätten sich alle fünf bis sechs Jahre getroffen, um ein kompliziertes Ritual mit Stierjagden und Opfern durchzuführen.
Im "Kritias" heißt es:" Die Menschen, die dort lebten, bauten ein umfangreiche, schöne Stadt, deren Glanz jeder König noch vermehrte. Die Stadt bestand aus einer zentralen Insel, wo der König in einem schönen Palast lebte, umgeben von drei konzentrischen Wasserringen, die mit zwei Landringen abwechselten. Die Wasserringe waren überbrückt, um einen Übergang zu schaffen; durch Landringe wurden Kanäle gegraben, damit die Schiffe zu den zentralen Inseln gelangen konnten. Von dem äußeren Ring wurde ein Kanal zu dem etwas entfernten Meer gegraben."
Platon läßt den Kritias auch den moralischen Niedergang und den ungezügelten Ehrgeiz der Atlanter beschreiben. Doch da habe Zeus die Götter zusammengerufen, um die Bestrafung zu erörtern.....Der Bericht des Krititas bricht damit ab.
Doch im "Timaios" heißt es vom Ende des Inselkontinents Atlantis, ein schlimmer Tag und eine schlimme Nacht seien gekommen, und es habe gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen gegeben. Atlantis sei im Meer versunken, auch sei die ganze Streitmacht vernichtet worden. Heute noch könne man "das Meer dort weder befahren noch erforschen, weil in ganz geringe Tiefe der Schlamm im Wege liegt, den die Insel, als sie sich senkte, zurückgelassen hat". Damit wird die zu Platons Zeiten herrschende Auffassung von der Seichtigkeit des großen westlichen Meeres wiedergegeben.
Frühe Versuche der Lokalisierung
Bereits im Altertum gab es verschiedene Arten der Erzählungen von Atlantis, wobei die ursprüngliche Quelle immer Platon gewesen ist. Schon damals bezweifelten einige die Wahrheit, so Aristoteles. Der Geograph Strabon glaubte, die Geschichte sei von Platon erfunden worden. Andere, so der griechische Philosoph und Geograph Poseidonis hielten den Bericht für wahr. Es gab auch Versuche der Lokalisierung. Später griffen die Kirchenväter die Legende auf und bauten sie in ihre allegorischen Erzählungen ein. Im 15. /16. Jahrhundert, zur Zeit der großen Entdeckungen, spielten Inseln oder Kontinente, die man zu finden hoffte, darunter Atlantis eine wichtige Rolle. Es setzten, wie im Altertum, zahlreiche Versuche ein, den versunkenen Kontinent aufzuspüren. So soll Sizilien Atlantis, gewesen sein, dann die Kleine Syrte in Nordafrika. Andere verlegten die Insel nach Tartessos an der Südküste von Spanien. Noch andere sprachen von den Kanarischen Inseln, den Azoren, von Malta, der Sahara, Grönland, Helgoland, Spitzbergen, der Arktis, der Krim, den Britschen Inseln, der Nigermündung, Skandinavien, von der Nordsee, von Amerika......
Als der Engländer Sir Arthur Evans um 1900 Knossos ausgrub und damit das Kreta wiedererstehen ließ, war das Interesse an diesen archäologischen Arbeiten groß. Man wünschte, noch mehr zu erfahren von dieser Kultur, die vor dreieinhalbtausend Jahren bestanden hatte und, aus welchen Gründen auch immer, untergegangen war. 1909 erschien zu diesem Thema in der britischen "Times" ein anonymer Artikel. Wie sich später herausstellte, hatte ihn ein gewisser Frost geschrieben, ein Gelehrter für klassische Studien. Er nahm 1913 in einem weiteren Artikel zur minoischen Frage Stellung: "Die neuen archäologischen Grabungen auf Kreta machen es nötig, sämtliche Vorstellungen von der Geschichte des Mittelmeerraumes aus der klassischen Zeit zu überdenken." Zum Untergang des minoischen Reiches sagte er, "es sei, als ob die Sage von Atlantis wahr geworden wäre..... So ganz und gar minoische Züge sind es, welche Platons Atlantisbeschreibung im "Timaios" und "Kritias" offenbart, daß selbst ein Geist wie Platon nicht so viele Tatsachen auf einmal erfunden haben kann, die über jeden Verdacht erhaben sind.
Vergleich mit den Bechern von Vaphio
Nach der Gleichsetzung des Minoischen Reiches mit Atlantis vermerkte Frost: "Beispielsweise der große Hafen mit seinem Gewimmel von Schiffen und Kaufleuten aus aller Welt, die mit allem technischen Raffinement angelegten Baderäume, das Stadion und das feierliche Stieropfer - all dies ist ,wenn auch nicht ausschließlich minoisch. Liest man dann vollends in Platons "Kritias", daß ein im Poseidon - Heiligtum weidender Stier ganz ohne Waffen, nur mit Stöcken und Stricken gefangen werden sollte, so hat man es mit nichts anderem als einer unmißverständlichen Beschreibung dessen zu tun, was sich in der "Stierkampfarena" von Knossos abspielte, jener Eigentümlichkeit, die Nichtkreter am meisten befremdete und die Sage vom Minotauros aufkommen ließ. Platons Worte beschreiben haargenau Szenen, wie sie auf den Bechern aus Vaphio dargestellt sind, die ohne Frage das Einfangen wilder Stiere für die einst bei den minoischen Kretern übliche Art des Stierkampfes wiedergeben."
Auch der griechische Professor für Seismologie, Angelos Galanopoulos, sieht in Atlantis mehr als nur eine Sage. Er schreibt: "Auch nur oberflächlichen Kennern der großen Kulturen der Kupferzeit gilt Atlantis ,wie Platon es beschrieben hat, als ausgesprochener Höhepunkt des damaligen Kulturstandes." Der Gelehrte glaubt an die Echtheit de Dokuments, das Solon nach Griechenland mitgebracht hatte. Kommen dann noch einmal Zweifel auf, so versucht er, Unvereinbares durch einen Übersetzungsfehler zu erklären. Bei den Zahlenangaben handelt er ähnlich: Dort streicht er, wie andere Forscher es auch getan haben eine Null - denn somit ergibt sich eine Übereinstimmung des Zeitpunktes der Zerstörung von San Torin mit der Vernichtung Atlantis. Galanopoulos meint außerdem: Die Hauptstadt von Atlantis mit ihren konzentrischen Ringen sei die Insel Thera gewesen, während die Ebene um den königlichen Palast auf Kreta zu finden sei, und zwar im Süden, auf der Mesara - Ebene.
An der Diskussion über Atlantis hat sich der Professor für Klassische Philologie an der Universität Dublin, Luce, beteiligt. 1969 legte er eine umfangreiche Untersuchung mit dem Titel "Atlantis, - Legende oder Wirklichkeit" vor. Er stellt die Frage: "Handelt es sich bei dem, was Platon schrieb, um bloße Erfindung eines Fabuliers...? Oder enthält der Bericht die vage dunkle Erinnerung an Ereignisse, die sich tatsächlich abgespielt haben?" Luce meint, die Legende von Atlantis könne wie andere griechische Sagen einen harten Kern historischer Tatsachen verkörpern. 1971 sagte er: "Die Sage muß im Zusammenhang mit dem Gesamtbild des minoischen Kretas aufgefaßt werden..... wir erkennen dann, daß Atlantis im wesentlichen die dahingeschwundenen Herrlichkeiten der Minoischen Kultur bedeutet...."
Atlantis ist Utopia
Zweifel an der Sage von Atlantis sind, wie schon erwähnt, alt. Eine besonders scharfe Kritik legte bereits 1841 de Franzose Henri Martin mit seinen "Studien über Timaios" vor. Nach seiner Überzeugung ist Platons Geschichte reine Dichtung; sie sei ägyptischen und nicht griechischen Ursprungs; wenn Atlantis existiert haben sollte, hätte es im Atlantik liegen müssen und nicht anderswo. "Wir hören besser auf, nach Atlantis zu suchen, den es ist in Wahrheit >Utopia |