7.1. Die Bedeutung des Verlustes Husseins im Nahost - Konflikt
Zeitungsartikel vom 7. Mai 2000
Der Nahe Osten brodelt
König Hussein hinterläßt in der instabilen Region ein Vakuum
Von Andrea Nüsse
Der kleine König liegt im Sterben - ein großer Verlust nicht nur für Jordanien, sondern für die gesamte instabile Region des Nahen Ostens. Zwar hat König Hussein gewissenhaft seine Nachfolge geregelt, doch den Zeitpunkt seines Abtretens hatte er nicht in der Hand: Der kommt denkbar ungünstig. Nicht nur im eigenen Land türmen sich die Probleme auf. Wirtschaftskrise, Groll in der Bevölkerung über die ausbleibenden ökonomischen Gewinne aus dem umstrittenen Friedensschluß mit Israel, Wassermangel - daraus schlagen vor allem die Islamisten Kapital.
Aber auch in den seit dem Golfkrieg nicht zur Ruhe gekommenen Nachbarländern brodelt es. Der irakische Staatschef Saddam Hussein versucht mit seinen Provokationen die Region zu destabilisieren in der paradoxen Hoffnung, damit arabische Unterstützung für die Aufhebung des nach dem Golfkrieg verhängten UNO-Embargos zu erzwingen. Die USA antworten mit Bomben und haben als Antwort auf Iraks Dikatator Saddam eine Riesenstreitmacht in der Region plaziert, die manchem US-Bündnispartner wegen der anti-amerikanischen Haltung im Volk Sorgen bereitet. Die von Europa enttäuschte Türkei bildet mit einem neuerdings verbündeten Israel eine argwöhnisch beäugte Achse in der Region.
Vor allem aber ist Jordanien von den Ereignissen auf der anderen Seite des Jordan betroffen. Nicht nur ist die jordanische Bevölkerung mehrheitlich palästinensischer Abstammung; auch leben Hunderttausende Flüchtlinge im Land, auf deren Recht auf Rückkehr Jordanien besteht. Der Friedensprozeß zwischen Israel und den Palästinensern, an dem der Vermittler Hussein maßgeblich beteiligt war, steckt jedoch erneut fest. Beim letzten Versuch, die Verhandlungen zwischen beiden Völkern wieder in Gang zu bringen, im Oktober 1998 in Wye, wurde der schwerkranke König aus seinem Krankenhaus eingeflogen, um die Kontrahenten zur Einigung zu bewegen.
In Zukunft werden die USA zur Vermittlung in Nahost wieder verstärkt auf den ägyptischen Präsidenten Mubarak zurückgreifen müssen. Denn der politisch unbedarfte Thronfolger Abdallah hat nicht das historisch gewachsene Gewicht seines Vaters. Außerdem wird Abdullah sich zunächst im eigenen Land Anerkennung verschaffen müssen - was eher durch Wirtschaftsaufschwung und die Fortsetzung der zaghaften Demokratisierung zu erreichen ist als durch einen Einsatz für den Ausgleich mit Israel.
Mit Hussein ist eine tragende Säule des Friedensprozesses weggebrochen. Um so mehr Verantwortung lastet auf den anderen Mitspielern, darunter der Europäischen Union: Wie von Palästinensern und anderen Arabern seit langem gefordert, könnte sie sich politisch mehr einmischen, anstatt nur Geld zu geben. Diese Botschaft könnte Bundesaußenminister Joschka Fischer bei seinem anstehenden Besuch überbringen.
7.2. internationale Bedeutung des israelisch-arabischen Konflikt
- Gründung des Staates Israels trug zu Bildung zweier Blöcke bei
- SU befürwortete erst eigenen jüdischen Staat
- Ende 1948 wechseln der Fronten
- sahen im arabischen Nationalismus vielversprechendere Perspektiven
- Israelisch-arabischer Konflikt war Schauplatz des Kalten Krieges, denn die Amerikaner
unterstützen Israel und die SU belieferte die Araber mit Waffen
- Israel, Frankreich und Großbritannien entschlossen sich gegen Ägypten vorzugehen
- Ende des Einflußes der USA und der UdSSR
internationale Staatengemeinschaft mischte sich in die Rückgabe der israelischen
Gebietsgewinne ein
- Verlangte den Abzug der Truppen aus Welstjordanland, den Golanhöhen und dem
Gazastreifen
- Yom - Kippur - Krieg hatte unmittelbare internationale Auswirkungen
- ägyptische Präsident wollte Israel zu Verhandlungen zwingen
- Umfunktionierung des Ölexports zu einer Waffe
- verhängten über die mit Israel befreundeten Staaten ein Ölembargo (Die Vereinigten
Staaten, die Niederlande, Portugal und Südafrika
- wollten Ölforderung so lange um 5% drosseln bis Israel sich aus den besetzten Gebieten
zurückzieht
- Verfünfachung der Ölpreise, Folge: internationale Wirtschaftskrise
- es gab keinen vergleichbaren Krieg seit 1979 der solche internationalen Auswirkungen hatte
7.3. Wunschvorstellungen für die Zukunft von Israel
- sehen kein Lösung des Konflikts in bilateralen und multilateralen Programmen
- Regionale Organisation ist der Schlüssel für Frieden und Sicherheit
- Förderung des individuellen Wohlstandes, des staatlichen Wachstums und wirtschaftliche
Entwicklung
- Ziel: Schaffung einer regionalen Staatengemeinschaft mit gemeinsamen Wirtschaftsmarkt
nach Vorbild der europäischen Union
- 1. Schritt, binationale und multinationale Projekte z.B. gemeinsame Forschunsinstitute für
Wüstennutzung
- 2. internationales Konsortium bilden, langfristige Kapitalinvestionen
- 3. regionale Kommunalspolitik mit Entwicklung offizieller Institutionen
- ob solch ein positiver Ausgang den Arabisch - Israelischen Konflikt beendet oder ob, der
Konflikt je beigelegt werden ist ungewiß
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