|
Agrippina die Jüngere wurde am 6.November 15 n.Chr.
als älteste Tochter des Germanicus Iulius Caesar, dem
adoptierten Sohn des regierenden Herrscher Tiberius,
und der Agrippina der Älteren im heutigen Köln
geboren.
Gemäß ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung (die
ganze Familie war gesellschaftlich hoch angesehen),
erhielt sie eine entsprechende Bildung.
Getrennt wurde sie von ihrem Vater mit 4, als er 19
n.Chr. mit 34 Jahren an mysteriösen Umständen starb
und von ihrer Mutter, als diese 28 n. Chr. ins Exil
musste, weil sie Tiberius öffentlich indirekt als
Giftmörder beschuldigt hatte.
Im selben Jahr noch wurde Agrippina mit ihrem 28
jährigen Cousin Cn. Domitius Ahenobarbus verheiratet
(sie war erst 12 (!)).
Da sie mit ihrem Bruder Caligula ein gutes Verhältnis
pflegte, nahm ihr Leben im März 37 n.Chr. eine
entscheidende Wendung. Tiberius (ihr Großvater) starb
und ihr Bruder Caligula wurde für 4 Jahre sein
Nachfolger. Agrippina hatte somit die verstärkte
Möglichkeit, ihre politische Macht, die sie schon
immer durch ihre männlichen Verwandten ausgeübt hatte,
zu vergrößern.
Am 15. Dezember desselben Jahres gebar sie ihren
ersten und einzigen Sohn Cn. Domitius Ahenobarbus
(Nero), dessen Vater 40 n.Chr. eines natürlichen Todes
starb.
Als die Verschwörung gegen ihren Bruder, an der sie
auch beteiligt war, scheiterte, wurde sie ins Exil
verbannt. Da ihr Bruder jedoch kurze Zeit später wegen
seines unübersehbaren Wahnsinns umgebracht wurde,
wurde nun ihr Onkel Claudius Kaiser. Dieser holte sie
wieder aus ihrer Verbannung zurück. Agrippina suchte
nun einen neuen Mann, durch den sie wieder politischen
Einfluß üben konnte. Ihre Wahl fiel auf C. Sallustius
Cripsus Passienus, einen höchst einflußreichen und
vermögenden Senator. Jedoch war sie nach wenigen Jahre
wieder Witwe - nicht ohne sich zuvor das Erbe
gesichert zu haben.
Da währenddessen Kaiser Claudius ebenfalls Witwer
geworden war, gab Agrippina alles dafür seine neue
Gemahlin zu werden. Mit Hilfe des einflußreichen
\"libertus\" Pallas, der für die Finanzen des Staates
zuständig war, gelang es ihr, den anderen
Kandidatinnen vorgezogen zu werden; als Gegenleistung
geht sie mit ihrem Helfershelfer ein dauerhaftes
Verhältnis ein.
Zwar war es nicht erlaubt, dass Onkel und Nichte
heirateten, aber um dieses Problem zu lösen, änderte
Claudius einfach das Gesetz, womit dann der Hochzeit
nichts mehr im Wege stand.
Durch ihre Hochzeit mit Kaiser Claudius im Jahre 49
n.Chr. besserte sich ihre Situation gewaltig, da sie
an Claudius` Macht und Ansehen teil hatte. Nie zuvor
wurde eine Frau in der römischen Geschichte so
herausgestellt. Sie hob sich z.B. durch besonders
prunkvolle Kleidung von anderen Frauen ab (z.B. ein
golddurchwirkter Mantel). Sie besaß eine
praetoriansche Ehrenwache und hatte ebenso einen
Ehrenplatz an der Seite ihres Mannes bei Spielen.
Das größte Ehrenrecht von ihr war allerdings, dass sie
als erste Römerin das volle Münzrecht erlangt hatte
und somit ihr Abbild, ohne Claudius` Abbild, auf die
Münzen geprägt worden war.
Sie drängte Claudius dazu, ihren Sohn Nero zu
adoptieren, da es von Anfang an ihr Ziel gewesen war,
ihre Macht auch nach dem Tod des Claudius aufrecht zu
erhalten und zu stärken. Ebenso bewirkte sie, dass
Claudius die Verlobung seiner Tochter Octavia
rückgängig machte, um sie mit Nero zu verheiraten.
Claudius repräsentierte Nero als seinen Nachfolger und
vernachlässigte seinen leiblichen Sohn Britannicus
vollständig.
Als am 13. Oktober 54 n.Chr. Kaiser Claudius starb,
angeblich durch ein vergiftetes Pilzgericht seiner
Gattin, was ihr durch ihre Machtbegierigkeit
zuzutrauen ist, wurde Nero zum Kaiser.
Am Anfang von Neros Regentschaft gestaltete sich das
Verhältnis Mutter und Sohn noch gut und innig. Da Nero
erst 17 Jahre alt war und teils noch
regierungsunfähig, war Agrippina diejenige, die
Entscheidungen traf und in den ersten 1 ½ Jahren eine
beherrschende Rolle spielte.
Nero entzog sich immer mehr dem Einfluß seiner Mutter.
Im Jahre 55 n.Chr. kam letztendlich der Bruch zwischen
Mutter und Sohn. Er nahm ihr von Zeit zu Zeit alle
Sonderrechte, bis sie schließlich den Palast verlassen
musste. Öffentlich zeigten Nero und seine Mutter noch
\"gute Miene zum bösen Spiel\", jedoch bemerkte auch das
Volk nach und nach die Spannungen zwischen Agrippina
und ihrem Sohn.
Anfang des Jahres 59 n.Chr. fasste Nero schließlich
den Entschluß, sich seiner Mutter zu entledigen.
Durch einen Bootsunfall sollte sie ertrinken und somit
ums Leben kommen. Allerdings konnte sich Agrippina mit
leichten Verletzungen schwimmend ans Ufer retten.
Jedoch zu hause angekommen wurde sie, von ihrem Mörder
schon erwartet, getötet. Ihrem Mörder soll sie
entgegnet haben: \"Triff diesen Leib (der Nero geboren
hat)\".
Als die Öffentlichkeit eine Erklärung verlangte,
verbreitete Nero ein schlechtes Bild von seiner
Mutter. Viele gaben sich damit zufrieden, da Agrippina
schon immer viele Feinde gehabt hatte.
Es ist schließlich nicht zu leugnen, das Agrippina die
Jüngere eine skrupellose, machthungrige Frau gewesen
war!
|
