Geldüberhang = Inflation
Wenn sich im Zustand der Vollbeschäftigung der Geldstrom weiter verbreitert ( mehr Geld in Umlauf kommt ), so steigen die Preise, weil mehr Geld zur Verfügung steht bei gleicher Anzahl Waren. Man ist bereit mehr zu bezahlen, um die Güter zu erhalten. Die Folge sind Preissteigerungen. Diesen Zustand bezeichnet man als Inflation oder Teuerung.
Inflation bedeutet ein Missverhältnis zwischen Geld- und Gütermenge in dem Sinne, dass in einer Volkswirtschaft "zuviel" Geld ( Geldüberhang )und "zuwenig" Güter vorhanden sind.
Der marktübergreifende und kontinuierliche Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus wird anhand eines Indexes der Kosten der verschiedenen Güter und Dienstleistungen gemessen. (Warenkorb). Wiederholte Preissteigerungen untergraben die Kaufkraft des Geldes (man kennt den "wahren" Wert des Geldes nicht) und anderer Finanzanlagen mit festem Wert und führen zur wirtschaftlichen Destabilität. Inflation entsteht, wenn der tatsächliche wirtschaftliche Druck und die Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen eine Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen auslöst, die das vorhandene Angebot zu den jeweils aktuellen Preisen übersteigt oder wenn sich die verfügbare Produktion infolge abnehmender Produktivität und Marktbeschränkungen verringert.
Berechnung der Inflation
Um die Inflation zu berechnen, müssen wir die Preisentwicklung möglichst vieler Güter erfassen und die durchschnittliche Preisbewegung berechnen. Diese Arbeit übernimmt in der Schweiz das Bundesamt für Statistik. Es verfolgt regelmässig die Preisänderungen und veröffentlicht laufend drei Indexreihen:
. Landesindex der Konsumentenpreise: Er zeigt, wie sich die Preise von Gütern entwickeln, die ein Privathaushalt hauptsächlich braucht.
. Index der Konsumentenpreise: Er zeigt die Preisentwicklung wichtiger Inlandwaren beim Verlassen der Fabrik sowie von Importwaren.
. Preisindex für das gesamte Bruttosozialprodukt.
Landesindex der Konsumentenpreise
Am direktesten betroffen sind die meisten Leute von einer Teuerung der Güter des täglichen Gebrauches. Die öffentliche Diskussion dreht sich vor allem um den Landesindex der Konsumentenpreise. Wenn wir davon lesen, dass die Inflation sich verstärkt oder abgeschwächt hat, dann bezieht sich das auf das Ansteigen dieses Indexes. Er hat einen Einfluss bei Lohnverhandlungen und bei Anpassungen von Alters- und Invalidenrenten.
Um den Index der Konsumentenpreise zu berechnen, muss man zuerst wissen, wofür genau die Konsumentinnen und Konsumenten ihr Geld ausgeben. Darum wurden die Ausgaben von 2000 verschiedenen Haushalten untersucht. Ziel waren die eigentlichen Konsumausgaben, das sind die Ausgaben nach Abzug von direkten Steuern, Unterhaltsbeiträgen oder Geldspenden.
Das Resultat ist ein sogenannter Warenkorb, der die Konsumausgaben eines durchschnittlichen Privathaushaltes repräsentiert.
Güterhauptgruppen des schweizerischen Warenkorbes:
. Nahrungsmittel
. Getränke, Tabakwaren
. Bekleidung
. Wohnungsmieten
. Heizung und Beleuchtung
. Haushaltseinrichtung- und Unterhalt
. Verkehr
. Körper- und Gesundheitspflege
. Bildung und Erholung
Hinter jeder Güterhauptgruppe stehen viele Unter- und Einzelpositionen
Um die reine Preisentwicklung zu erfassen, wird für eine gewisse Zeit ein konstant gleicher Warenkorb angenommen. Seit 1993 (letzte Revision) werden also monatlich immer nach dem gleichen Gewichtungsschema von 1990 die Preise von etwa 1500 verschiedenen repräsentativen Konsumgütern (Waren und Dienstleistungen) erhoben und daraus der Gesamtindex berechnet. Die Preise der folgenden Jahre werden dann im Verhältnis zum sog. Basismonat Mai 1993 ausgedrückt.
Die Resultate, die unter anderem die Lohnverhandlungsrunden der ganzen Schweiz überzeugen müssen, finden wir in der folgenden Tabelle und der dazugehörigen Grafik:
Beispiel : 0,1% mehr oder weniger Teurungsausgleich bedeuten etwa 200 Mio. Fr. mehr oder weniger Löhne pro Jahr.
Inflationsarten
In der Alltagssprache unterscheidet man folgende Arten der Inflation:
Geldinflation Die Notenbank schafft zusätzliches Geld. Meistens handelt
es sich dabei um eine Budgetinflation (die Defizite des Staates werden durch neues Geld der Notenbank gedeckt).
Kreditinflation Die Geschäftsbanken gewähren viele Kredite.
Kosteninflation Höhere Produktionskosten (meistens durch Lohnkosten bedingt) werden auf die Preise überwälzt.
Lohninflation Die Löhne werden laufend erhöht, ohne dass die Produktivität gesteigert werden kann. Die Lohninflation führt meistens zu einer Kosteninflation, indem die höheren Lohnkosten auf die Preise abgewälzt werden.
Nachfrageinflation Überbordende Ansprüche der Konsumenten auf Konsumgüter und Dienstleistungen sowie zu grosse Ansprüche an den Staat führen in einer hochentwickelten Konsumgesellschaft zu einem Nachfrageüberhang mit Inflationstendenz.
Anspruchsinflation Der Anstoss zu den Preissteigerungen erfolgt durch eine das Angebot übersteigende Nachfrage (Nachfrage der Produzenten der öffentlichen Hand und des Auslandes) nach inländischen Produkten.
Importierte Inflation Die Importgüter werden teurer. Dadurch steigt das inländische Preisniveau.
Inflationsformen
Man unterscheidet zwischen:
Schleichender Inflation Sie stellt keine ernst zu nehmende Bedrohung der gesamt wirtschaftlichen Entwicklung dar. Sie kann die wirtschaftlichen Aktivitäten sogar stimulieren, da die Illusion von persönlichen Einkommenssteigerung zu erhöhtem privatem Konsum führen kann.
Galoppierende Inflation Sie ist durch einen erheblich höheren Preisauftrieb gekennzeichnet, der in manchen Industrienationen bis zu 30 Prozent beträgt und in einigen Entwicklungsländern sogar bis zu 100 Prozent. Die galoppierende Inflation kann zu einer permanenten Bedrohung der wirtschaftlichen Stabilität
auswachsen und sich sogar noch beschleunigen.
Hyperinflation Im Extremfall entwickelt sich die galoppierende Inflation zu einer Hyperinflation, die den Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems zur Folge hat.
Geschichtlicher Hintergrund
Inflationen gab es in der gesamten Menschheitsgeschichte, aber es existieren keine Aufzeichnungen, anhand der ökonomische Entwicklungsmuster vor dem Mittelalter Nachvollzogen werden könnten. Wirtschaftshistoriker bezeichnen die Periode zwischen dem 16. Und dem 17. Jahrhundert als eine Zeit lang anhaltender Inflation.
Während des Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges kam es zu einschneidenden Veränderungen; in dieser Zeit stiegen die Preise in den USA im Durchschnitt um 8,5 Prozent im Monat; während der Französischen Revolution stiegen die Preise in Frankreich monatlich um zehn Prozent. Auf diese vergleichsweise kurzen Turbulenzen folgten lange Perioden, in denen sich abhängig von bestimmten politischen und wirtschaftlichen Ereignissen, Inflations- und Deflationsphasen abwechselten. An historischen Massstäben gemessen war die Zeit nach dem 2. Weltkrieg in vielen Ländern von relativ hohen Inflationsraten geprägt, und in der Mitte der sechziger Jahre begann sich in den meisten Industrienationen eine galoppierende Inflation zu etablieren.
Der ungünstige inflationäre Trend schlug in der Mitte der achtziger Jahre in den meisten Industrienationen ins Gegenteil um : Die strenge Geld- und Fiskalpolitik der Regierungen und der gleichzeitige starke Rückgang der internationalen Öl- und Warenpreise senkten die Inflation um durchschnittlich vier Prozent.
|