Österreich verfügt über eine moderne Wirtschaftsstruktur. Das produzierende Gewerbe ist sehr vielseitig entwickelt, und der Dienstleistungssektor ist differenziert aufgebaut. Eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung nimmt der Tourismus ein. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 188 546 Millionen US-Dollar (2001). Hierzu trug der Dienstleistungssektor 64,6 Prozent, die Industrie 33,1 Prozent und die Landwirtschaft 2,3 Prozent bei. Rechnerisch ergibt sich damit ein BIP pro Einwohner von 23 190 US-Dollar. Rund 63 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Dienstleistungsbranche beschäftigt, 30 Prozent in der Industrie und 6 Prozent in der Landwirtschaft.
6.1 Land- und Forstwirtschaft
Von der Gesamtfläche des Landes eignen sich etwa 42 Prozent zur landwirtschaftlichen Nutzung. In den Alpen und im Alpenvorland sind vor allem Milchwirtschaft und Viehzucht verbreitet. Der Ackerbau beschränkt sich auf die flacheren Gebiete im Nordosten des Landes, auf Niederösterreich und das Burgenland. Wichtigste Anbauprodukte sind Mais, Gerste, Zuckerrüben, Weizen und Kartoffeln. Wein- und Obstbau werden in den klimatisch begünstigten Regionen betrieben.
47 Prozent der Gesamtfläche des Landes sind bewaldet (2000). Ein umfangreiches Programm zur Wiederaufforstung und Erhaltung des Waldes wird seit Beginn der fünfziger Jahre durchgeführt, um die Schäden, die während des 2. Weltkrieges und durch die übermäßige Abholzung entstanden waren, auszugleichen. Mehr als 80 Prozent des Waldes bestehen aus Nadelhölzern, davon hauptsächlich Fichten, die für die Papierindustrie und die Bauwirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Für die forstliche Nutzung besonders ergiebige Wälder befinden sich in der Steiermark und in Kärnten.
6.2 Bergbau
Österreich verfügt im Alpenraum über Blei-, Zink-, Wolfram- und Eisenerze. Der Magnesitbergbau liefert rund 7 Prozent der Weltproduktion. Auch der Salzbergbau hat an Bedeutung zugenommen. Weitere Bodenschätze sind beispielsweise Gips, Quarzsand, Graphit und Kaolin. Erdöl- und Erdgasvorkommen beschränken sich vor allem auf das Wiener Becken; in Oberösterreich und in der Steiermark gibt es Braunkohle. Der Umfang der Förderung ist bei den meisten mineralischen Rohstoffen rückläufig, da der Abbau in den meisten Fällen zunehmend an Rentabilität verliert. Österreich importiert daher einen Großteil der benötigten Rostoffe.
6.3 Industrie
Die Industrie konzentriert sich in erster Linie auf die Landeshauptstädte und die wichtigsten Verkehrsachsen im Traisen- und Ybbstal sowie in der Mur-Mürz-Furche. Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sind im gesamten Land verbreitet, während sich die Textil- und Bekleidungsindustrie hauptsächlich in und um Wien angesiedelt hat. Für die Eisen- und Stahlindustrie ist Linz, für den Fahrzeugbau Steyr der wichtigste Produktionsstandort. Chemische Erzeugnisse und Erdölprodukte werden in Linz, Sankt Pölten, Schwechat und Traiskirchen hergestellt.
6.4 Währung und Bankwesen
Offizielle Währungseinheit ist seit dem 1. Januar 2002 der Euro zu 100 Cents, der den Österreichischen Schilling (Kürzel: ATS) zu 100 Groschen als alleiniges Zahlungsmittel ablöste. In einer (freiwilligen) Übergangsphase wurde der Schilling noch bis März bzw. April 2002 vom Einzelhandel angenommen und kostenlos von den Banken in Euro umgetauscht. Spätestens ab April 2002 ist der Umtausch nur noch bei der Österreichischen Nationalbank und der Münze Österreich möglich. Ab dem 1. Juli 2002 wird der Österreichische Schilling ungültig. Siehe auch Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
Die bislang schon größte österreichische Bank, die Bank Austria, übernahm im Januar 1997 für rund 17,5 Milliarden Schilling (etwa 1,27 Milliarden Euro) die Creditanstalt-Bankverein AG (CA) und gehört damit fortan zu den dreißig größten Bankhäusern Europas. Über diese beiden Großbanken werden rund 70 Prozent aller in Österreich getätigten kommerziellen Bankgeschäfte und etwa 80 Prozent des Wiener Börsenhandels abgewickelt. Die Bank Austria war 1991 durch eine Fusion aus der Wiener Zentralsparkasse und der österreichischen Länderbank entstanden.
6.5 Außenhandel
Die Handelsbilanz Österreichs ist negativ; die Kosten für Importe übersteigen die Erlöse aus dem Export. Maschinen, Kraftfahrzeuge, Rohstoffe, Konsumgüter und chemische Erzeugnisse sind die Haupteinfuhrgüter. Zu den wichtigsten Exportartikel zählen Maschinen, Eisen und Stahl, Textilien, Motoren- und Motorenteile sowie Metallwaren. Deutschland ist zugleich der größte Markt und der größte Lieferant für die österreichische Industrie. Weitere bedeutende Handelspartner sind Italien und andere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Japan, die Vereinigten Staaten, die Schweiz und Ungarn.
6.6 Verkehrswesen
Österreich verfügt über ein hoch entwickeltes Schienen-, Luftfahrt-, Wasser- und Straßenverkehrsnetz. Die Schifffahrt beschränkt sich hauptsächlich auf die Donau. Die staatliche Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft, das größte Schifffahrtsunternehmen des Landes, befördert Frachtgut und Personen. Die Flughäfen des Landes werden von vielen internationalen Fluglinien angeflogen. Der Flugverkehr konzentriert sich hauptsächlich auf Schwechat in der Nähe von Wien. Austrian Airlines, die staatliche Fluglinie, fliegt europäische und inländische Routen. Als wichtiges Transitland verfügt Österreich über zahlreiche Alpenpässe. Vor allem die Nord-Süd-Achsen (u. a. Brennerpass und Tauern-Autobahn) werden durch den Güter- und Reiseverkehr von Mittel- nach Süd- und Südosteuropa stark befahren. Insgesamt umfasst das Straßennetz rund 200 000 Kilometer (2000), das Schienennetz erstreckt sich über 5 780 Kilometer (2000).
6.7 Tourismus
Das kulturelle Angebot und die Vielzahl der Erholungsmöglichkeiten ziehen alljährlich eine große Anzahl von Touristen nach Österreich, so dass der Fremdenverkehr ein bedeutender Wirtschaftszweig geworden ist. Neben den Alpen sind vor allem die größeren Städte bevorzugte Reiseziele der Besucher (1999 rund 17,6 Millionen Auslandsgäste), von denen mehr als die Hälfte aus Deutschland kommen.
6.8 Energie
Österreich betreibt zahlreiche Wasserkraftwerke, die 67,2 Prozent des Strombedarfs des Landes decken (2001). Der restliche Teil wird überwiegend in Wärmekraftwerken erzeugt. Die Nutzung der Kernenergie wurde durch Volksentscheid im Jahr 1978 abgelehnt.
|